Aufenthaltsräume - Gebäudeklasse - brandschutzfachplaner.de

Aufenthaltsräume - Gebäudeklasse

3franken

Guten Morgen liebe Brandschützer/-innen...

ich habe hier ein Wohnhaus mit drei Wohnungen, EG, DG und Spitzboden, das vom Planer in die Gkl. 3 eingestuft wurde.

Im Spitzboden sind lt. Eingabeplan Wohnen, Essen und Küche geplant und mit einer offenen Treppe mit dem DG verbunden.

Laut Bauordnung erfüllt dieser Spitzboden allerdings nicht die Anforderungen an einen Aufenhaltsraum - z.B. BayBO: über die Hälfte eine Raumhöhe von mind. 2,20 m.

Da die Höhe noch strittig ist (evtl. 7,03 m) argumentiert der Entwurfsverfasser, dass es sich lt. Bauordnung um keinen Aufenthaltsraum handelt.

Kann man so argumentieren und den Raum trotzdem als Wohnen, Essen, Küche planen oder muss ich dann auch Spitzboden (kein Aufenthaltsraum) planen???

Aus meiner Sicht ist das Gebäudeklasse 4, wenn die Höhe des fertigen Fußbodens im Spitzboden über 7 m liegt.

brandsichere Grüße aus Franken

Roland_Witzl

Guten Mogen,

Artikel 45 Abs. 1 BayBO ist hier eindeutig: so wie von Ihnen beschrieben, kein Aufenthaltsraum.

Wenn es sich um ein Gebäude der GK 1 oder 2 handeln würde, spielt die erf. Raumhöhe von mind. 2,20 m in DG, welche über mind. die Hälfte der Nutzfläche vorhanden sein muss, keine Rolle.

Mit freundlichen Grüßen,

R.Witzl

3franken

Danke Roland.

Jetzt ist aber in dem "kein Aufenthaltsraum" Wohnen-Küche-Essen (19 m2) geplant und im vereinfachten Verfahren genehmigt.

Ich erstelle den Brandschutznachweis und es ist mind. Gkl. 3, da drei Nutzungseinheiten geplant sind.

Die Genehmigungsbehörde vetritt die Meinung, wenn im vereinfachten Verfahren genehmigt wird, ist alles in Ordnung... alles gem. Bauordnung!

Das trifft hier zwar nicht zu und ist ein anderes Problem - es sind einige Anforderungen an den Brandschutz gem. BayBO nicht erfüllt - d.h. z.B. Abweichungen ...

brandsichere Grüße

Roland_Witzl

Hallo 3franken,

zum einen geht es bei Ihnen um die Gebäudeklasse - da spielen Räume, welche als Aufenthaltsräume einzustufen sind oder nicht, eben eine Rolle (Art. 45 Abs. 1 BayBO).

Wenn Sie zum anderen noch Abweichungen nach Art. 63 Abs. 1 BayBO haben, bedürfen diese Abweichungen auch im vereinfachten Verfahren (sogar auch wenn die geplanten Maßnahmen verfahrensfrei sind - Art. 57 BayBO) der Zustimmung der unteren Bauaufsicht (Isolierte Abweichung) oder der Bescheinigung eines Prüfsachverständigen für Brandschutz (BS III).

Also zuerst das Gebäude objektiv der richtigen Gebäudeklasse zuordnen und sich dann um die der Gebäudeklasse entsprechenden materiellen Anforderungen (ggf. mit Abweichungen) aus dem Bauordnungsrecht kümmern.

Mit kollegialen Grüßen,

R. Witzl

3franken

Danke nochmal Roiland!

Verstehe ich das richt?

Du siehst den Raum nicht als Aufenthaltsraum an, weil die Abmessungen gem. Art. 45 BayBO nicht gegeben sind. Unabhängig was im Plan steht???

kollegiale Grüße

Benutzer_3486

Art. 2 (5) BayBO:

Aufenthaltsräume sind Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt oder geeignet sind.

Wenn ein Wohnraum geplant ist, lese ich das so raus, dass der Raum als Aufenthaltsraum zu werten ist.

Benutzer_1388

Es sind wohl Aufenthaltsräume, die illegal sind.

Vergrößert man die Abseiten, erhöht sich im Spitzboden die mittlere Höhe. Wie eng darfs denn sein?

Trägt der Gärtner Mutterboden auf, passt die Gebäudeklasse sich an die Wünsche an (7m).

Passt das bei Fertigstellung nicht, wird die Bescheinigung der Ausführung gemäß Nachweis verweigert und die Sache ist illegal.

