Aufgabenabgrenzung Brandschutzplaner / Gefahrstoffbeauftragter

n-ludwig

Liebe Forumteilnehmer,
ich wende mich heute an Euch, da ich ein Projekt mit größeren Mengen Gefahrstoffen im Industriebau habe und ich mit der TRGS 510 nur ansatzweise vertraut bin.
Mir geht es bei meiner Frage darum, wie Ihr die Aufgabenverteilung zwischen Brandschutzplaner nach Bauordnungsrecht und Gefahrstoffbeauftragten seht.
Im Leistungsbild nach AHO steht zwar unter „Optionale Leistung“ Auswerten von Sicherheitsdatenblättern zu brennbaren Flüssigkeiten oder Gefahrstoffen, aber handelt es sich dabei um eine vollständige Lagerplanung nach TRGS?
Mein Bauherr hat zwar eine Fachkraft für Arbeitssicherheit an Bord, aber diese wendet die Kapitel 6 (Besondere Brandschutzmaßnahmen), 7.2, 8.2, 9.2, 10.3., 11.2, 12.3 (jeweils bauliche Anforderungen an den Brandschutz) und 12.6 Maßnahmen Brand- & Explosionsschutz der TRGS 510 vollständig von sich.
Sicherlich gibt es Schnittstellen, aber grundsätzlich sehe ich es so, dass wir Brandschutzplaner nach Bauordnungsrechts planen und ein Lagerkonzept für die Gefahrstoffe und der Nachweis, dass die geplanten Mengen an der Stelle im Gebäude mit den Maßnahmen xyz gelagert werden dürfen, vom Gefahrstoffbeauftragten kommen muss.
Oder sehe ich das falsch?
Herzliche Grüße aus Wiesbaden!
Nadja Ludwig

Roland_Witzl

Hallo Frau Ludwig,

ausschlaggebend ist, welche Leistung geschuldet wird. Und was geschuldet wird, ergibt sich aus den angebotenen Leistungen des AN, die von AG beauftragt wurden bzw. vom AG gemäß Angebot erwartet werden können.
Daher ist m.E. im Angebot des AN genau zu benennen, dass der Brandschutznachweis bzw. das objektbezogene Brandschutzkonzept nach der Bauvorlagenverordnung (= Bauordnungsrecht) erstellt wird.
Natürlich kann man auch als Brandschutzplaner mehr anbieten und planen (z.B. auch den Arbeitsschutz), wenn es dann auch beauftragt und bezahlt wird. Aber einfach mal mehr machen (müssen) als angeboten, das geht nicht!
Sehe ich daher genau so wie Sie!

MkG, R.Witzl

clammer

Hallo Frau Ludwig,

ich sehe die Leistung bei beiden* nicht. Wer so ein Projekt plant, braucht m. E. auch entsprechende Fachplaner.

Gruß
C. Lammer

(* Brandschutzplaner und Gefahrstoffbeauftragte)

firefly

Immer wenn ich von "größeren Mengen Gefahrstoffen" lese, mache ich mir etwas Sorgen hinsichtlich des Gewässerschutzes. Hier dürften dann wohl auch WHG und AwSV mit hineinspielen - und nicht zuletzt müssten womöglich auch Maßnahmen zur Löschwasserrückhaltung getroffen werden.
Nur von wem? Auch hier sehe ich die Notwendigkeit für einen Fachplaner - selbst wenn immer alle gleich mit dem Finger auf den Brandschutznachweisersteller zeigen...

n-ludwig

Hallo R.Witzel, mir geht es nicht darum, dass ich für meine Leistung nicht ausreichend bezahlt werde oder die Leistung nicht in meinem Auftrag enthalten ist. Das würde sich mit dem Bauherrn regeln lassen. Ich fühle mich aber nicht fachkundig dafür, auch wenn ich mich vielleicht mit viel Aufwand in die TRGS510 einarbeiten könnte. @firefly, genau das ist die Frage: wer ist zuständig für dieses Fachgebiet, wenn nicht der Gefahrstoffbeauftragte und nicht der Brandschützer? Welche Disziplin muss der Fachplaner haben? Das könnte ja eine Lösung für den Bauherrn sein, den richtigen Fachplaner zu rate zu ziehen. Eine Antwort auf diese Frage, würde mir schon weiterhelfen.

Roland_Witzl

Hallo Frau Ludwig,
so habe ich das auch nicht gemeint. Ich wollte vielmehr darauf hinweisen, das die geschuldete Leistung maßgebend ist.
Und als Brandschutzplaner will oder kann man halt mal Brandschutz, Punkt!
Gerne auch mal mehr, aber nur wenn man kann und möchte!

