Notwendige Treppe innerhalb einer Maisonette-Wohnung: Seite 3

Notwendige Treppe innerhalb einer Maisonette-Wohnung

Karstens

vonhof Anlage A 4.2/1 BayBO
Zu DIN 18065
Von der Einführung ausgenommen ist die Anwendung auf Treppen in Wohngebäuden der Gebäudeklassen 1 und 2 und in Wohnungen.

Oh, danke. Ja, das steht in Hessen in der H-VV TB auch drin. Ich wäre aber nicht auf die Idee gekommen, eine Maisonettetreppe nicht als baurechtlich notwendige Treppe nach DIN 18065 zu planen, also nicht etwa eine Leitertreppe und nur 50 cm breit und sehr steil. Schon wegen der aaRdT.

Das Erfordernis für feuerhemmend und nichtbrennbar für tragende Teile der Treppen eines 2.RW
innerhalb der Maisonettewohnung lese ich weiterhin nicht aus dem Text der Bauordnungen. Wenn man die Bauordnung so konsequent auslegen will und sagt, Treppe als "Notwendige Treppe" gem. Bauordnung, müsste man zu dieser notwendigen Treppe auch einen notwendigen Treppenraum in die Maisonettewohnung bauen. Dann wären wir wieder oben bei der Eingangsfrage von Frau Ludwig. Bei dieser Auslegung wäre auch eine Außentreppe als 2.RW nicht zulässig, weil nicht F30. Lassen Sie eine Außentreppe auch als Abweichung genehmigen? Muss man das?

MfG G.Karstens

Roland_Witzl

Karstens müsste man zu dieser notwendigen Treppe auch einen notwendigen Treppenraum in die Maisonettewohnung bauen.

Nein, weil es dafür im Treppenraum-§/-Artikel eine „Ausnahme“-Regelung (für NE in maximal zwei Geschossen mit einer Fläche von insgesamt max. 200 m2) gibt!

MkG, R.Witzl

ogi

Also der Austausch hier zeigt mir, wie unterschiedlich die Auffassungen und die Auslegungen sind und hier ist m.E. eine Aufklärung vom Ministerium erforderlich ist.

In NRW steht z.B. dass notwendige Treppen ohne eigenen Treppenraum innerhalb von Wohnungen zulässig sind. In dem Fall wären es somit ja interne Treppen, die trotzdem als ,,notwendige Treppen“ (in)direkt bauordnungsrechtlich eingestuft werden.

ogi

Meine Zusammenfassung:

Für eine zweigeschossige Maisonetten-Wohnung mit > 200qm in einem Gebäude der Gebäudeklasse 5 in Bayern mit Zugang zum notwendigen Treppenraum in beiden Ebenen (1. RW) und Anleiterung nur in unterer Ebene ist die i terne Treppe als notwendig einzustufen und daher eine Abweichung erforderlich von

von Art. 31 Abs. 1 Satz BayBO, weil die obere Ebene als Geschoss keinen zweiten direkten Rettungsweg aufweist. Sie führt über eine interne, notwendige Treppe in die untere Ebene (Geschoss)
von Art. 32 Abs. 4 Nr. 1 BayBO, weil ich die interne, notwendige Treppe nicht in F30-A ausführen will, mit entsprechenden Begründungen wie z.B. Szenario 1: Brand in der Wohnung -> Rettungsweg in beiden Ebenen über die notwendige Treppenraum (1. RW) und Szenario 2: Treppenraum fällt wegen Brand-/Raucheinwirkung aus einer anderen Wohnung aus -> Rettungsweg über anleiterbare Stelle in unterer Ebene. Bei beiden Szenarien braucht meine interne, notwendige Treppe keine erhöhten Brandschutzanforderungen einhalten. +
von Art. 33 Abs. 1 Nr. 2 BayBO, weil ich meine interne, notwendige Treppe nicht in einem notwendigen Treppenraum führen möchte. Begründung ähnlich wie oben

Roland_Witzl

Kurze Rückmeldung (aus Bayern):

