Laubengang Gkl. 3 in Bayern

3franken

Hallo,
wir haben für ein Mehrfamilienwohnhaus der Gebäudeklasse 3 in Bayern den Laubengang
nach dem Brandschutzatlas Abschnitt 7.6, Bild 10.3-4 (Beispiel Gkl. 5) geplant.
Laubengangbreite 1,50 m, äußere Brüstung geschlossen.
Jetzt fährt mich der Architekt durch die Stadt und zeigt mir gleich mehrere Beispiele bei
denen die äußere Brüstung offen ist!
Entweder mit Spalt an der Unterseite oder sogar als "normales" offenes Geländer.
Wo finde ich hierzu Angaben, weil die BayBO dazu nicht direkt etwas vorgibt?

danke und brandsichere Grüße

Karstens

vonhof Aber von dem Architekten ist das schon eine coole Nummer, durch die Stadt zu fahren und Baumängel zu besichtigen und für "normal" zu erklären.
Es ist wohl keine coole Nummer, wenn man keine Ahnung hat, der Architekt wollte vielleicht sein Cabrio vorführen.

3franken Jetzt fährt mich der Architekt durch die Stadt und zeigt mir gleich mehrere Beispiele bei denen die äußere Brüstung offen ist!
Hatte der Architekt denn ein Problem?
Und hat er es jetzt immer noch?

Roland_Witzl

Hallo 3franken,

es kommt darauf an, ob es sich um einen Laubengang mit nur einer Fluchtrichtung handelt (Anforderung an Brüstung gegeben) oder mit zwei Fluchtrichtungen (keine Anforderungen an die Laubengangbrüstung).

MkG,
R.Witzl

3franken

Vielen Dank Herr Witzl!
Ich habe nur eine Fluchtrichtung.
(Bei einem besichtigten Beispiel mit offenem Geländer gab es allerdings auch nur eine Fluchtrichtung?!)
Wie genau definiert sich geschlossen?

Darf an der Geländerunterseite ein Spalt sein?
Wenn ja wie groß?

brandsichere Grüße

Roland_Witzl

3franken
Wie Herr Vonhof schon geschrieben hat, müssen in Ihrem Fall (Laubengang mit nur einer Fluchtrichtung) die Laubengang-Brüstungen feuerhemmend sein (wie bei einem notwendigen Flur). Nachzulesen im Art. 34 Abs. Abs. 5 Satz 1 BayBO.
Es darf auch somit kein Spalt vorhanden sein!

MkG, R.Witzl

vonhof

Art. 34 Abs. 5 ist ja eindeutig. Der Laubengang ist ein notwendiger Flur, die Brüstung ist (bei nur einer Fluchrichtung) wie eine Flurwand auszubilden, also raumabschließend feuerhemmend. An der Geländerunterseite darf also auch kein Spalt sein und ein Ablauf abgeschottet werden.

Das heißt jetzt nicht, dass man im Einzelfall nicht Abweichungen zulassen kann. Diese sind dann genau zu definieren und zu beantragen.

Aber von dem Architekten ist das schon eine coole Nummer, durch die Stadt zu fahren und Baumängel zu besichtigen und für "normal" zu erklären. Die Gebäudeklasse 3 und 4 werden nicht geprüft. Die Folge ist nicht zwangsläufig, dass dann baurechtskonform gebaut wird. Bei GK 5 sollte das hingegen nicht passieren.

Schöne Grüße
Alexander Vonhof

3franken

Der Architekt hat immer noch ein Problem!
Aber das kläre ich und danke sehr für die Antworten!

Nehalenia

Bei einer Laubengangtiefe von 1,80 m wurde ein offenes gestäbtes Geländer gewünscht, Ausführung nichtbrennbar.
Abweichung wurde mit Fachartikel begründet.

Artikel Feuertrutzmagazin 3.2018: „Wie sicher sind offene Gänge als Rettungswege?“:
Es wurden geschlossene Brüstungen, offene Brüstungen und offene Geländer per Simulation untersucht.

Durch geschlossene Flächen (bei geschlossener Brüstung und bei geschlossenem Geländer) wird die Fassade vorverlagert, da durch den „Ceeling-Jet“ die Rauchgassäule an den Oberflächen anhaftet und sich die Temperatur und Rauchkonzentration nur geringfügig reduziert.

Beim offenen Geländer kann der Effekt einer Kragplatte wirken, da sich der Plume von der Fassade / Geländerebene ablöst; in den höher liegenden Geschossen nimmt die Temperatur dann ab.

Quelle: Feuertrutzmagazin 3.2018 S. 32-37