Gebäudeklasse bei angrenzender Grenzgarage

Flint

Hallo, nach 2 Std. lesen der verschiedensten Artikel ist mir nach wie vor nicht klar, in welche Gebäudeklasse das Wohnhaus einzustufen ist. Kann mir hier jemand weiterhelfen?

Bauvorhaben: Errichtung eines Einfamilienhauses mit Garage in Bayern
Das Wohnhaus alleine erfüllt die Anforderungen an Gebäudeklasse 1. An das Wohnhaus wird jedoch eine Kleingarage mit 90m² errichtet. Die Kleingarage wird direkt an der Grundstücksgrenze errichtet.
Gilt das Objekt noch als "freistehend" und kann somit in Gebäudeklasse 1 eingestuft werden oder muss Gebäudeklasse 2 gewählt werden? Das Nachbargrundstück ist derzeit noch unbebaut, wird aber sicherlich noch bebaut werden.

Vielen Dank für die Hilfe.
Flint

clammer

Solange die Garage freistehend ist, GK 1.

Gruß
C. Lammer

Flint

Vielen Dank.
clammer wie geschrieben grenzt die Garage ans Wohnhaus an und ist somit nicht freistehend.
Roland_Witzl ok, also ist ein Wohnhaus mit angebauter Garagen >50m² (unabhängig ob Grenzbau oder nicht) immer in mind. Gebäudeklasse 2 einzustufen oder?

Roland_Witzl

Hallo Flint,

wenn die geplante Kleingarage den Anforderungen aus Art. 6 Abs. 7 Satz 1 Nr. 1 BayBO entspricht, darf die Kleingarage in den Abstandsflächen des Wohnhauses stehen und führt dann auch nicht dazu, dass das Wohngebäude nicht mehr „freistehend“ wäre.

MkG, R.Witzl

bskonzept

Roland_Witzl und führt dann auch nicht dazu, dass das Wohngebäude nicht mehr „freistehend“ wäre

Wo genau steht das, dass das Gebäude dann weiterhin freistehend ist? Es steht nur, dass ich die Garage in den Abstandsflächen errichten darf, auf die GK geht der Text nicht ein.
Hessen hat es bspw. geregelt: HBO §2 (4) Satz 4: "Angebaute Kleingaragen und untergeordnete Gebäude für Abstellzwecke, die einen Grenzabstand von 2,50 m einhalten, ändern die Eigenschaft freistehend in Satz 1 Nr. 1 nicht." Im Umkehrschluss ändert dort die Grenzgarage die Gebäudeklasse.

Roland_Witzl

bskonzept Wo genau steht das, dass das Gebäude dann weiterhin freistehend ist?

Ja stimmt (mein Fehler), es gibt noch eine Voraussetzung (in Bayern), die erfüllt werden muss - steht so in den Vollzugshinweisen zur BayBO 2008, die ich nicht erwähnt habe:
"Nach Ziffer 2.3.1.1.1 der Vollzugshinweise des damaligen Staatsministeriums des Innern zur BayBO 2008 ist der Anbau einer Grenzgarage bis 50 m² (Art. 57 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. b i. V. m. Art. 6 Abs. 9 Satz 1 Nr. 1) oder eines Nebengebäudes ohne Aufenthaltsräume und Feuerstätten (Art. 28 Abs. 2 Nr. 1) mit bis zu 50 m³ Brutto-Rauminhalt für die Eigenschaft „freistehend“ eines Gebäudes unschädlich."

MkG, R.Witzl

Roland_Witzl

Hallo Flint,
jetzt vorab eine Frage, damit wir nicht von unterschiedlichen Sachverhalten ausgehen:
Liegt die geplante Kleingarage auf dem gleichen Grundstück wie das Wohnhaus oder ist das die Kleingarage des Nachbarn?

Meine Annahme:
Wenn die Kleingarage und das Wohnhaus auf einem gemeinsamen Grundstück liegen und die Kleingarage an das Wohnhaus "angebaut" wird, also dies ein "Zusammenbau" ist, dann ist die Kleingarage ein "selbständiges" Gebäude und damit auch ein "Nebengebäude".
Und wenn das selbständige bzw. angebaute Nebengebäude "Kleingarage" keinen "erhöhten" Brandschutz (im Vergleich zum Wohnhaus => GK 1) bedarf, dann bleibt dieses Nebengebäude bei der Beurteilung des Wohngebäudes "freistehend - ja/nein" außer Betracht (siehe Kommentar Busse/Kraus zum Art. 2, Rn 289+290).

Auch steht im Kommentar Molodovsky/Famers/Waldmann dazu folgendes:
"Die angebaute und in das Hauptgebäude integrierte Kleingarage steht der Annahme eines insgesamt freistehenden Gebäudes nicht entgegen (s. auch Vollzugshinweise a.a.O., Jäde/Famers BayVBl. 08, 33/42)."

MkG, R.Witzl

Flint

Roland_Witzl
Vielen Dank. Ja die Kleingarage wird auf dem selben Grundstück errichtet auf dem auch das Wohnhaus steht.
Steht Ihre Antwort nicht im Widerspruch zu den Vollzugshinweisen zur BayBO 2008:
"Nach Ziffer 2.3.1.1.1 .... ist der Anbau einer Grenzgarage bis 50 m² .... für die Eigenschaft „freistehend“ eines Gebäudes unschädlich."
Die Kleingarage hat jedoch 90m²
Danke

Flint

Ich denke man müsste sich darauf konzentrieren (fett)
Freistehend sind Gebäude, wenn sie nicht angebaut sind und zu anderen Gebäuden (mindestens) die zum Zeitpunkt ihrer Errich-tung oder derzeit erforderlichen Abstandsflächen einhalten; sie dürfen an eine Grundstücksgrenze nur angebaut sein, wenn an das Gebäude nicht angebaut werden kann oder darf. Der Anbau von nach Art. 57 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. b verfahrensfreien Gara-gen, auch bei Kettenbauweise, oder Nebengebäuden ohne Brandwandanforderung i.S.v. Art. 28 Abs. 2 Nr. 1 lässt die Zu-ordnung zur Gebäudeklasse 1 unberührt.

Gemäß GastellV:
(1) In den Fällen des Art. 28 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 und Satz 2 BayBO genügen
...
2.
bei geschlossenen Kleingaragen einschließlich Abstellräumen mit nicht mehr als 20 m2 Grundfläche mindestens feuerhemmende oder aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehende Wände ohne Öffnungen.

Kann man hier dann noch von einer Brandwandanforderung sprechen?

Roland_Witzl

Hallo Flint,

also die 50 m², die in den Vollzugshinweisen zur BayBO 2008 genannt wurden, bis wohin der Anbau "Garage" keinen Einfluss auf die Gebäudeklasse (hier: freistehende => GK 1) ausübt, hat weiterhin Bestand.

Wenn die geplante (Klein-)Garage, die an das Wohnhaus (GK 1) angebaut werden soll, größer als 50 m² ist, dann muss das Wohnhaus in die Gebäudeklasse 2 (GK 2) eingestuft werden. Materielle Abweichungen, die sich im Wohnhaus dann ergeben sollten (z.B. Art. 25 BayBO), müssen dann gemäß Art. 63 Abs. 1 BayBO behandelt werden.

MkG, R.Witzl