Die "Spezial"-Regelung aus Art. 33 Abs. 1 Satz 3 Nr. 2 BayBO (=> interne notwendige Treppe ohne notwendigen Treppenraum zulässig) gilt nur bis zu einer Fläche von maximal 200 m² in maximal zwei Geschossen.
Wird die maximal zulässige Fläche von 200 m² überschritten, müsste die interen Treppe in einem notwendigen Treppenraum liegen, wenn nicht => ABWEICHUNG vom Art. 33 Abs. 1 Satz 1 BayBO.
Wird die notwendige Treppe nicht wie in Art. 32 Abs. 4 Satz 1 BayBO (gebäudeklasseabhängig) errichtet, wenn nicht => ABWEICHUNG vom Art. 32 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1, 2 oder 3 BayBO.
Ob zusätzlich eine ABWEICHUNG vom Art. 31 Abs. 1 Satz 1 BayBO gestellt werden muss, da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich denke aber nicht, da durch die beiden vorgenannten ABWEICHUNGEN eindeutig beschrieben.
@ Herr Vonhof: Wie sehen Sie das als PrüfSV-BS?

MkG, R.Witzl

vonhof

Hallo Herr Witzl,

ja, ganz genau.

Was bei Art. 32 Abs. 4 gerne übersehen wird ist der Umstand, dass die Anforderung nur für tragende Teile der Treppe gilt, also in aller Regel nicht für die Trittstufen. Die können normalerweise sein, wie sie wollen. Die meisten Abweichungen bescheinige ich tatsächlich, wie von ogi beschrieben, für die GK 5, weil hier die tragenden Teile in der Regel nur nichtbrennbar sein sollen. Oder in der GK 4, wenn Holzwangen als tragende Elemente gewünscht werden.

Schöne Grüße
Alexander Vonhof

Karstens

vonhof ass die Anforderung nur für tragende Teile der Treppe gilt, also in aller Regel nicht für die Trittstufen. Die können normalerweise sein, wie sie wollen.

Wieso sollten Trittstufen nicht tragend sein? Und wieso sollten sie es in aller Regel sein? Natürlich sind Treppentrittstufen immer tragend. Man macht ein Riesenbimbam und erklärt Trittstufen für nichttragend?

Wenn aber die Abweichung für die Treppe beantragt wird, dann wäre es doch komplett egal, wie die Treppe ausgebildet ist und ob Teile nicht tragend sind.

MfG G.Karstens

n-ludwig

Vielen Dank an alle für die rege und spannende Diskussion. Mit 40 Beiträgen ein absoluter Rekord! Die Beiträge haben mir sehr weitergeholfen.
Schöne Grüße, Nadja Ludwig

Karstens

Ein Frage von mir:

Was ergibt sich, wenn kein Abweichungsantrag gestellt wird? Ob absichtlichlich oder nicht. Bis Gebäudeklasse 4 wird nichts geprüft. Wenn es mal brennt, war es dieselbe Treppe wie sie bei einer Abweichung genehmigt wird.

MfG G.Karstens

Roland_Witzl

Karstens Was ergibt sich, wenn kein Abweichungsantrag gestellt wird?

Bauordnungsrechtlich illegaler Zustand => kein Bestandsschutz
Konsequenzen:
A) im besten Fall: Auflage durch die Bauaufsicht zu einer Nachbesserung oder einer nachträglichen Genehmigung;
B) im schlimmsten Fall (bei Personenschäden):
strafrechtliche und zivilrechtliche Folgen (z.B. Schadensersatz)

MkG, R.Witzl

Karstens

Hallo Herr Witzel,

im Großen und Ganzen ist das Genehmigenlassen von Abweichungen natürlich richtig.

Aber hier? Wenn die Ausführung mit und ohne Abweichung doch dieselbe ist? Wenn die Gefahr nicht höher ist? Wenn bei Abweichung nichts kompensiert werden muss. Es gibt ja keine Abweichung, sondern Unklarheiten im Wortlaut der Gesetze.

MfG

Roland_Witzl

Karstens Es gibt ja keine Abweichung, sondern Unklarheiten im Wortlaut der Gesetze.

Es gibt doch klare Abweichungen von einem eindeutigen Gesetzeswortlaut - siehe oben! Darüber reden wir doch die ganze Zeit!

Karstens

Roland_Witzl

Wäre es mit dem "oder" klar, wäre vermutlich weniger Diskutiert worden. Wenn man meint abzuweichen, kann man einen Antrag stellen.

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