MkG, R.Witzl

firefly

Wollten wir uns nun konkret der Aufgabenverteilung zwischen Brandschutzplaner (nach Bauordnungsrecht) und "Gefahrstoffbeauftragten" annähern, gibt es gleich zu Beginn einen herben Rückschlag, denn den "Gefahrstoffbeauftragten" gibt es eigentlich gar nicht, auch wenn man diese Bezeichnung des Öfteren hört.

Der Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) stellt klar: "Die GefStoffV fordert bzw. definiert keinen Gefahrstoffbeauftragten, auch wenn verschiedene Veranstalter diese Funktion durch Teilnahme an ihren Schulungen bescheinigen".
Man sah sich scheinbar sogar in der Pflicht hier mit dem "DGUV Grundsatz 313-003" (November 2018) regelnd einzugreifen: "Grundanforderungen an spezifische Fortbildungsmaßnahmen als Bestandteil der Fachkunde zur Durchführung der Gefährdungsbeurteilung bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen".
Die erforderliche Fachkunde bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen setzt sich demnach aus zwei Komponenten zusammen, zum einen aus der beruflichen Qualifikation und zum anderen aus spezifischen fachlichen Kompetenzen (welche man auch über geeignete Fortbildungsmaßnahmen erwerben kann).
Aber hierdurch wird bereits deutlich, dass man sicherlich nicht Brandschutznachweisersteller sein kann, und sich einfach nebenbei über eine Schulung (nach DGUV Grundsatz 313-003 mit mind. sechs Tagen) eine Zusatzqualifikation "Gefahrstoffbeauftragter" aneignen könnte.

Aber wo sind nun, die Fachleute, der hier kompetent (aufgrund der Berufsausbildung und der spezifischen fachlichen Kompetenzen) unterstützen könnten - und vor allem: Wie heißt diese offizielle Funktion? Ich selbst habe ihn oder sie auch noch nicht getroffen!

Karstens

Ein Architekt oder Bauingenieur plant ein Gebäude. Wo er das Fachwissen nicht besitzt, müssen Fachleute hinzugezogen werden, die der AG bezahlen muss: Tragwerksplaner, Abdichtungsplaner, Betoningenieur, Bauakustiker, Brandschutz usw. Für Gefahrstoffe bezieht man bespielsweise einen Sicherheitsingenieur ein, oder eine Fachfirma, die solche Bauten baut. Das sind Leute, die sich entsprechend eingearbeitet haben und etwas von Chemie verstehen sollten. Dieser Fachmann macht Vorschläge für die Planung. Die Fachkraft für Arbeitssicherheit in einem Betrieb oder ein Gefahrstoffbeauftragter wird das Wissen dafür nicht haben. Feuerwehrmann oder Brandschutzbeauftragte sagen ja auch nicht, wie ein Gebäude gebaut werden muss.
Der Brandschutzplaner muss das vom Sicherheitsingenieur aufnehmen, was Feuer oder Explosion usw. betrifft. Der Fachplaner muss nicht als solcher geregelt sein. Der Begriff "Sachverständige" ist auch nicht geregelt. Man muss für die Brandschutzplanung wissen oder eben lernen, was passiert, wenn es in dem Lager beginnt zu brennen, kann sich das Zeug vielleicht selbst entzünden? Wer sich nicht einarbeiten will, sollte die Finger vom Auftrag lassen. Den Fachmann muss der Bauherrn beauftragen, aber einarbeiten muss man sich doch.

MfG G.Karstens

Baerschmann

In Bayern oder in anderen Bundesländern ist klar geregelt dass nur die Aufgabe übernommen werden soll bei der die entsprechende Fachkunde vorliegt (z. B. Art. 51 Abs. 2 BayBO).

In der Bauvorlagenverordnung ist der Inhalt von BS- Nachweisen oder BS- Konzepten geregelt. Nach § 11 Abs. 2 gehört dazu auch die Berücksichtigung der besonderen Gefährdungen.

(2) 1Bei Sonderbauten, Mittel- und Großgaragen müssen, soweit es für die Beurteilung erforderlich ist, zusätzlich Angaben gemacht werden, insbesondere über:
1.brandschutzrelevante Einzelheiten der Nutzung, insbesondere auch die Anzahl und Art der die bauliche Anlage nutzenden Personen sowie Explosions- oder erhöhte Brandgefahren, Brandlasten, Gefahrstoffe und Risikoanalysen,

Das bedeutet entweder Finger weg von solchen Planungen, Hinzuziehung und Berücksichtigung in den BS- Planungen oder man hat die Fachkunde selbst.

Norbert Bärschmann