In 15 Jahren beruft man sich ggf. auf Bestandsschutz und keiner will etwas merken. Der Bauaufsicht interessiert das ja jetzt schon nicht.

Zitat: "Die Genehmigungsbehörde vertritt die Meinung, wenn im vereinfachten Verfahren genehmigt wird, ist alles in Ordnung... alles gem. Bauordnung!" Das kann nicht richtig sein.

"Brandsichere Grüße aus Franken"? Ja, die Brandsicherheit verändert sich m.E. wegen 3 cm Fußbodenhöhe und der mittleren Raumhöhe nicht. Aber Grenzen werden nicht gesetzt, um sie bei Bedarf zu verschieben.

Mfg G.Karstens

3franken

Danke IBW87

Genauso werte ich das inzwischen auch!

Der Zusatz "bestimmt" sagt es eigentlich eindeutig, auch wenn der Raum nach Art. 45 nicht unbedingt "geeignet" ist.

Wenn ich dort koche, esse und wohne, halte ich mich nicht nur vorübergehend dort auf!

Jetzt bleibt es spannend, ob wir unter 7 m bleiben.

Würdet ihr die Feuerwehr hinzuziehen, um zu klären, ob die auch wirklich dort mit Leitern retten können?

Danke in die Runde

Roland_Witzl

Hallo 3franken,

ein Kriterium für die Einstufung eines Gebäudes in Gebäudeklassen nach Art. 2 Abs. 3 Satz 1 BayBO ist die Höhe der Fußbodenoberkante des höchstgelegenen Geschosses, in dem Aufenthaltsräume MÖGLICH sind (Satz 2).

Ob Aufenthaltsräume tatsächliche vorhanden oder geplant sind, spielt daher keine Rolle.

Anforderungen an Aufenthaltsräume hinsichtlich ihrer erforderlich Raumhöhe sind im Art. 45 Abs. 1 Satz 1 BayBO definiert.

Bei Gebäuden der Gebäudeklasse 1 und 2 ist es nicht maßgebend, ob vorhandene oder geplante Aufenthaltsräume im Dachgeschoss (DG) die Raumhöhen nach Art. 45 BayBO einhalten oder nicht. Werden Aufenthaltsräume im Dachraum bei Gebäuden der GK 1+2 vorgesehen bzw. geplant, dann ist die OK dieses Fußbodens im DG der Bezugspunkt zur Geländeoberkante im Mittel, welcher maßgebend für die objektive Einstufung in die zutreffende Gebäudeklasse ist.

Bei allen anderen Gebäuden (d.h. GK 3-5) müssen Aufenthaltsräume im DG eine lichte Raumhöhe von mindestens 2,20 m über der Hälfte ihrer Nutzfläche haben. Kann diese Raumhöhe z.B. aus baulichen Gründen nicht gewährleistet werden, ist nach BayBO kein Aufenthaltsraum zulässig und damit ist auch die Fußbodenoberkante im DG nicht maßgebende für die Einstufung in eine Gebäudeklasse!

Wie gesagt, wir sprechen hier über die richtige Einstufung des Gebäudes in eine Gebäudeklasse.

Mit kollegialen Grüßen,

R. Witzl

3franken

Hallo Roland,

danach wäre es wieder kein Aufenthaltsraum und eindeutig Gkl. 3!

Egal wie hoch, auch wenn der Raum zum Aufenthaltsraum bestimmt wird?

D.h. Bauteile usw. nach Gkl. 3.

Was aber irgendwie nicht stimmig sein kann, wenn der Spitzboden über 7 m liegt.

Drei Nutzungseinheiten:

Gkl.3, da der Raum kein (möglicher) Aufenthaltsraum ist!

Zwei Nutzungseinheiten:

Gkl. 4, da Aufenthaltsraum in Gkl. 1 und 2 möglich, aber in Gkl. 4 dann wieder nicht mehr (also doch Gkl. 1 oder 2)???

Das widerspricht sich!

Allerdings muss ich den Spitzboden im Brandschutzkonzept als Aufenthaltsraum betrachten und zwei Flucht- und Rettungswege nachweisen (je Nutzungseinheit).

Formell wieder ganz einfach:

Über die schmale Treppe vom Spitzboden ins DG erreiche ich den Wohnungseingang (Außentreppe) und ein in dieser Nutzungseinheit befindliches Dachflächenfenster.

Schutzzielorientiert bin ich, wenn im DG etwas passiert, im Spitzboden allerdings gefangen und kann nur über viele Tritte auf der Dachfläche über ein Dachflächenfenster gerettet werden!

kollegiale Grüße

Benutzer_1470

Wenn im Spitzboden Aufenthaltsräume geplant oder Räume als solche so genutzt werden, dann ist dieser Fußboden in der Höhe maßgebend für die Einstufung in die GK.

