Brandschutz Hinterlüftete Fassade

Patrick

Hallo zusammen,
ich hatte eine Frage zur Hinterlüfteten Vorhangfassade.

Gebäude:
Doppelhaushälfte, Bj 1840 als Eindachhof, Wiederaufbau 1930 ab 2. OG, 1950 wurde der Stall ausgebaut (seither Doppelhaus).
EG massiv Sandstein und Beton, 1. OG Sand-Stein + Fachwerk, 2. OG Fachwerk (Gaubenausführung auf Gebäudelänge), 3 OG Dachstuhl. Kein Sichtfachwerk.

Standort: Baden-Württemberg

Geplanter Fassadenaufbau:
Holzrahmenkonstruktion 120mm, ausgefüllt mit Holzfasermatten, darauf 22mm Holzfaserplatten, Holz-UK zur Hinterlüftung (ca. 30mm) und anschließend Faserzementplatten als Putzträger.

Meine Frage:
Ist die Hinterlüftete Fassade in Holzausführung zulässig an der Doppelhaushälfte?
Benötige ich Brandsperren (Bleche) zwischen den Stockwerken und dem Dachstuhl?

Vielen Dank schon vorab!

Grüße Patrick

Karstens

Patrick Meine Frage:
Ist die Hinterlüftete Fassade in Holzausführung zulässig an der Doppelhaushälfte?
Benötige ich Brandsperren (Bleche) zwischen den Stockwerken und dem Dachstuhl?

Ob man die Brandsperren weg lässt, würde ich mir ausgiebig überlegen, insbesondere der Übergang zum Dach ist m.E. heikel.

MfG G.Karstens

Hannes

zur erforderlichen Planung (u. a. auch von der GKL abhängig) ist § 27 Abs. 2 LBO / § 5 LBOAVO in Verbindung mit der HolzBauRL, Fassung Dezember 2022 maßgebend und entspr. zu beachten.

Gruß
Hannes

Patrick

Hannes
Vielen Dank für die Hinweise. Werd mich dann mal einlesen.
GK wäre 3, dann fällt die HolzBauRL schonmal weg.

Roland_Witzl

Hallo Patrick,

wie genannt, HolzBauRL nur bei Gebäuden der GK 4 und GK 5 einschlägig.
Bei Gebäuden der GK 1-3 ist aber Anhang 6 (Hinterlüftete Außenwandbekleidungen) MVV TB, auf welche die VwV TB Baden-Württemberg auch Bezug nimmt, zu beachten.

MkG, R.Witzl

Patrick

Roland_Witzl
Vielen Dank auch.
Hier steht ja aber, dass Dämmmaterial generell aus nicht brennbararem Material sein darf. Da bliebe ja nur Mineralwolle bei Hinterlüfteter Fassade?

Hannes

Auszug aus § 5 LBOAVO
(3) Bei Außenwandkonstruktionen mit geschossübergreifenden Hohl- oder Lufträumen wie hinterlüfteten
Außenwandbekleidungen sind gegen die Brandausbreitung besondere Vorkehrungen zu treffen. Satz 1
gilt für Doppelfassaden entsprechend.
(4) Die Absätze 1, 2 und 3 Satz 1 gelten nicht für Gebäude der Gebäudeklassen 1 bis 3; Absatz 3 Satz 2
gilt nicht für Gebäude der Gebäudeklassen 1 und 2.

Hinweis:
in § 5 LBOAVO Absatz 4 steht explizit, dass u. a. Absatz 3 Satz 1 nicht für Gebäude der GKL 1 - 3 gilt !!!

Gruß
Hannes

Roland_Witzl

Ja, stimmt:
Gebäudeklasse 1+2 KEINE Anforderung, auch nicht bei geschossübergreifenden Hohl- oder Lufträumen wie Doppelfassaden oder hinterlüftete Außenwandbekleidungen.
Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 3 aber schon (Erleichterung gilt ja nur für GK 1+2)!

MkG, R.Witzl

Hannes

nur Absatz 3 Satz 2 gilt nicht für Gebäude der Gebäudeklassen 1 und 2,

die Absätze 1, 2 und Absatz 3 Satz 1 gelten nicht für Gebäude der GKL 1 bis 3 !!!

Roland_Witzl

Nochmals vollständig für alle Gebäudeklassen:

Gebäudeklasse 1-3:
Keine besonderen Vorkehrungen gegen die Brandausbreitung bei hinterlüfteten Außenwandbekleidungen erforderlich.
Gebäudeklasse 1-2:
Keine besonderen Vorkehrungen gegen die Brandausbreitung bei geschossübergreifenden Hohl- und Lufträumen (z.B. Doppelfassaden) erforderlich.
Gebäudeklasse 3:
Besondere Vorkehrungen gegen die Brandausbreitung nur bei geschossübergreifenden Hohl- und Lufträumen erforderlich.
Gebäudeklassen 4+5:
Besondere Vorkehrungen gegen die Brandausbreitung
a) nach Anhang 6 VV TB der Länder ODER (alternativ)
b) nach HolzBauRL erforderlich.

Jetzt sollte es jetzt vollständig und richtig sein!
MkG, R.Witzl

Hannes

Auszug aus § 5 LBOAVO
(3) Bei Außenwandkonstruktionen mit geschossübergreifenden Hohl- oder Lufträumen wie hinterlüfteten
Außenwandbekleidungen...

mit Ihrer lfd. Nr. 3 komme ich leider überhaupt nicht klar... wie in § 5 LBOAVO ausgeführt handelt es sich bei hinterlüfteten Außenwandbekleidungen doch ganz konkret um geschossübergreifende Hohl- oder Lufträume !
Wieso denn die gegensätzlichen Ausführungen in Ihren lfd. Nr. 1 und lfd. Nr. 3 ?

