WLAN-Router bzw. IOT-Gateway's in (notwendigen) Fluren

Benutzer_23431894

Hallo,

ich habe mich hier angemeldet, da ich immer wieder von dem Thema höre. Und mich es doch sehr wundert, wieso WLAN-Router bzw. IOT-Gateway's nicht in den Fluren hängen dürfen. Hatte letztens erst wieder gelesen, dass keine WLAN-Router in Schulen (Fluren) montiert werden dürfen.

Wenn man sich ein gegen Beispiel wie KNX oder Netzwerkverkabelung anschaut. Dort werden teilweise mehrere Kilometer lange Leitungen im Gebäude verlegt. Auch wenn diese Brandschutzkonform verbaut sind, stellt es dennoch eine Brandlast dar.

Allein die Einsparungen an Materialien bzw. Fehlerquellen verringern durch Funktechnik alleine schon, dass ein Brand überhaupt entstehen kann. Ich gehe mal soweit zu behaupten, dass alleine durch die Funktechnik sich die Brände alleine schon verringert haben, da viele Geräte über Funk arbeiten (Drucker, Notebook's, etc. ).

Warum der Flur gerne für solche Geräte genommen wird, liegt auch einfach daran, dass man nur im Flur den Empfang sicherstellen kann. Ansonsten müsste man in den anliegenden Räumen die Geräte verbauen, aber dass in einer deutlich höheren Stückzahl.

Roland_Witzl

Hallo Benutzer_2343894,

also ich finde in keiner Bauordnung das von Ihnen thematisierte Verbot.
Um in der MUSTER-Welt (Musterbauordnung | MBO) mal zu bleiben, steht im § 40 Abs. 2 MBO folgendes:
"In notwendigen Treppenräumen, in Räumen nach § 35 Abs. 3 Satz 2 [MBO] und in notwendigen Fluren sind Leitungsanlagen nur zulässig, wenn eine Nutzung als Rettungsweg im Brandfall ausreichend lang möglich ist."
Dieses bauordnungsrechtlich geforderte "Schutzziel" wird in der (MUSTER-)Leitungsanlagenrichtlinie (MLAR) konkretisiert.

Weder in der MBO noch in der MLAR steht irgendwo geschrieben, dass in notwendigen Fluren z.B. keine Router (= punktuelle Brandlasten) vorhanden sein dürfen. Lediglich brennbare, haustechnische Leitungsanlagen (z.B. Kabelanlagen) müssen in notwendigen Fluren (wenn sie nicht ausschließlich zur Versorung der notw. Flure erforderlich sind) von diesen brandschutztechnisch gekapselt werden.

MkG, R.Witzl

LaNie

Ich sehe das wie Herr Witzl. Die Router selbst dürften i.d.R. nicht unter den Begriff bzw. Anwendungsbereich der Leitungsanlagen fallen und sind auch keine Bauprodukte. Meist sind es Geräte, die eher der Ausstattung zuzuordnen sind (wie Kopierer, Kühlschrank etc.) und nicht im Baurecht geregelt sind.

bskonzept

Wenn man in der MLAR unter 2.1 (Begriffe) schaut, dann steht dort:

Leitungsanlagen sind Anlagen aus Leitungen, insbesondere aus elektrischen Leitungen oder Rohrleitungen, sowie aus
den zugehörigen Armaturen, Hausanschlusseinrichtungen, Messeinrichtungen, Steuer-, Regel- und
Sicherheitseinrichtungen, Netzgeräten, Verteilern und Dämmstoffen für die Leitungen. Zu den
Leitungen gehören deren Befestigungen und Beschichtungen. Lichtwellenleiter-Kabel und elektrische
Kabel gelten als elektrische Leitungen.