Es sind ja offensichtlich Aufenthaltsräume möglich, auch wenn die Mindesthöhe für die zutreffende GK nicht eingehalten wird (min. 2,2 m nach Art. 45 BayBO). Hier ist dann ein Abweichungsantrag zu stellen, damit diese nicht „illegal sind“.

Wenn sich die Nutzer mehrmals am Kopf gestoßen haben, werden diese eine oder mehrere Gauben anbringen um diese Nutzung ohne Verletzungen zu ermöglichen. Alternativ sind die Aufenthaltsräume nicht zulässig und die Abweichung wird abgelehnt.

Die vorherigen Argumente, dass die geplanten Aufenthaltsräume nur bei Einstufung in die GK 1 und 2 als solche zu bewerten und bei Einstufung in GK 3 oder höher keine mehr sind, ist bei dieser Konstellation auf Grunde des Faktes falsch. Wie schon dargestellt, widersprechen sich hier die Argumente. Die Vorgaben aus Art. 45 BayBO sind mir bekannt.

Norbert Bärschmann

vonhof

Ja genau. Wenn die Bauaufsicht eine Abweichung genehmigt, dass der Spitzboden als Aufenthaltsraum genutzt werden darf, dann ist dort formell ein Aufenthaltsraum im Sinne des Art. 2 Abs. 3 Satz 2 BayBO möglich. Auf die materielle Eignung kommt es dann nicht mehr an. Damit wird das Gebäude höher.

Gruß

Alexander Vomhof

3franken

Ich bedanke mich für die rege Beteiligung und mache es aus Sicht des Brandschutzes wie folgt:

- Spitzboden ist Aufenthaltsraum.

- Gebäudeklasse 3 oder 4 (je nach tatsächlicher Höhe (Spitzboden)).

- 2. RW aus dem Spitzboden in Abstimmung mit der örtl. Feuerwehr

brandsicher Grüße

Roland_Witzl

Hallo zusammen,

das erst eine Abweichung notwendig wird, um einen Aufenthaltsraum im DG (GK 3-5) nach Art. 45 BayBO baurechtlich zu ermöglichen (weil Raumhöhe nicht vorhanden), um dadurch auf eine höhere Gebäudeklasse zu kommen, davon haben wir nicht gesprochen!

Im Fall von 3franken muss also erst geklärt werden, ob einer Abweichung von der geforderten Raumhöhe nach Art. 45 BayBO zugestimmt wird. Wenn ja, Aufenthaltsraum vorhanden und bauordnungsrechtlich ZULÄSSIG und dann ist die OK FB im DG auch maßgebend für die Gebäudeklasse, sonst nicht.

Mit kollegialen Grüßen,

R.Witzl

Mattes

Die Frage, die sich auch in NRW immer wieder mal stellt, ist, wie ein nicht als Aufenthaltsraum geeigneter Raum im Dachspitz zu bewerten ist:

Wenn nicht geeignet, gilt also die niedrigere Gebäudeklasse.

Dann darf im Antrag aber auch keine Aufenthaltsnutzung angegeben werden.

Und auch das nützt meist nix, denn der klassische Fall ist das Kinderzimmer im Dachspitz, nach Baurecht und für Erwachsene nicht als Aufenthaltsraum geeignet, für Kinder ein Paradies- leider aber nicht aus brandschutztechnischer Sicht, 2. RW ohnehin dort nicht vorhanden...

Insofern muss ich als (Mit-)Verantwortlicher nicht nur den Formalismus im Blick haben, sondern in erster Linie das Schutzziel. Und auch den Bauherrn und die Nutzer deutlichst über die Folgen einer Schwarznutzung aufklären...

Gruß

Matthias Bußmann

3franken

@Roland:

Die Aufenthaltsräume im Spitzboden sind genehmigt!

@mattes:

Es ist alles offiziell und bereits genehmigt!

Das Thema Schwarznutzung ist ein anderes Problem (wenn man als Brandschützer davon Kenntnis hat)!

Benutzer_594

Vereinfachtes Genehmigungsverfahren:

Die Bauaufsicht prüft nicht (zumindest nicht nach dem Prüfunfang des Art. 59 BayBO) ob die Räume die Mindestanforderungen an Aufenthaltsräume erfüllen.

