Markise über Versammlungsraum

Wolfgang_Cordier

Hallo Zusammen.

bei einer Versammlungsstätte in NRW (SBauVO NRW Teil1) mit bis zu 2.500 Besuchern gab es bisher einen Außenbereich (Terrasse). Dieser Bereich besitzt 4 Wände und der Betreiber hat nun eine Markise angebracht. Um das etwas zu verdeutlichen:

Fläche des Außenbereichs 350 m²
Aus der Versammlungsstätte herausgehend bislang nicht überdachter Bereich mit Wänden an allen 4 Seiten.
kleiner überdachter Bereich war vorhanden
Jetzt liegt diese Markise (ca. 300 m²) auf einer Metallkonstruktion und kann vollständig über die Freifläche gefahren werden. An den Seiten wurden die Wände bis unter die Stahlkonstruktion geschlossen. Somit ergibt sich nach Ansicht der Bauaufsicht ein Raum wenn diese Markise geschlossen ist. Ich teile diese Meinung.

Geht man jetzt also von einem raum aus müsste das Tragwerk feuerhemmend sein (ist es hier nicht aber immerhin nicht brennbar).
Hinsichtlich der Bedachung gilt, dass erst ab 1000 m² eine nicht brennbare Bedachung vorhanden sein muss.
Der verwende Stoff soll die Anforderung B-s1-d0 nach DIN 13501-1 erfüllen.

Hier ein Link zum Stoff: https://www.mehler-texnologies.com/produkte-archive/poly-opak/
Soll auch bei Versammlungszelten Verwendung finden.

Wenn es ein Raum ist müsste er auch an die BMA-Überwachung it angeschlossen werden. Das wird nicht VDE konform möglich sein. Ebenso z. B. das Thema Sicherheitsbeleuchtung.

Wie würde ihr diesen Sachverhalt bewerten?
Das bestehende Brandschutzkonzept soll hierzu fortgeschrieben werden.

MfG
Wolfgang Cordier

Karstens

Wolfgang_Cordier Wie würde ihr diesen Sachverhalt bewerten?

Schade, sind alle im Vorweihnachtsstress? Keine weiteren Meinungen allerseits? Herr Lammer und ich sind der brandschutztechnischen Frage ja weitgehend ausgewichen. Jedenfalls sieht das so aus.

MfG. G.Karstens

clammer

Hallo Herr Cordier,

wenn wir nicht nur den Brandschutz beachten wird deutlich, dass es so, wie Sie es beschrieben haben, meines Erachtens nicht genehmigungsfähig ist. Die Markise wäre dann ja das Dach und müsste zum Beispiel auch Schneelasten aushalten.
Auch die Frage der Belüftung wäre zu Stellen.

Gruß
C. Lammer

Karstens

Wenn 4 Wände und eine Überdachung einen Raum bilden, dann würde ich den Raum als Raum der Versammlungsstätte bewerten. Hier wird doch offenbar ein billiger Raum geschaffen, der im Herbst, Winter und Frühjahr beheizt werden wird, um Rauchern Unterschlupf zu geben.
Man umgeht so die Energiesparverordnung (Frevel), vielleicht statische Anforderungen, Lüftung und Brandschutzanforderungen. Geheizt wird mit irgendwelchen Gasbrennern? Nein, nein wird es heißen, erst mal die Genehmigung. Das heizen fällt dem Betreiber erst morgen ein.

Ob das zutreffend ist, weiß ich nicht, es könnte so sein. Denn wozu will man draußen wie drinnen sitzen? Ich denke, man will einen Raum, dann gleiches Recht für alle. Ausnahmen gibt es nicht von mir. Wenn die Leute draußen sein wollen, können Sie das doch ohne Dach tun.

Mfg G.Karstens

Roland_Witzl

NEIN, noch nicht! ;-) aber knapp wird die Zeit zum Schluss doch immer wieder!

Jetzt aber kurz meine Meinung zur Sache:
Wie bereits Herr Lammer geschrieben hat, sehe ich bei dem geschilderten Sachverhalt ein Dach, welches somit den „Raum“ bestimmt (hatten wir hier vor geraumer Zeit schon mal bei Außentreppen, die überdacht werden).

