These: Nutzungseinheiten sind in Ihrer Fläche meist nicht begrenzt.

Nachfolgend zeige ich ausgewählte Vorgaben in Bezug auf die Flächenbegrenzung anhand der BayBO auf, da ich diese Bauordnung kenne und nicht immer nachschauen muss. Die Vorgaben aus der MBO sind analog, lediglich die Art. heißen §§ und die Nummerierung weicht teilweise ab.

Die Nutzungseinheiten (NE) sind in den Bauordnungen an sehr vielen Stellen geregelt.

Zu nennen sind (jeweils BayBO):

Art. 2 Abs. 3 P. 1,2,4

Art. 2 Abs. 4 P. 4,5,6

Art. 2 Abs. 6

Art. 27 Abs. 1 P. 2

Art. 29 Abs. 4

Art. 31 Abs. 1 und 2

Art. 33 Abs. 1 und 2

Art. 33 Abs. 6 P. 1,3

Art. 34 Abs. 1 P 3 und 4

Art. 38 Abs. 1 P. 1,2 und 3

Art. 39 Abs. 5 P. 1,2 und 3

Art. 46

Indirekt ergeben sich Regelungen in Abhängigkeit von den Nutzungseinheiten bei den Dächern, Außenwänden, Brandwänden, Rettungswegfenstern, Aufzügen, Leitungsanlagen und Lüftungsanlagen.

Auf Grund der Ausdehnung von NE ergeben sich unter anderem die entsprechenden Einstufungen in Gebäudeklassen, nach denen die Anforderungen in den Bauordnungen gestaffelt sind.

Art. 2 Abs. 3 BayBO Einstufung in die GK 1 oder 2, wenn die Bruttofläche des Gesamtgebäudes nicht mehr als 400 m² ist. Bei Einstufung in die GK 4 darf keine Nutzungseinheit 400 m² überschreiten. Dadurch ergibt sich keine Begrenzung der Flächen, sondern die GK Einstufung ändert sich und damit das Anforderungsproviel. Für GK 3 und GK 5 gibt es keinerlei Flächenbeschränkungen für die Nutzungseinheiten.

Im Übrigen darf von Einstufungen nicht abgewichen werden, lediglich von den sich daraus ergebenen materiellen Anforderungen.

Alle Nutzungseinheiten dürfen sich sogar über mehrere bzw. alle Geschosse und Brandabschnitte erstrecken und das ohne Abweichung.

Nur wenn Deckenöffnungen innerhalb von Nutzungseinheiten vorhanden sind, ergeben sich nach den Bauordnungen Flächenbegrenzungen in Abhängigkeit von der Rettungswegführung (Art. 29 Abs. 4 BayBO). Danach sind Deckenöffnungen in Nutzungseinheiten ab. GK 3 nur zulässig, wenn sich diese NE max. über 2 Geschosse erstrecken und die interne Treppe kein notwendiger Rettungsweg ist. Bei Führung eines der beiden notwendigen Rettungswege über die interne Treppe (durch die Deckenöffnung) sind nach Art. 33 Abs. 1, Satz 3 Nr. 2 BayBO nur 200 m² in beiden Geschossen zusammen ohne Abweichung zulässig.

In Verkaufsstätten dürfen bis zur Hochhausgrenze alle Geschosse dieser NE offen in Verbindung stehen und das auch ohne Beschränkung der Flächen. Allerdings ergeben sich nach VkV zusätzliche Maßnahmen (wie z. B. Löschanlagen, BMA, Brandwände oder Ladenstraßen als Ersatzbrandwände usw.). Ohne Löschanlagen dürfen Verkaufsstätten sich in offener Verbindung nur über drei Geschosse und insgesamt max. 3.000 m² erstrecken. Es sind aber keine Flächenbegrenzungen geregelt, lediglich die dann vorgesehenen Maßnahmen sind umzusetzen.

In Schulen sind offene Hallen über mehrere Geschosse zulässig (Deckenöffnung), wenn diese Halle von den Geschossen durch entsprechende Wände und Türen abgetrennt sind. Einer der beiden notwendigen Rettungswege darf sogar über diese geschossüberspannende Halle führen. Die geforderte Anlagentechnik ist im Gegensatz zur VkV gering (Öffnung zur Rauchableitung und Internalarmierung).Festzuhalten ist, dass es in Schulen keine Flächeneinschränkungen gibt.

Diese Beispiele lassen sich auch auf andere Sonderbauten ausdehnen. Für geregelte und nicht geregelte Sonderbauten ergeben sich keine Flächenbeschränkungen. Ab bestimmten Schwellwerten sind zusätzliche Maßnahmen vorzusehen.

Beispiele für NE:

• Eine Wohnung ist eine NE. Sie kann sich als einzige NE in Gebäuden der GK 1 bis GK 5 befinden. Wenn die einzelnen Räume die 400 m² Grenze nicht überschreiten, handelt es sich bei einer solchen Wohnung bzw. diesem Einfamilienhaus auch nicht um einen Sonderbau. Die zweiten Rettungswege dürfen anleiterbare Fenster sein, aber in jedem Geschoss min. eines.

