Mittel- Groß- Garagen und Wärmepumpen

Hannes

Gemäß § 2 LBO BW handelt es sich bei Garagen um Gebäude oder Gebäudeteile zum Abstellen von Kraftfahrzeugen. In Bezug auf die Aufbewahrung von brennbaren Stoffen sind die Grenzen eng gesteckt.
Unter welchen Voraussetzungen könnte aus brandschutztechnischer Sicht die Aufstellung von Wärmepumpen in Mittel- oder Großgaragen ev. zulässig sein?
Nach meinem Dafürhalten sollten solche Geräte, wenn schon innerhalb von Gebäuden geplant, in entspr. Technikräumen untergebracht werden.
Gruß
Hannes

WernerMueller

Hallo Hannes,

sehr wahrscheinlich geht es um eine Luftwärmepumpe. Diese braucht Außenluft; im Winterfall ist es wirtschaftlicher, wenn diese wärmer ist. Insofern kann der Standort in der Garage durchaus Sinn machen.
Andererseits sind Wärmepumpen aktive elektrische Geräte, die in einem Schadensfall auch in Brand geraten können. Und dann brennt halt vielleicht auch der restliche Inhalt der Garage.
Die Diskussion wird ja schon länger über die Außengeräte von Klimaanlagen geführt (die ja technisch gesehen ebenfalls sowas wie Wärmepumpen sind).

Aber mal abgesehen von der Außenluft: Aus brandschutztechnischer Sicht dürftest Du Deine Wärmepumpe fast überall in Deinem Gebäude aufstellen (Ausnahme: Rettungswege). Dies gilt z.B. auch für Feuerstätten (bis 100 kW). Wieso sind wir bei der Garage da nur so pingelig? Ich sehe da zwei Gründe:
1) Wir haben (natürlich) eine Regel (GaVO). Daran können wir und entlanghangeln. Und die Zweckbestimmung einer Garage ist eben...nicht die Aufstellung von haustechnischen Geräten. Ende der Diskussion.
2) Aber eigentlich geht unsere Ablehnung tiefer: Es geht sprichwörtlich um des Deutschen liebstes Kind. Und da darf halt gefühlt nichts sein, was nicht sein darf...und ich glaube mittlerweile, dass diese Liebe der eigentliche Treiber ist, diese "Zweckbestimmung" so vor uns her zu tragen.

Interessanterweise wird -auch nach ganz aktueller MGaVO- das Laden von E-Kfz in der Garage nicht reglementiert. Warum? Klar, weil sonst macht das ja alles keinen Sinn. Aber: "Brandgefährlich" ist das irgendwie schon. Aber das ist doch das Auto, und deswegen - siehe oben Nr. 2. Und warum soll nun die Wärmepumpe daneben so viel gefährlicher sein? Da gibt es eigentlich keine brandschutztechnisch haltbare Begründung.

Insofern: Ich habe früher immer eine Abweichung für die Klimasplitgeräte geschrieben. Wenn es sein muss, mache ich das für Wärmepumpen dann halt auch. Ach so, die Begründung: Das Brandgefährdungspotential ist sicher nicht höher als eine raumluftunabhängige Feuerstätte mit Oberflächentemperatur < 300°C. Und die darf explizit in der Garage stehen (§ 4 MFeuV). Versteht doch sowieso kein Mensch.

Gruß
Werner Müller
der sich fragt, ob er sein E-Bike in der Großgarage laden darf...

clammer

Das Bauministerium NRW hat sich hierzu grundsätzlich geäußert; nämlich derart: "Innerhalb von Nutzungseinheiten wie Garagen sind – anders als in Rettungswegen – Leitungsanlagen grundsätzlich zulässig". Und damit auch die Ladestationen.

So könnte man eine Wärmepumpe argumentativ auch sehen.

