Anforderungen an Hackschnitzellagerräume

Wolfgang_Cordier

Hallo Zusammen,

zu dem Thema gab es schon mal eine Diskussion, die mir aber nicht weiterhilft.
https://brandschutzfachplaner.de/flarum/d/2024-hackschnitzelheizung_feuvo_contra_trd_414

Es geht um eine Zentrale Heizung auf in einem Gewerbepark. Das Gebäude ist freistehend. Von dort werden zahlreiche Gebäude dann über Fernwärme versorgt.

Nach § 11 FeuVO NRW wären die Hackschnitzel als sonstige feste Brennstoffe anzusehen., die auf Grund der geplanten Menge in einem gesonderten Brennstofflagerraum zu lagern wäre. Anforderungen an den Lagerraum ergeben sich aus Absatz 2, wonach die Wände, mit Ausnahme der Trennwand zwischen Brennstofflagerraum und Heizraum, feuerbeständig sein müssen. Somit gilt dies rundherum für die Außenwände, wobei gerade für den Brennstofflagerraum eine natürliche Belüftung vorgesehen ist.

Für Pellets gibt es zusätzliche Anforderungen die hier bei Hackschnitzeln nicht greifen. Die oben genannte Diskussion führt eine weitere technische Regel auf, wobei ich mir nach der Diskussion aber nicht sicher bin, ob die überhaupt noch zu beachten ist.

Daher meine 2 Fragen:

Übersehe ich etwas oder müssen wirklich die Außenwände eines freistehenden Gebäudes mit einem Heizraum und einem Brennstofflagerraum feuerbeständig sein. Damit würde die natürliche Belüftung in der Außenwand gekippt und könnte allenfalls noch in das Dach gebracht werden.
Gibt es für Hackschnitzel-Lagerräume weiter Vorschriften miz Brandschutzanforderungen die hier zu beachten wären?

Vielen Dank und beste Grüße
Wolfgang Cordier

Karstens

Eine Wand kann doch auch mit Lüftungsloch feuerbeständig sein? Außenöffnung sind gesondert geregelt bzw. ausgenommen. So jedenfalls, wenn ich in die Feuerungsverordnung 2020 von Hessen schaue. Ist das in NWR nicht so?

Und wenn Hackschnitzel keine Pellets sind, sind es sonstige feste Brennstoffe. Was für das Betreten von Pelletslagern gilt (Lüften) würde ich auch für Hackschnitzel anwenden. Das bedeutet, dass der Raum auch lüftbar sein muss.

MfG G.Karstens

Hannes

Vor aktueller Änderung der FeuVO galt in BW noch

§ 5 Aufstellräume für Feuerstätten
(4) Abweichend von Absatz 1 dürfen die Feuerstätten auch in anderen Räumen aufgestellt werden,
wenn

sie nur der Beheizung des Aufstellraumes dienen und sicher betrieben werden können, oder
diese Räume in freistehenden Gebäuden liegen, die allein dem Betrieb der Feuerstätten sowie
der Brennstofflagerung dienen.

§ 6 Heizräume
(1) Feuerstätten für feste Brennstoffe mit einer Gesamtnennwärmeleistung von mehr als 50 kW dürfen
nur in besonderen Räumen (Heizräumen) aufgestellt werden; § 5 Abs. 4 Nr. 2 gilt entsprechend.

Mit der Anpassung an die M-FeuVO ist der Text in BW nun mit dem aus NRW identisch.

§ 5 Aufstellräume für Feuerstätten
(5) Abweichend von Absatz 1 dürfen die Feuerstätten auch in anderen Räumen aufgestellt werden, wenn die Nutzung dieser Räume dies erfordert und die Feuerstätten sicher betrieben werden können.

§ 6 Heizräume
(1) Feuerstätten für feste Brennstoffe mit einer Nennleistung von insgesamt mehr als 50 kW, die gleichzeitig betrieben werden sollen, dürfen nur in besonderen Räumen (Heizräumen) aufgestellt werden. § 5 Absatz 4 und 5 gilt entsprechend.

Gehe ich richtig in der Annahme, dass eine Art offene Überdachung zur Lagerung von brennbarem Schüttgut (hier: Hackschnitzel) geplant ist, unter der sich auch Heizraum u. Hackschnitzelbunker (Brennstofflagerraum) befinden?

Bei Hackschnitzeln ist es doch immer so, dass der Vorrat im Hackschnitzelbunker (Brennstofflagerraum) nur relativ kurze Zeit reicht und meist mit einem Radlader aus einem oft direkt angrenzenden Schüttgutlagerbereich (kein Brennstofflagerraum gemäß FeuVO) nachgefüllt wird.
Da die Hackschnitzel hier auf die entspr. Restfeuchtewerte gebracht werden, dürfte eine natürliche Belüftung des Hackschnitzelbunkers eigentlich nicht mehr erforderlich sein.