In Ausnahmefällen kann eine Familie ein ganzes Hochhaus bewohnen, was bedeutet, ein Hochhaus kann auch ein Einfamilienhaus sein (Sonderbau, zusätzliche Maßnahmen).

Ab GK 3 ergeben sich Abweichungen für solch große Wohnungen, wenn kein Treppenraum vorgesehen wird (keine Deckenöffnung über mehr als 2 Geschosse und mehr als 200 bzw. 400 m² ab GK 3 zulässig). Das ist aber keine Flächenbegrenzung.

• Ein Hotel (Hotel 1) ist eine Nutzungseinheit und muss nur gegen andere Hotels (Hotel 2) oder andere Nutzungseinheiten in diesem Gebäude durch Brandwände, Trennwände bzw. Decken abgetrennt werden (NE Hotel keine Flächenbegrenzung). Innerhalb der NE Hotel 1 sind keine Nutzungseinheitstrennwände erforderlich. Das gilt auch für das Hotel 2. Lediglich die beiden Hotels müssen durch Trennwände, Brandwände oder Decken getrennt werden. Die Trennwände zwischen den einzelnen Hotelzimmern sind keine Nutzungseinheitstrennwände im Sinne der Bauordnung.

• Eine Schule ist eine Nutzungseinheit, soweit sich dort keine anderen Nutzungseinheiten befinden. Schulen können deshalb nur in die GK 3 oder GK 5 eingestuft werden, da diese meist die Grenze von 400 m² überschreiten. Um in den Genuss zu kommen hochfeuerhemmende Bauteile anzuwenden, kann die NE Schule durch Decken oder Trennwände so unterteilt werden, das jede Teilnutzungseinheit die zulässigen 400 m² nicht überschreitet. Auf die Fußbodenhöhe von max. 13 m für GK 4 wird in diesem Zusammenhang noch hingewiesen. Die Nutzungseinheit Schule ist in der Fläche und in der Geschossigkeit nicht begrenzt.

• Ein Hochhaus kann auch eine Nutzungseinheit sein (siehe oben große Wohnung). Das trifft in der Regel nicht zu, da sich dort mehrere unterschiedliche Nutzer befinden. Eine Flächenbegrenzung der einzelnen Nutzungseinheiten ist nicht geregelt, soweit sich diese nicht offen über mehr als 2 Geschosse und 200 bzw. 400 m² erstrecken. Die Anforderungen nach 40 m eine innere Brandwand vorzusehen ist obligatorisch. Durch die unterschiedlichen Brandabschnitte ergeben sich aber keine unterschiedlichen Nutzungseinheiten.

• Eine Versammlungsstätte ist eine Nutzungseinheit. Versammlungsstätten sind auch nicht in der Fläche begrenzt. Das gilt auch für Pflegeheime, Krankenhäuser und die anderen Sonderbauten. Lediglich die offenen Geschossverbindungen in den Decken sind teilweise begrenzt oder erfordern zusätzliche Maßnahmen (Art. 29 Ab. 4 BayBO). Auch hier sind die Anforderungen an Brandwände umzusetzen, wodurch entsprechend große Nutzungseinheiten wie in fast allen Nutzungsarten brandschutztechnisch unterteilt werden.

• Auch für Industriebauten ergeben sich keine Flächenbegrenzungen von Nutzungseinheiten. Lediglich die Brandabschnitte sind in den Tabellen 2, 5 oder 7 IndBauRL begrenzt. Bei Überschreitung der zulässigen Brandabschitts- oder Brandbekämpfungsabschnittsflächen können entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden, um die Brandabschnittsflächen zu erhöhen. Eine Industrielle Nutzungseinheit kann sich über mehrere Brandabschnitte oder Brandbekämpfungsabschnittsfläche erstrecken. Die letzte Aussage trifft auch für andere Nutzungsarten zu.

Zusammenfassend stelle ich fest, dass die Flächen von NE meist nicht begrenzt sind, auch nicht für Büronutzungseinheiten (lediglich bei Entfall von notwendigen Fluren). In diesem Zusammenhang verweise ich auf eine Aussage der ARGEBAU, nach dem keine Flure notwendig sind, auch nicht wenn die geregelten Schwellwerte von 200m ² bzw. 400 m² überschritten werden (siehe unter IS ARGEBAU, Mustervorschriften, Erläuterungen zur MBO und genauer unter Flure).

Ich sehe diese Aussage als grenzwertig an. Leider hat die OBB Bayern eine vergleichbare Aussage getroffen, nach der notwendige Flure für Büronutzungseinheiten mit mehr als 400 m² nicht vorgesehen werden müssen. Nur wenn sie vorgesehen werden, müssen diese den Anforderungen an notwendige Flure entsprechen.

Gibt es andere Meinungen?

Norbert Bärschmann