Gruß
C. Lammer

clammer

@WernerMueller
Hallo Herr Müller,
das Thema Laden von E-Kfz in der Garage ist - zumindest in NRW - schon deshalb nicht reglementiert, weil vom "Ladevorgang an sich keine Gefahren" ausgehen. Und weiter "Gefahren können entstehen, wenn die Batterie einen Defekt hat oder die Batterie überladen wird. Eine potentielle Gefahr liegt damit bei den Elektrofahrzeugen selbst und nicht bei den Ladestationen."
Historisch ist es so, dass die Reichsgaragenverordnung, auf der die heutigen MGaVO basieren, seinerzeit das Benzin als "Teufelszeug" ansahen. Man darf schon mal kritisch hinterfragen, warum eine Garage für LKW höhere brandschutztechnische Anforderungen (MGaVO) erfüllen muss als eine Reparaturwerkstatt für LKW (M-.IndBauRL).

Gruß
C. Lammer

Alien1973

Das Bayerische Ministerium für Bau, Wohnen und Verkehr schreibt in den FAQ zur GaStellV folgendes zu Ladestationen:

"Ist es zulässig, Elektrofahrzeuge in Garagen abzustellen und aufzuladen?
Ja. Das bloße Abstellen eines Elektroautos und Aufladen mittels Kabel oder Induktion
steht nicht im Widerspruch zu einer Anforderung der GaStellV.
Nach der Definition des Art. 2 Abs. 8 BayBO sind Garagen Gebäude oder Gebäudeteile, die
dem Abstellen von Kraftfahrzeugen dienen. Für solche Gebäude enthält die GaStellV spezielle
bauordnungsrechtliche Anforderungen im Hinblick auf (unter anderem) Brandschutz,
Verkehrssicherheit und Belüftung. Sie sind allerdings nur auf die Garagen-Nutzung nach Art.
2 Abs. 8 BayBO ausgerichtet, gehen also davon aus, dass in einer Garage keine andere
„Nutzung“ stattfindet und dass Personen sich dort nur vorübergehend aufhalten. Daraus ergibt
sich, dass mit dem Ladevorgang kein längerer Aufenthalt von Personen in der Garage (also z.
B. keine „Betankung“ als Dienstleistung durch Arbeitskräfte) verbunden sein darf. "

Speziell zu Wärmepumpen steht da in den FAQ's leider nichts. Wenn man vom gleichen Gefahrenpotential wie bei Ladestationen ausgeht, dann dürfte einer Wärmepumpe in einer Garage nichts im Wege stehen.

Feuerpatsche

In der neuen M-GarVO heißt es dazu im § 20:
"Der Einbau von Klima-, Lüftungs-, Kälte- und Abgasanlagen, die nicht der Garagennutzung
dienen, ist in Garagen nicht zulässig."
Ich denke in diese Richtung wird zukünftig auch der Weg gehen.

Grüße

Hannes

vielen Dank für die Beiträge,
insbesondere der Hinweis zur M-GarVO wird künftig sicherlich auch noch vermehrt zu Diskussionen führen...
Aber immerhin ist es mal eine konkrete Aussage.

Gruß
Hannes

WernerMueller

Haha,
zu § 20 M-GarVO: Spitzfindig, aber eine Wärmepumpe ist weder eine Klima-, Lüftungs-, Kälte- oder Abgasanlage.

Gruß
Werner Müller

Feuerpatsche

Die Begriffe sind nicht eindeutig definiert, man kann eine Wärmepumpe (in diesem Fall Luft-Wasser-Wärmepumpe) m. E. schon als Klimaanlage (lediglich klassischerweise Luft-Luft-Wärmepumpe) bezeichnen. Beides dient der Erzeugung von wahlweise Wärme oder Kälte zur Regulation des Raumklimas.

bskonzept

Nun, es ist aber auch nicht verboten die Garage zu kühlen oder zu heizen. Wie ich das jetzt durchführe, bspw. durch die Außeneinheit einer Wärmepumpe bzw. eines Klima-Splitgeräts ist ja egal. Dass ich davon noch einen weiteren Nutzen habe (also Kühlung eines EDV-Raumes oder Heizung einer Wohnung), ist ja auch in Ordnung und ebenfalls nicht verboten... Deshalb kann man sich schon darüber streiten, ob man nicht die Außeneinheit als Kühl-/Heizmöglichkeit für die Garage ansieht. Somit ist die nämlich wiederum zulässig.