Gruß
Hannes

peters

Hallo Herr Cordier,

Nach § 11 FeuVO NRW Abs. 2 Satz zwei müssen nur Öffnungen in Decken und Wänden müssen, soweit sie nicht unmittelbar ins Freie führen, mindestens feuerhemmende und selbstschließende Abschlüsse haben.
Gruß, J. Peters

Baerschmann

Die Anforderungen an Brennstofflagerräume haben bestimmte Schutzziele Das gilt auch für die Heizräume. Unter Anderem sind Brennstofflagerräume und Heizräume von anderen Räumen durch entsprechend feuerwiderstandsfähige Wände und Decken abzutrennen um eine Brandausbreitung in die Gebäude (Nachbarräume oder Geschosse) zu verhindern. Diese Anforderung gilt nicht für freistehende Heizungsanlagen welche nicht anderweitig genutzt werden.
Norbert Bärschmann

Wolfgang_Cordier

Hallo Zusammen,

danke für die Beteiligung. Die FeuVO unterscheidet leider nicht direkt zwischen Räumen in auch anders genutzten Gebäuden und freistehenden, allein nur hierfür, genutzten Räumen.

Wir sind die Sache jetzt wie folgt angegangen:

Heizraum
Anforderung FeuVO: "Wände, ausgenommen nichttragende Außenwände, und Stützen von Heizräumen sowie Decken über und unter ihnen müssen feuerbeständig sein."
Da wir nur nichttragende Außenwände haben und das Objekt freistehend mit Abstand von mind. 5 m zu allen anderen Gebäuden ist, haben wir als Erleichterung beschrieben, dass auf die feuerbeständige Anforderung an die Stützen verzichtet werden kann.
Brennstofflagerraum
Anforderung FeuVO: "Wände und Stützen von Brennstofflagerräumen sowie Decken über oder unter ihnen müssen feuerbeständig sein. Öffnungen in Decken und Wänden müssen, soweit sie nicht unmittelbar ins Freie führen, mindestens feuerhemmende und selbstschließende Abschlüsse haben."
Die Wände werden bis zu einer Höhe von 4 m massiv aus Beton, damit die Hackschnitzel sich nicht selbst aus der Lagerung entfernen. Darüber wird bis zum Dach (in 10 m Höhe) Lochblech vorgesehen. An der Zufahrt zur Anlieferung wird nur ein einfaches 2-flügeliges Tor 4 m hoch geplant. Da alle Wände auch hier wieder unmittelbar ins Freie führen ist die Vorgabe eingehalten. Hinsichtlich der Stützen sind wir wie bei den Heizräumen verfahren.

Dazu haben wir dann auch noch auf einen Bericht der BAM Berlin und einer Versicherung zurückgegriffen die für die Lagerung von Hackschnitzeln festhalten, dass

bei Lagerungen bis 5 m eine Selbstentzündung unwahrscheinlich ist (wir Lagern bis 4 m)
eine Verweildauer möglichst geringer als 3 Monate sein soll (wir Lagern voraussichtlich in den Betriebszeiten maximal 1 Woche)
eine gute Durchlüftung hilfreich ist um den Feuchtigkeitsgehalt gering zu halten und Temperaturstau zu vermeiden. (Erreichen wir mit den ca. 6 m hohen Lochblechwänden).

Nochmals Danke für die wie immer interessante Beteiligung.

MfG
Wolfgang Cordier

clammer

Hallo Herr Cordier,

manchmal muss man zurück zu Basis. § 2 BauO NRW definiert:
"(9) Feuerstätten sind in oder an Gebäuden ortsfest benutzte Anlagen oder Einrichtungen, die dazu bestimmt sind, durch Verbrennung Wärme zu erzeugen."

Gruß
C. Lammer

Wolfgang_Cordier

Hallo Herr Lammer,

ich verstehe das so, dass der Begriff Feuerstätte die "Anlage" oder die "Einrichtung", also das Gerät selber bezeichnet und nicht den Raum.

So steht z. B. in § 42 (3) BauO NRW 2018:
Feuerstätten dürfen in Räumen nur aufgestellt werden, wenn nach der Art der Feuerstätte und nach Lage, Größe,
baulicher Beschaffenheit und Nutzung der Räume Gefahren nicht entstehen.

Für meinen Fall wäre dann die Feuerstätte die Hackschnitzel-Heizung und der Raum, der gleichzeitig das Gebäude ist, der Raum in dem die Feuerstätte steht und somit nach FeuVO wieder der Heizraum.

Gruß
Wolfgang Cordier