Löschwasserrückhaltung - ja / nein - brandschutzfachplaner.de

Löschwasserrückhaltung - ja / nein

Benutzer_99

Bundesland: Brandenburg Autor: Matthias Hallo Leute,

für den Betrieb einer Recyclinganlage, stellt sich nir die Frage, ob eine Löschwasserrückhalteanlage erforderlich ist, oder nicht?

Wenn ich mir die Löschwasserrückhalterichtlinie anschaue, dann würde ich diese so interpretieren, daß wenn im Lager weniger als 100t Stoffe der WGK 1 verarbeitet oder gelagert werden (also In- und Outputmaterial zusammen), man keine Rückhaltung benötigt?

Zumal dort nur die Rede von den eingelagerten Stoffen ist und nicht von der Löschwassermenge, die durch den Kunststoffbrand erst entstehen könnte?

Demnach würde fester Kunststoff nach VwVwS sogar in die WGK 0 eingestuft...

In der Anlage werden PP, PE, PS, PC und relativ wenig PVC verarbeitet.

Kann es sein, daß die Wasserbehörde o. Landesumweltamt sich über diese Richtlinie in Ihrem Ermessen hinwegsetzen und Pi x Daumen x Fensterkreuz irgend etwas fordern, was in keinem Gesetz geschrieben steht?

Wer kann mir in dieser Frage weiterhelfen?

Danke und

mfg

Matthias

Omega

Hallo Matthias,

nun, die Löschwasser-Rückhalte-Richtlinie (LöRüRL) gilt ja für das Lagern wassergefährdender Stoffe und genau nicht für Stoffe die sich im Arbeitsgang befinden.

Wie du richtig aufführst, sind die genannten Kunststoffe nicht wassergefährdend und fallen somit eh aus dem Geltungsbereich der LöRüRL.

Meines Erachtens ist daher die LöRüRL nicht anwendbar.

Eine Möglichkeit die eine Behörde hat ist nun zu sagen, dass durch einen Brand erst wassergefährdende Stoffe (kontaminiertes Löschwasser) entstehen. Wenn dann noch der Betrieb nahe einem offenen Gewässer liegt bzw. gar in einer Schutzzone oder die geologische Beschaffenheit des Untergrundes eine Grundwassergefährdung "unterstützt", ist im weitesten Sinne § 19 g WHG (Besorgnisgrundsatz) heranzuziehen. Und somit kann die Behörde eine Maßnahme fordern, die den Besorgnisgrundsatz entsprechend "umsetzt".

Weitere Anmerkungen sind aufgrund deinen gemachten Ausführungen nur schwierig machbar.

Viele Grüße

Gerhard

Benutzer_99

Autor: Matthias Hallo Gerhard,

vielen Dank für Deine Antwort.

Daß in der Löschwasserrückhalte-Richtlinie ausgerechnet zu diesem wichtigen Punkt, wie zu verfahren ist, wenn kontaminiertes Löschwasser erst entsteht, keine Auskunft gegeben wird. Also hat diese Richtlinie für solche Fälle schlichtweg keine Gültigkeit ...

Gut, daß Du das auch so siehst.

Das mit dem Wasserhaushaltsgesetz muß ich mir mal genauer ansehen, aber wenn dies so wäre müßte jeder Aldi-Laden wegen ihren Kunststoffbehältern eine Löschwasserrückhaltung mittels mobiler Barrieren haben...

(wehe dem, wenn das Gemäuer nicht aus 20 cm starkem wasserundurchlässigem Beton gebaut ist...)

Ich werde mal die Anforderungen der entsprechenden Behörde mal auf mich zukommen lassen...

Grüßle

Matthias

Omega

Hallo Matthias,

die Frage wird sein, ob sich überhaupt (wassergefährdendes) Löschwasser bilden kann, das eine Löschwasserrückhalteanlage rechtfertigt. Ich hatte zwar nur eine chemische Grundausbildung, aber wenn ich mich recht entsinne bleibt auch brennender Kunststoff wasserunlöslich, somit kann m. E. kein "wassergefährdender Stoff" entstehen, der eine Löschwasserrückhaltung plausibel nötig macht.

Gruß

Gerhard

Benutzer_99

Autor: Matthias Hallo Gerhard,

ja, aber es könnte darum gehen, daß sich z. b. der Qualm von PVC mit Wasser zu einer schwachen Säure entwickelt, weil doch Chlorverbindungen frei werden?

Ich denke, daß eine Gefahrstoffanalyse, die vor dem Brandschutzkonzept gemacht werden muß, klären wird - oder?

Denn solch ein Brandschutzkonzept wird von der Behörde gefordert.

Gruß

Matthias

Benutzer_197

Hallo Matthias,

wir wollen doch "die Kirche mal im Dorf" lassen. Bei jedem Brand werden Schadstoffe (Chlor- und nitrose Gase, PAKs etc.) in erheblichem Umfang frei, die aus dem eingesetzten Löschwasser nicht gerade wieder Trinkwasser machen. Die Feuerwehr kann sich bemühen, mit möglichst wenig Wasser auszukommen (wenig kontaminiertes Wasser) oder aber mit viel Wasser die Schadstoffkonzentration über maximale Verdünnung zu reduzieren. Der Einsatzleiter macht es also im Zweifel immer verkehrt ;-)). Aber mal im Ernst, ich sehe hier viel weniger eine Gefährdung durch kontaminiertes Löschwasser als durch die im Brandrauch vorhandenen Schadstoffe (s.o.). Die lassen sich nämlich in keiner Weise eindämmen, auch nicht mit provisorischen Maßnahmen.

Mit freundlichen Grüßen,

F. Fleischhauer