Also entweder „Fisch“ oder „Fleisch“, entweder Wände OHNE Überdachung, dann kein Raum, oder aber mit Dach (auch ohne seitliche Wände), dann Raum mit allen Konsequenzen (so meine Meinung)!

Mit vorweihnachtlichen Grüße
R.Witzl

Baerschmann

Wenn die Markise ausgefahren ist, gilt dieser Bereich als Raum wie auch schon Herr Witzl schreibt.

Unabhängig von der Einstufung sind doch Abweichungen von der VStättV zulässig, wenn das betrefende Schutzziel erreicht wird.

An das Tragwerk der Überdachung (Markiese) Anforderungen zu stellen, ist nach meiner Auffassung nicht erforderlich.
Im Brandfall wird das Tragwekt nicht versagen, da sich die Fläche schnell veabschidet, sich dadurch eine ausreichend große Rauch und Wärmabzugsmöglichkeit ergibt und nicht einstürzen wird. Das gilt vor allem für die Brandbekämpfung. Im Rettungszeitraum wird das Tragwerk nicht in Frage stehen. Der Stoff sollte nicht brennend abtropfen, als Kompensation wenn möglich auch noch nichtbrennbar sein. Aber auch mit dem geplanten schwerentflammbaren Stoff ist die Gefahr für die Nutzer und Einsatzkräfte hinnehmbar.
Ansonsten hängt die Vertretbarkeit der Abweichung von den anderen Randbedingungen ab. Hier verweise ich auf günstige Rettungswege, welche ggf. auch aks Kompensation gelten können.

Aber auch ohne Kompensation, wo ist das Problem bei Einhanltung der anderen Vorgaben aus der VStättV für diesen Versammlungsraum?

Norbert Bärschmann

Baerschmann

Ich habe doch die Frage nach der fehlende BMA-Überwachung und die fehlende Sicherheitsbeleuchtung vergessen.

Diese Forderungen bzw. der Entfall von diesen Forderungen hängen schon sehr stark vom Einzelfall ab, welcher mir nicht bekannt ist.

In Bezug auf die Sicherheitsstromversorgung kann die Erfordernis durch eine Gefährdungsbeurteilung erfolgen. Also abends das Licht ausmachen und schaun ob die Rettungswege sichtbar sind bzw. ob diese ihren Namen verdienen. ggf. reicht eine Rettungswegbeschilderung am Zugang zum Hauptraum.

Wenn möglich sollte ein weiterer Rettungsweg vorhanden sein, welcher nicht über den Hauptraum führt.

Ob nun eine BMA entfallen kann. Hier wird eine Alarmierung unter der Markiese unerlässlich sein, wenn es im Hauptraum brennt.

Norbert Bärschmann

foxdancer23

Gutes neues Jahr vorab...

Wenn es ein geschlossener Raum ist, wären auch alle anderen Aspekte eines Raumes zu prüfen. Rettungswege; in Fluchtrichtung?, in einen Flur? Trennwand zu anderen Räumen? Führt (zufällig) die Entrauchung z. b. über Fenster in diesen Hof? oder Fluchtwege aus dem Raum bis zur Raumkante ins "Freie"? War der Hof ein Brandwandersatz? usw... (ist mir alles schonmal untergekommen,,,)
Die Markise ist keine Massivdecke, wenn es darunter brennt, schmilzt die schnell durch. Dies kann bei der Bewertung und ggf Begründung von Abweichungen berücksichtigt werden. Gleichzeitig ist der nahezu vollflächige Abschluß nach oben nun eben nicht mehr das Freie, kann z. B. Rauch stauen, die Helligkeit beeinträchtigen usw und kann daher die Bewertung des ganzen Gebäudes verändern.
Kenne einen Fall, bei dem die Markise von der BMA mit angesteuert / geöffnet wird.
Entscheidung natürlich stark abhängig vom Einzelfall.
LG