Alte RS-Türen im Bestand

Wolfgang_Cordier

Hallo Zusammen,
wir kennen im Bestand die punktverschweißten Drahtglastüren z. B. als alte T 30.
Wie sieht es mit alten RS-Türen aus. Gibt es da so etwas auch?
Ich habe ein Brandschutzkonzept aus 2017 vorliegen in welche folgende Aussage zu finden ist:

"Mit Datum der Errichtung des Gebäudes wurden seinerzeit rauchdichte Türen mit kreuzweise verschweißtem Drahtglas und damaligen technischen Bedingungen (Dichtungen, selbstschließend etc.) ausgeführt. Diese Türen sind im Bestand überwiegend noch vorhanden, entsprechen aber nicht der aktuellen DIN Norm 18095, wo die Anforderung an Rauchschutztüren definiert/beschrieben ist. Da diese Türen im Bestand vorhanden und seinerzeit genehmigt wurden fallen die Türen unter den Bestandschutz. Bei Erneuerung bzw. Austausch der Türen werden zu notwendigen Fluren Rauchschutztüren vorgesehen und zu allgemeinen Fluren/ Räumen T 30-RS-Türen"

Interessanter Weise sind fast alle so im Konzept beschriebenen Türen keine kreuzweise verschweißte Drahtglastüren, sondern Glastüren, in welche in einem Abstand von ca. 5. cm innerhalb des Glases sehr dünne Linien (möglicherweise Drähte) von oben nach unten verlaufen und sonst nichts. Keine der Türen hat irgendeine Kennzeichnung und es gibt auch keine Nachweise über den Einbau.

Wie seht ihr das?

MfG
Wolfgang Cordier

WohmannA

Wolfgang_Cordier

Guten Tag Herr Cordier,

im Bereich der rauchdichten Türen gab es von Ihnen beschriebenen Türen mal vor den 198x Jahren. Die DIN 18095 wurde nach meinem Wissen (ohne jetzt nachzusehen) in der zwieten Hälfte der 1980er Jahre überhaupt erst eingeführt. In vielen alten Baugenehmigungen wurden jedoch auch vorher schon rauchdichte Abschlüsse gefordert.

Dann schauen Sie mal in der damaligen Baugenehmigung nach, denn teilweise waren die Abschlüsse dort beschrieben, wenn diese aus Stahlrahmen mit einer 5mm Verglasung aus Glas sowieso usw. - dann wären diese ja "bestandgeschützt", solange die dort gemachten Angaben eingehalten bleiben.

Es gab so ab 1977 auch Angaben in der DIN 4102 zu Verglasungen eventuell kommt es auch daraus.

"Verglasungen in Brandschutztüren waren lange Zeit ungeregelt. Trotzdem ließ man oftmals Verglasungen in Baugenehmigungen zu, offensichtlich auf der Grundlage der seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts bekannten Dokumente für Drahtglas (s. Abbildung 8). Seit 1934 war es zulässig, Glas in feuerbeständigen Bauteilen einzusetzen, wenn eine erfolgreiche Brandprüfung nach DIN 4102 Blatt 3 nachgewiesen werden konnte [3]. "

Karstens

Wolfgang_Cordier Interessanter Weise sind fast alle so im Konzept beschriebenen Türen keine kreuzweise verschweißte Drahtglastüren, sondern Glastüren, in welche in einem Abstand von ca. 5. cm innerhalb des Glases sehr dünne Linien (möglicherweise Drähte) von oben nach unten verlaufen und sonst nichts. Keine der Türen hat irgendeine Kennzeichnung und es gibt auch keine Nachweise über den Einbau.

Das ist Chauvelglas. Die Drahtfäden sind im Glas eingebettet. Geschliffen ergab sich Spiegelglasqualität. Beim Bruch der Scheibe sorgte der Draht dafür, dass die Scherben der geborstenen Scheibe zusammengehalten wurden. Diese Gläser werden etwa seit den 1970er Jahren nicht mehr hergestellt. Dieses Glas ist nicht unfallsicher, weil ein Gegenstoßen Bruch mit gefährlichen Splittern bewirkt.
Chauvelglas ist kein Stahlfadenverbundglas, bei welchem 2 Scheiben mit Drahteinlage miteinander verklebt sind. Stahlfadenverbundglas ist auch nicht unfallsicher.
Drahtglas ist noch etwas anderes. Das Drahtnetz ist punktverschweißt und im Glas eingebettet. Gibt es als Spiegelglas und als Ornamentglas. Drahglas ist auch nicht unfallsicher.
Was nicht unfallsicher ist, sollte in Türbereichen nichts zu suchen haben.

Wolfgang_Cordier wir kennen im Bestand die punktverschweißten Drahtglastüren z. B. als alte T 30.

In DIN 4102-4 finde ich G30-Verglasungen mit Drahtglas. Aber T30?