Karstens

Wenn es in der neuen M-GarVO im § 20 heißt: "Der Einbau von Klima-, Lüftungs-, Kälte- und Abgasanlagen, die nicht der Garagennutzung dienen, ist in Garagen nicht zulässig", dann hat Herr Müller oben die Erklärung dafür sehr schön geliefert: das geliebte Auto.

foxdancer

Neue Wärmepumpen haben teilweise Propan als Kältemittel da es weniger treibhausgaspotential hat als andere .... Gleichzeitig braucht die Wärmepumpe einen relativ hohen Luftdurchsatz. Je nach Größe der Garage bzw. der Lüftungsöffnungen und Leistung der Anlage kann es evtl sein, das die Wärmepumpe nicht optimal läuft.

vonhof

Wärmepumpen, die ein natürliches, also ein brennbares Kältemittel haben, dürfen innerhalb von Gebäuden nicht aufgestellt und betrieben werden. Sie scheiden damit generell für den Einbau in Garagen und auch in der Nähe von Garagenzufahrten, Lüftungsschächten usw. aus. Ansonsten bin auch ich der Meinung, dass aufgrund der Regelungen aus der Feuerungsverordnung die Aufstellung von Wärmepumpen in Garagen grundsätzlich zulässig ist, und die MGarVO widerspricht dem auch meines Erachtens nicht. Wenn ich in einer Garage eine Sorptionswärmepumpe aufstellen darf, was ausdrücklich unter Beachtung der maximalen Oberflächentemperatur erlaubt ist, kann ich auch eine Kompressionswärmepumpe aufstellen. Der Gesetzgeber weiß genau, was eine Wärmepumpe zur Beheizung von Räumen ist, im Gegensatz zu einer reinen Klimaanlage.

Gruß
Alexander Vonhof

Karstens

vonhof Wärmepumpen, die ein natürliches, also ein brennbares Kältemittel haben, dürfen innerhalb von Gebäuden nicht aufgestellt und betrieben werden. Sie scheiden damit generell für den Einbau in Garagen und auch in der Nähe von Garagenzufahrten, Lüftungsschächten usw. aus.

Inwiefern sind Kältemittelgeräte innerhalb von Gebäuden unzulässig? Kühlschränke haben doch auch diese Kältemittel?

MfG. G.Karstens

brandsicher

vonhof Der Gesetzgeber weiß genau, was eine Wärmepumpe zur Beheizung von Räumen ist, im Gegensatz zu einer reinen Klimaanlage.
Da habe ich so meine Zweifel. Für mich als Maschinenbauing. unterscheiden sich Wärmepumpen, Klimaanlagen und Kühlschränke in ihrer technischen Funktion nicht. Ein Kältemittel wird durch Komprimieren erhitzt und kann Wärme abgeben. Durch den Druckabfall nach einer Drosselstelle verdampft es und wird kälter. es kann also Wärme aufnehmen. Der Unterschied ist nur

wo steht der Kompressor

wo kommt die Wärme her?

wo soll die Wärme hin?
-wird Luft gekühlt oder erhitzt? oder

wird Wasser gekühlt oder erhitzt?
P.S.
Die Kältemittelfüllung einer Wärmepumpe hängt von der Wärmepumpenleistung und dem verwendeten Kältemittel ab und beträgt zwischen 1 und 6 Kilogramm1. Die notwendige Kältemittelmenge pro Kilowatt Heizleistung beträgt bei Verwendung von Propan nur 9,7 Gramm. (https://www.bing.com/search?q=k%C3%A4ltemittel+w%C3%A4rmepumpen+menge&qs=n&form=QBRE&sp=-1&ghc=1&lq=0&pq=k%C3%A4ltemittel+w%C3%A4rmepumpen+menge&sc=9-29&sk=&cvid=7645E3C491ED4755BBF835AD1F1BBF4B&ghsh=0&ghacc=0&ghpl=)

