Hallo Nicolay,
über das Praktikum würde ich mir als "frischer" Absolvent nicht unbedingt die größten Gedanken machen. Viel wichtiger ist es, die notwendigen Fachkenntnisse zu erlangen, und die bekommen Sie nur über ausreichende Praxiserfahrung in einem Ingenieurbüro, das sich weitgehend oder ausschließlich mit brandschutztechnischen Aufgabenstellungen auseinandersetzt. In der Regel geht man hier von einer mindestens fünfjährigen Tätigkeit aus.
Was das Praktum betrifft: in den Sachverständigenverordnungen der Länder steht in den Prüfungsbedingungen sinngemäß in etwa gleichlautend, dass als SV nur zugelassen wird, wer "die erforderlichen Kenntnisse im Bereich des Feuerwehreinsatzes" nachweisen kann. Wie diese Kenntnisse erlangt werden, sei zunächst dahingestellt und wird von jedem Zulassungsorgan unterschiedlich gehandhabt. Manche verlangen einen Beleg über eine Ausbildung, einen Lehrgang oder ein Praktikum, andere prüfen das Wissen einfach ohne besonderen Nachweis mit. Aber ohne ausreichendes Wissen im abwehrenden Brandschutz werden Sie auf jeden Fall keine Zulassung bekommen.
Und was die Abschaffung des 6-wöchigen (nicht 6-monatigen) Lehrgangs in Bayern an der Landesfeuerwehrschule betrifft: es ist in keiner Weise die Rede davon, dass dieser Lehrgang "nichts bringt". Es ist lediglich so, dass der Kurs aus unterschiedlichen Gründen nicht sonderlich gut besucht war, was aber nicht heißt, das ein solcher Lehrgang nicht sinnvoll wäre.
Wichtig ist erst einmal, dass Sie Praxiserfahrung im vorbeugenden Brandschutz gewinnen. Das Prüfverfahren, um ein staatlich anerkannter Sachverständiger zu werden, ist nicht einfach, und Ihnen wird hier mit Sicherheit nichts hinterhergeworfen.
Falls Sie allerdings zunächst keine entsprechendes Anstellungsverhältnis haben, können Sie die Zeit sicherlich gut nutzen, ein Praktikum zu machen. Ob Ihnen dieses anerkannt wird oder ob sich die Situation in fünf Jahren nicht wieder vollkommen anders darstellt - wer weiß es? Ich jedenfalls nicht.
Sie haben sich einiges vorgenommen. Viel Erfolg dabei.
Gruß
Alexander Vonhof