MfG. G.Karstens

clammer

Hallo Herr Cordier,

ein Problem aus der Praxis ist, dass die Türen damals keine Kennzeichnung hatten. Da manch einer gelernt hat, dass Feuer- und Rauschutzabschlüsse gekennzeichnet sind, wurde schlussgefolgert, dass es sich bei diesen Türen nicht um Rauschutztüren handelt. Und so wurden manche RS-Türe von damals durch unqualifizierte ersetzt.

Gruß
C. Lammer

Roland_Witzl

Hallo Herr Cordier,

vor ca. 10 Jahren war ich auch auf der Suche nach bauordnungsrechtlichen Vorgaben zu Drahtgläsern in Abschlüssen mit Feuerwiderstand. Fündig bin ich in der "Allgemeinen Durchführungsverordnung zur Niedersächsischen Bauordnung" (DVNBauO) vom 11. März 1987 geworden.

§ 15 Abschnitt 6 DVNBauO "Treppenräume" (zu § 34a NBauO):
(6) In Treppenräumen notwendiger Treppen müssen Öffnungen zum Kellergeschoß, zum Dachraum ohne Aufenthaltsräume, zu Werkstätten, Läden, Lagerräumen und ähnlich genutzten Räumen selbstschließende und mindestens feuerhemmende Türen, zu notwendigen Fluren dichtschließende Türen haben. Verglasungen in den Türen nach Satz 1 Nr. 2 müssen aus mindestens 6,5 mm dickem Drahtglas mit geschweißtem Netz bestehen oder entsprechend widerstandsfähig sein.

MkG, R.Witzl

Feuer-Hewi

liebe Kollegen,
hier werden leider mal wieder Begriffe gemischt und durcheinander geworfen (ich geben zu, das Thema Türen ist nicht immer einfach :-( ):
das Bauordnungsrecht spricht nicht von RS- oder T30-Türen, sondern von rauchdicht und/oder feuerhemmend;
in alten Genehmigungen steht daher oft "RD-Tür" - diese ist keine "RS-Tür, geprüft nach DIN 18095ff
ebenso verhält es sich mit alten fh- oder fb-Türen - diese sind keine T30- oder T90-Türen, geüprüft n. DIN 4102 T5
der bauordnungsrechtliche Begriff "feuerhemmend" war auch nicht immer an die Kriterien der DIN 4102 geknüpft, die neben der Feuerhemmung auch den Raumabschluss und den reduzierten Wärmedurchgang von 140 k (180 k) beinhaltet.

Diese Spezifikationen "RS" oder "T30/T90" kamen erst mit Einführungen in die Techn. Baubestimmungen, bzw. Vollzugshinweise/Durchführungsverordnungen zu den LBOs.
Deshalb findet man in älteren Erläuterungen auch Aussagen, wie von Roland Witzl zitiert, aus der DVNBauO.
Die geprüften Tüern nach DIN 4102 T5 oder DIN 18095 kamen erst nach und nach in die Techn. Baubestimmungen (heute VV-TB, bzw. länderzpezifische Varianten) und wurden dann erst verbindlich.
Die DIN 18095 ff kam erst im Nov. 1988 im Weißdruck und wurde z.B. in Bayern erst mit der BayBO 2008 übernommen. RP war früher dran und führte sie bereits 2003 ein. Andere Bundesländer waren ebenfalls unterschiedlich (es lebe der Förderalismus!!) mit der Einführung.

Aber zurück zur Frage: das eingebaute Glas ist für RD-Türen, wie Karstens richtig schreibt, normalerweise nicht geeignet, es sei denn, es ist VSG mit den Fäden. (Das wurde früher oft bei der Post und den Schalteranlagen verbaut, ist aber relativ selten.) ESG oder VSG wären okay, fadenverschweisßtes Drahtglas auch.
Ob es VSG ist, kann man mit speziellen Messgeräten oder nach Ausbau einer Glashalteleiste an der Kante erkennen.
An die Beshläge und Dichtungen wurden auch keine definierten Anforderungen gestellt. Man ging von "handwerkich solide gefertigten Türen" (was immer dies auch heißen sollte?) aus und sah diese als "RD-Türen" geeignet.

Ergänzung: bei fh-Türen mit fadenverschweißtem Drahtglas kommt es auch auf den Glas-Einbau an! Dieser muss so sein, dass das Glas nicht nach Wegbrennen der Glashalteleiste herausfallen kann. D.h. ggf. sind zusätzliche Haltewinkel aus Metall erforderlich bei Holz-Rahmen-Türen.

Mfg der Feuerteufel

Wolfgang_Cordier

Lieber Feuerteufel,

vielen Dank für diese Information. Ich hätte noch eine Frage, die ich gerne persönlich klären würde.
Besteht die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme (Meine Handynummer 0171-7070188).
Danke im Voraus.

Allen anderen auch vielen Dank für die Beiträge. Wie immer fühle ich mich bei euch gut aufgehoben :-)

Beste Grüße
Wolfgang Cordier