Freundliche Grüße
Ulrich Drechsler

vonhof

Na, sagen wir es mal anders herum: Ich kenne keinen Hersteller, der das erlaubt. Jetzt bin ich ja kein Maschinentechniker, aber wenn ich das richtig verstanden habe, dürfen die brennbaren Flüssigkeiten bzw. dann expandierten Gase der Wärmepumpe, die zweifelsfrei eine explosionsfähige Atmosphäre bilden können, im Havariefall nicht in Gebäude gelangen und es dürfen sich auch keine Zündquellen in der Nähe befinden. Bei einem Defekt oder einer Beschädigung an einer Monoblock Wärmepumpe (da kommen die brennbaren Gase zum Einsatz) besteht aber nun einmal die Gefahr, dass die Gase in das Gebäude gelangen, wenn man die zugehörigen Aufstellregeln der Hersteller nicht beachtet. Steht das Ding nun bereits im Gebäude, geht das aus sich heraus schon gar nicht, dass bei einem Störfall keine Ex-Atmosphäre im Gebäude entsteht. Ich kann mir schon vorstellen, dass man bei einer Einzelfallbetrachtung und hohem Kompensationsaufwand (Ex-Zonen, Abschrankungen, Lüftungsmaßnahmen usw.) eine solche Wärmepumpe vielleicht in einer Garage einbauen kann, aber wie gesagt: Ich kenne keinen Hersteller, der das von sich aus zulässt. Und das machen die Hersteller sicher nicht aus Jux und Dollerei, sondern weil irgendwelche Vorschriften dagegen sprechen.

Baurechtlicher Ansatz: Werden die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten, gelten auch die brandschutzrechtlichen Anforderungen als erfüllt. Es erscheint mir nicht so, dass allgemein anerkannt ist, dass diese Art Wärmepumpe in einem Gebäude stehen darf. Ganz im Gegenteil. Im Umkehrschluss sind sie damit verboten. Der Gegenbeweis kann im konkreten Einzelfall gerne angetreten werden.

Gruß
Alexander Vonhof

bskonzept

Nun, der Vergleich mit den brennbaren Gasen im Gebäude hinkt. Soweit ich weiß darf ja auch eine 11kg Propangasflasche für einen Gasherd in meinem Gebäude stehen. Da ist die Gasmenge in der Wärmepumpe ja "lächerlich" und der Gasherd ist meine Zündquelle...

Hannes

Hinweis:
gemäß § 4 (1) M-FeuVO dürfen in Garagen raumluftunabhängige Feuerstätten aufgestellt werden, sofern deren Oberflächentemperatur bei Nennleistung nicht mehr als 300°C beträgt !

Offensichtlich hat der Gesetzgeber dazu mehr Vertrauen als zum Einbau von Klima-, Lüftungs-, Kälte- und Abgasanlagen, die nicht der Garagennutzung dienen...

Gruß
Hannes

Wolfgang_Cordier

Hallo Zusammen,
bezüglich der Kältemittel hatte man mich einmal gebeten eine brandschutztechnische Stellungnahme für die Aufstellung von Kühlaggregaten in der Tiefgarage eines Hotels zur Vorlage bei der Bauaufsicht zu erstellen. Dort war man nicht grundsätzlich abgeneigt dem zuzustimmen.
Das Ergebnis war, dass es sich bei dem Kältemittel in diesen Klimageräten um das gleiche Mittel handelte, wie es in den Klimaanlagen der Kraftfahrzeuge verwendet wird. Die Brandlasten des Gerätes selber war auch nicht größer als die eines PKW's. Für die beiden Kühlgeräte wurde auf 2 Stellplätze verzichtet.
Das ganze wurde in diesem Fall als Abweichungsantrag von der SBauVO in NRW eingereicht (Wunsch der BA) und dann auf der Grundlage meiner Stellungnahme genehmigt.
Zusammengefasst:

Kühlmittel hier das gleiche wie in Kraftfahrzeugen
Aufbau der Geräte überwiegend Metall im Vergleich zu KFZ keine höhere Brandlast
Kein wesentlich höheres Brandrisiko als bei einem abgestellten KFZ

bskonzept

Sehe ich genauso wie Herr Cordier.
Generell ist die neue Garagenverordnung ein Graus, da ist noch viel Luft nach oben. Es wird hier auf jedem Fall eine Überarbeitung notwendig, so bin ich zumindest der Meinung. Dann kann man auch solche Dinge klarstellen.

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