Gruß
Hannes

Roland_Witzl

Hallo Hannes,
es wird in der LBO unterschieden zwischen a) "hinterlüfteten Außenwandbekleidungen" ODER b) "geschossübergreifenden Hohl- und Lufträumen" (z.B. Doppelfassaden).

In dem von Ihnen geschilderten Fall handelt es sich um "hinterlüftete Außenwandbekleidung" (d.h. Luftschicht zwischen äußerer Bekleidung und der eigentlichen Gebäudewand).

MkG, R.Witzl

Hannes

ist es möglich, dass Sie sich nicht auf die aktuelle LBOAVO mit letzter berücksichtigter Änderung vom 21. Dezember 2021, sondern auf eine ältere Version (z. B. 2017) berufen?

Gruß
Hannes

Roland_Witzl

Nein, habe schon die aktuelle Fassung im Blick, ..,. hier der gesamte § 5 "Außenwände" LBOAVO (zu § 27 Abs. 2 LBO BW):

(1) Nichttragende Außenwände und nichttragende Teile tragender Außenwände müssen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen; sie sind außer bei Hochhäusern aus brennbaren Baustoffen zulässig, wenn sie als raumabschließende Bauteile feuerhemmend sind. Satz 1 gilt nicht für Fenster, Türen und Fugendichtungen sowie brennbare Dämmstoffe in nichtbrennbaren geschlossenen und linienförmigen Profilen der Außenwandkonstruktion.
(2) Oberflächen von Außenwänden sowie Außenwandbekleidungen müssen einschließlich der Dämmstoffe und Unterkonstruktionen schwerentflammbar sein. Konstruktionen aus normalentflammbaren Baustoffen sind zulässig, wenn eine Brandausbreitung auf und in diesen Bauteilen ausreichend lang begrenzt ist. Oberflächen von Außenwänden sowie Außenwandbekleidungen dürfen im Brandfall nicht brennend abtropfen. Balkonbekleidungen, die über die erforderliche Umwehrungshöhe hinaus hochgeführt werden, müssen schwerentflammbar sein.
(3) Bei Außenwandkonstruktionen mit geschossübergreifenden Hohl- oder Lufträumen wie hinterlüfteten Außenwandbekleidungen sind gegen die Brandausbreitung besondere Vorkehrungen zu treffen. Satz 1 gilt für Doppelfassaden entsprechend.
(4) Die Absätze 1, 2 und 3 Satz 1 gelten nicht für Gebäude der Gebäudeklassen 1 bis 3; Absatz 3 Satz 2 gilt nicht für Gebäude der Gebäudeklassen 1 und 2.

Zum besseren Verständnis den Text fett bzw. kursiv markiert.

MkG, R.Witzl

Roland_Witzl

Ahh,.. jetzt verstehe ich: da gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied zur bayerischen LBO (BayBO) in der Formulierung:
In der BayBO werden im Art. 26 Abs. 4 für "geschossübergreifende Hohl- oder Lufträume" im Gesetzestext als Beispiel "Doppelfassaden" genannt, "hinterlüftete Außenwandbekleidungen" zählen dazu per Definition augenscheinlich nicht.

Aber am Ende sind wir wieder bei den gleichen Anforderungen:
GK 1+2 mit "Doppelfassaden": keine besonderen Vorkehrungen gegen eine Brandausbreitung.
GK 1-3 mit "geschossübergreifenden Hohl- oder Lufträumen" (wie "hinterlüfteten Außenwandbekleidungen"): keine besonderen Vorkehrungen gegen eine Brandausbreitung.

MkG, R.Witzl

Karstens

Hinterlüftete Außenwandbekleidungen sind keine Doppelfassaden.

Die Hinterlüftung dient der Feuchteabfuhr und der Spalt beträgt wenige Zentimeter. Der Fensterbereich ist offen. Die Fassade ist i.d.R nicht transparent.

Die Doppelfassade ist ein schmaler Wintergarten (Glas) als Thermopuffer, so 20 bis mehrere Meter breit. Bei geöffneten Fenstern besteht eine Raumverbindung über den Luftzwischenraum (Schall, Gestank, Rauch, Feuer...).

Roland_Witzl

Karstens Hinterlüftete Außenwandbekleidungen sind keine Doppelfassaden.

Da bin ich Ihrer Meinung! Steht aber so nicht nur in LBO von Baden-Württemberg, sondern auch in der MBO.
Die Bayern haben den Absatz 4 wohl mit guten Grund etwas umformuliert!

Patrick

Oje, da hab ich ja für Chaos gesorgt.
Aber letztlich denk ich so wie Hr. Witzl geschrieben hat, dass hinterlüftete Fassaden von geschossübergreifenden Lufträumen (auch wenn sie das eigentlich sind) unterschieden werden und somit bis GK 3 keine besonderen Maßnahmen notwendig sind.
Vielen Dank für ihre Mühe die verordnungen so ins Detail zerlegt zu haben.

Roland_Witzl

Patrick Vielen Dank für ihre Mühe die verordnungen so ins Detail zerlegt zu haben.

Gerne doch!
So lernt man selbst auch am besten dazu!

Patrick

Noch eine Frage, der Bestandsbau liegt ca. 1,5-2,5m von der Grundstücksgrenze entfernt (verläuft schräg) bzw. zum direkt angebauten Gebäude (ausgebauter ehemaliger Stall, Massiv aufgebaut) ohne Abstand.
Ist hier eine Genehmigung Notwendig bei einer brennbaren Dämmung oder ist der Grenzabstand hier irrelevant?

Nächste Seite »