Es ist also durchaus denkbar, das in den genehmigten Grundrissen das Wohnraum steht, dann aber bei einer Endbesichtigung die Nutzung als unzulässig festgestellt wird, da Mindestanforderungen nicht erfüllt sind.

Der Planer sollte hier von sich aus beim Entwurfsprozess merken, das eine Abweichung von Art. 45 notwendig wird, und diese förmlich mit beantragen.

So zumindest der Gedanke des Gesetzgebers zur Deregulierung.

Wenn die Bauaufsicht dann auch keine Bauüberwachung macht, entsteht ein genehmigter Wohnraum, der keiner sein darf.... und das fällt eben nur auf, wenn Fachplaner sich der "Eigenverantwortung der am Bau Beteilgten" bewusst sind und diese Verantwortung auch ausleben.

Benutzer_3439

Wie sieht es denn mit dem Treppenraum aus?

Bei GKL 3 muss dieser durchgängig bis in den Spitzboden vorhanden sein inkl. allen zugehörigen Anforderungen. Stichwort notwendiger Treppenraum. Ist das vorhanden?

Ist ein Bad im Spitzboden vorhanden? Wenn nein, ist das keine separate Wohnung. Bad und Küche sind IMMER erforderlich für eine Wohneinheit.

Wir als Behörde lassen uns bei solchen Streitfällen zumindest eine Berechnung geben in der man sieht, Aufenthaltsräume im Spitzboden JA/NEIN.

Wie ich das sehe:

Falls Aufenthaltsräume möglich im Spitzboden, dann GKL 3. Wenn nicht, dann GKL 1. Auf alle Fälle lediglich 2 Nutzungseinheiten wobei DG und Spitzboden mit einer offenen Treppe miteinander verbunden sind. Wenn dem so ist geht es nur mehr um den 2ten Rettungsweg aus dem Spitzboden.

Falls GKL 3 und 3 NE vorliegen sollten ohne die Raumhöhen und Anforderungen Treppenraum einzuhalten, dann hat trotz vereinfachtem Verfahren die Behörde gehörig geschlampt!

vonhof

Nö, genehmigt ist der Wohnraum deswegen nicht. Wenn eine Abweichung nicht geprüft wurde, kann sie auch nicht genehmigt sein.

Eine Bauabnahme durch die Behörde entfaltet in dieser Richtung keine Rechtswirkung. Heute nicht und auch früher schon nicht. Bereits deswegen, weil der Zustimmung zu einer Abweichung eine (aktive) Ermessensentscheidung der Behörde zugrunde liegen muss. Wenn überhaupt, bekommt man mit der Bauabnahme eine (passive) Duldung. Damit erlangt der Eigentümer aber keinen Vertrauensschutz auf seine mangelhafte Bauausführung. Im Bestand geschützt sind nur rechtmäßig errichtete bauliche Anlagen. Und dafür braucht man die materielle und/oder formelle Legalität. Eine wie auch immer geartete Bauabnahme ändert daran nichts.

Etwas anderes könnte nur vorliegen, wenn die Behörde bei der Abnahme auf den baurechtlichen Mangel deutlich hingewiesen wurde und diese den Baumangel erkennbar (also aktiv) duldet. Aber wer will im Nachhinein rechtssicher belegen können, dass die Behörde das getan hat?

Dann müsste die Duldung der Abweichung schon konkret im behördlichen Abnahmeprotokoll auftauchen und am Besten noch daneben stehen, dass kein Abweichungsantrag gestellt werden muss (= Verzicht auf das Vorlegen einer eigentlich notwendigen Bauvorlage, was nur die Behörde entscheiden darf; der Bauherr muss unaufgefordert alle Bauvorlagen vollständig vorlegen, die für die Beurteilung der Baumaßnahmen notwendig sind, er hat hier eine aktive Mitwirkungspflicht. Ein zu stellender Abweichungsantrag ist eine notwendige Bauvorlage. Egal in welchem Verfahren, auch im vereinfachten Genehmigungsverfahren.). Und selbst dann kann man sich noch gepflegt über die Rechtsfolge streiten.

Gruß

Alexander Vonhof

3franken

@Alien1973

Der Spitzboden ist über eine offene Innentreppe mit der Wohnung im DG verbunden (keine gesonderte Wohnung im Spitzboden!

DG: Eingang/Flur, Badezimmer, Schlafzimmer

Spitzboden: Wohnen/Essen/Küche als ein Raum

Zur Info (ein Gebäude mit noch vielen anderen Abweichungen - schon gebaut):

Die beiden Wohnungen im DG sind über eine Außentreppe erreichbar.

(kein Treppenraum)

Die Wohnung im EG hat einen separaten Eingang.

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