Einteilen von Nutzungseinheiten / Bestimmung Gebäudeklasse (Bayern)

Simonetti

Hallo liebes Forum,

Folgende Situation:

Bürogebäude, viergeschossig, oberste Geschossdecke 12,5m, <13
jedes Geschoss Aufgeteilt in 3 Nutzungseinheiten
NE1: Büro (396m²)
NE2: Büro (190m²)
NE3: WC (20m²)
Alle Nutzungseinheiten führen direkt in den Notwendigen Treppenraum.

Die NE1 und NE2 sind logischerweise auf das WC (NE3) angewiesen.

Ist diese Trennung so möglich, oder laufe ich Gefahr in die GK5 zu rutschen (NE > 400m²), weil das
WC der einen oder der anderen NE zugeschrieben werden müsste, da diese eigenständig nicht
funktionsfähig?

Danke für eine kurze Einschätzung.

Viele Grüße
S

WernerMueller

Hallo Simonetti,
das sind 2 NE. WC ist keine NE, da kein AHR.

Gruß
Werner Müller
PS: Vonhof sieht das anders in 3, 2, 1...

Roland_Witzl

Hallo Werner, sehe ich auch anders, denn:
Auch ein "Gebäude" oder ein "abgeschlossener Teil eines Gebäudes", dem eine bestimmte Nutzung zugeordnet ist (z.B. ein Lagergebäude oder ein Lagerbereich) und zu dem ein abgegrenzter Personenkreis Zugang hat, ist bzw. kann eine "Nutzungseinheit" sein.
Also ich würde eben die WC-Fläche mit rd. 20 m² der NE2 (190 m²) zuschlagen und das "Problem" ist gelöst (oder nicht? ;-))!

MkG, R.Witzl

Simonetti

Hallo Werner Müller,
Hallo Roland,

Vielen Dank für die Rückmeldung. Ich sehe das ähnlich.

Aber ist es denn wirklich egal, welcher NE ich das WC zuschlage?
-> 2. NE < 400m² könnte dadurch ja eingehalten werden.
Dann hat aber NE1 keine zugehörige WC/Sanitär Anlage.. ist diese dann
noch eine eigenständige, funktionsfähige NE?

@vonhof Ist das so, und wenn ja warum? ;-)

viele Grüße
Simonetti

WernerMueller

Hallo Roland,
1) Molodkowsky/ Famers sieht das anders (z.B. RN 17 zu Art. 31: "Aus den Beispielen ist zu schließen, dass es sich bei einer Nutzungseinheit um eine Gruppe von einem oder mehreren Aufenthaltsräumen und zugehörigen sonstigen Räumen handelt, die in einem räumlichen und organisatorischen Zusammenhang stehen, gegenüber anderen Nutzungseinheiten oder Räumen durch Trennwände (Art. 27 Rn. 26) abgetrennt sind und als selbstständige Einheit betrachtet werden können."
2) Eine Garage oder ein Treppenraum sind ja auch keine NE.

Gruß
Werner Müller

Roland_Witzl

WernerMueller
Hallo Werner, ich glaube, da streiten sich die Gelehrten! ;-)
Hinweis: Die von mir oben genannte Definition zur NE stammt so dem Sinn nach aus den Änderungen zur LBO vom Juli aus Baden-Württemberg. Finde ich recht gut, oder nicht?

MkG, R.Witzl

Roland_Witzl

Ach, und noch eine kurze Ergänzung zur Definition einer NE aus dem KOM Busse/Kraus (=> Thema: „Streit unter den Gelehrten“):
„Die Definition der "Nutzungseinheit" stellt nicht darauf ab, dass ein solcher nur vorliegt, wenn von den Räumen mindestens ein Raum ein Aufenthaltsraum ist. Dies zeigt auch die Formulierung des Art. 31 Abs. 1 "Nutzungseinheiten mit mindestens einem Aufenthaltsraum". Es gibt also auch Nutzungseinheiten ohne Aufenthaltsraum (z.B. u.U. Lagerhaus).“

MkG, R.Witzl

WohmannA

Das ganze kann man ja toppen, was ist wenn es alles eine Nutzungseinheit ist und die einzelnen "Bereiche" Teilnutzungseinheiten sind?

Irgendwo steht doch im Faq meine ich, dass der Bauherr entscheidet was eigenständige NE sind und was nicht. Letztendlich muss doch die Brandschutzplanung auf den Entwurf reagieren und nicht den Entwurf umplanen.

Daher wird doch bei drei Öffnungen zum Treppenraum und jeweiligen Trennwänden zwischen den drei Öffnungen, jeweils die Fläche alleine betrachtet. Teilweise teilen wir ja absichtlich große NE auf zwei NE auf um die Flächen zu reduzieren, Notwendige Flure entfallen zu lassen etc.

Letztendlich kommt es noch auf das Bundesland an, aber zu dem Theme Nutzungseinheit haben Matthias Dietrich und ich im nächsten FeuerTrutz Magazin nochmal einen Ansatz gewagt.

Roland_Witzl

Hier das neueste aus den Vollzugshinweisen vom 04.02.2025 aus Bayern zur Gebäudeklasse 4, Art. 2 Abs. 3 Nr. 4 BayBO:

„Die Regelung ermöglicht auch für Gebäude mit Nutzungseinheiten von jeweils mehr als 400 m2 Fläche eine Einstufung in die Gebäudeklasse 4, wenn diese Nutzungseinheiten durch feuerwiderstandsfähige Bauteile in Bereiche / „Zellen“ von nicht mehr als 400 m2 unterteilt sind und jeder Bereich zwei unabhängige Rettungswege hat. Bislang fallen Gebäude mit größeren Nutzungseinheiten – auch wenn sie in brandschutztechnische „Zellen“ von nicht mehr als 400 m2 unterteilt sind – ab einer Höhe von mehr als 7 m in die Gebäudeklasse 5.
Art. 63 Abs. 1 ermöglicht Abweichungen von materiellen Anforderungen, nicht jedoch von den in Art. 2 enthaltenen Legaldefinitionen (hier: Gebäudeklasse, Art 2 Abs. 3). Somit waren bislang bei einem Gebäude der Gebäudeklasse 5, dessen bauliche Struktur laut Planung derjenigen eines Gebäudes der Gebäudeklasse 4 völlig entsprochen hätte, Anträge auf Abweichungen von bestimmten Bauteilanforderungen erforderlich. Dies wird durch die neue Regelung entbehrlich.
Sie orientiert sich an Art. 34 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4, der unter denselben Bedingungen Flure innerhalb größerer Nutzungseinheiten von den Anforderungen an notwendige Flure freistellt.“

Und da haben wir jetzt ganz „offiziell“ die 400 m2 (Teil-)Nutzungseinheit - und nicht nur für die notwendigen Flure!

MkG, R.Witzl

clammer

@Simonetti

Wenn Sie brandschutztechnische getrennte NEs mit jeweils eigenen Rettungswegen haben, sind Sie unter 400 m2

Gruß
C. Lammer

vonhof

Also vonhof sieht das so:

Wenn die WC beiden Nutzungseinheiten dienen, dann sind sie dem Gemeinschaftsgebrauch zuzuordnen und damit "anders genutzt Räume" (Trennwände erforderlich, Art. 27 BayBO). Sie sind der Fläche keiner der Nutzungseinheiten anzurechnen.

Schöne Grüße
Alexander Vonhof