Sehr geehrtes Forum,
mein Kollege Hr. Cordier hatte mich gebeten, hier an dieser Stelle auch einmal einige Inhalte zu diesem Punkt "Löschanlage in Alten- und Pflegeheimen" mit einzubringen.
Veranlassung:
Im Rahmen einer Promotion wird an der Uni Wuppertal die ORBIT Studie aus den 1970ern noch einmal auf Ihre heutige Belastbarkeit überprüft.
Unser gesamter abwehrender Brandschutz incl. der Brandschutzbedarfspläne der Gemeinden basiert immer noch auf dieser Studie und den hier definierten Zeiten für die sog. Reanimationsgrenze (17 min).
Man muss sich jedoch kritisch die Frage stellen, ob diese Zeiten heute noch "up to date" sind? Haben sich die eingebrachten Materialien in den Gebäuden im Laufe der vergangenen 40 Jahre geändert? Hat dies Auswirkungen auf das mögliche Brandverhalten und die hier entstehenden Brandgase?
Weiter möchte ich hier gar nicht fortfahren, da hier fundamentale Grundlagen unseres heutigen Systems im abwehrenden Brandschutz ggf. in Frage gestellt werden könnten.
Aber auch hier müssen wir den Blick in die zukunft wagen. Was kann unsere Feuerwehr heute (nicht BF - FF ist hier gemeint) unter Berücksichtigung der Urbanisierung (Wohnort nicht Arbeitsort) noch wirklich leisten? (Weniger Feuerwehr muss eigentlich noch mehr leisten).
Und dann kommen wir zu dem Punkt Alten- und Pflegeheime (oder Beatmungspraxen, Wohnheime für andere behandlungsbedürftige Menschen, die sich nicht mehr selbst bestimmen können) als logische Konsequenz aus dem demografischen Wandel.
Die ursprünglich zugrunde gelegte Selbstrettung der Menschen aus Wohngebäuden wird immer mehr zur Fremdrettung durch die Feuerwehr!
Wie kann man der Feuerwehr hier einen sinnvollen Zeitgewinn verschaffen, damit Sie noch zielgerichtet eine Fremdrettung durchführen kann?
--> Konsequenz Sprinkleranlagen für Wohngebäude !!!
Lösungsansatz:
Die bestehenden "deutschen "Probleme (insbesondere der Trinkwasserhygiene) wurden schon benannt. Alles läuft in Deutschland auf eine Kompaktsprinkleranlage hinaus, um zumindest die TW-Anforderungen zu erfüllen.
Um hier jedoch von den "aufgeblähten" Anforderungen der Industrie (wie in VdS beschreiben) sich ein wenig zu entfernen, wird derzeit in den Normenausschüssen an der Fortschreibung eines Anhangs zur (DIN) EN 12845 gearbeitet, um das Thema Wohnsprinkler auch umfassend für Europa zu definieren.
Die US-amerikanischen Kollgen haben hier mit der NFPA 13-D bzw NFPA 13-R (Automatic Sprinkler Systems for Residential Occupancies) schon vorgelegt.
Wenn der anhang im weißdruck erscheint (201?) würden wir somit auch in Deutschland (Europa) über eine technische Regel verfügen, die fern ab von VdS / FM / NFPA die Möglichkeit bietet, Sprinkleranlagen in Wohngebäuden zu planen und auszulegen.
Eine Kompaktsprinkleranlage würde aus einer einfachen Pumpe, einem Zwischenbehälter und dem eigentlichen Sprinklerrohrnetz mit Sprinklern bestehen. Die Wirkzeit soll dabei zwischen 10 und 30 min betragen, um eine entsprechend ausreichende Fremdrettung durch die Feuerwehr zu ermöglichen.
Ich freue mich über eine weitergehende Diskussion zu diesem Thema.
MfG, C.Scheuer