Somit ist eigentlich jedes Kabel (EDV, Telefon und sogar die Glasfaser) eine Leitung im Sinne der MLAR und müssen die Anforderungen erfüllen, also erstmal geschottet oder "eingepackt" werden, denn über die Telefon- und EDV-Leitungen werden elektrische Signale gesendet, und dann ist es erst mal eine elektrische Leitung. Das es sich um "haustechnische Leitungen" im Sinne von "Stromleitungen (240V)" handeln muss, steht dort nicht. Somit fallen auch die EDV-Leitungen in den Geltungsbereich der MLAR.
Die interessante Frage ist, ob diese Leitungen die Anforderungen nach MLAR 3.2.1, Satz 2, Nr. b erfüllen

Sie dürfen offen verlegt werden, wenn sie a) nichtbrennbar sind, b) ausschließlich der Versorgung der Räume und Flure nach Abschnitt 3.1.1 dienen oder ...

Sieht man es jetzt formal, dann dient die Leitung ja NICHT AUSSCHLIESSLICH der Versorgung der Flure und Treppenräumen etc. nach 3.1.1 MLAR, da darüber ja eigentlich die komplette Nutzungseinheit versorgt wird. Und dann wären die Leitungen ja eigentlich nicht zulässig nach MLAR.

Bin mal auf weitere Rückmeldungen und Sichtweisen gespannt, ist immer wieder ein interessantes Thema!

Roland_Witzl

Also m.E. kann ein WLAN-Router nur unter die Kategorie "Netzgeräte" fallen. Im Kommentar zur MLAR werden "Netzgeräte" so definiert:
"Bei den Netzgeräten handelt es sich um fest installierte (also nicht steckerlösbare) Bauteile, die i.d.R. als Kleintransformatoren der Stromversorgung dienen."
Und weiter:
"Unter den Begriff Netzgeräte können auch Sondergeräte eingeplant und installiert werden, wenn von diesen Geräten nachweislich keine oder nur eine geringe Gefahr der Brandentstehung und keine Brandweiterleitung (punktuelle Brandlast ohne Weiterleitungsmöglichkeit) besteht. Dieses sind z.B. Terminals der Zeiterfassung und Zutrittskontrolle, WLAN-Sende- und Empfangseinheiten, Sende- und Empfangseinheiten für die Gebäudeautomation."

MkG, R.Witzl

bskonzept

Der Kommentar ist ja erstmal nur eine Privatmeinung. Mehr nicht.

Aber wenn man die Geräte zulässt, dann muss man zumindest die Leitungen abschotten oder zumindest unter Putz verlegen. Damit fällt zumindest die offenen Verlegung der EDV-Leitungen weg, die ja so gerne gemacht wird...

Karstens

bskonzept Aber wenn man die Geräte zulässt, dann muss man zumindest die Leitungen abschotten

Wieviel Leuchten, Lichtschalter und Bewegungsmelder lässt man in Fluren denn zu. Wenn man kleinlich auf Notwendigkeit abzielen würde, könnte man locker die Hälfte der Installtionen aus den Fluren verbannen und hätte weniger Kabelsalat im Deckenraum. Will das jemand prüfen? Man hat Spielraum.
An und an ein Router, der an einem Schwachstromkabel hängt, was solls. Wie gefährlich ist das? Das kann man natürlich für jedes einzelne Gerät abwägen.
Ist es nicht so, dass die MLAR eigentlich auf dicke Kabeltrassen abzielt, die man auch woanders anordnen kann?

MfG G.KArstens

vonhof

Hallo zusammen,

die Geräte als solches werden von der Bauordnung nicht erfasst, solange sie nicht fest eingebaut oder fest montiert angeschlossen werden. In notwendigen Fluren dürfen darüber hinaus einzelne kurze Stichleitungen offen verlegt werden, Nr. 3.2.1 Satz 3 MLAR. Verbindungsleitungen mit Steckverbindungen für Strom und Daten zwischen fest installierten Dosen und den Geräten also auch kein Problem. Man kann beim Einbau sehr gut darauf hinwirken, dass diese Spielregeln eingehalten werden. Erst darüber hinaus erfolgt die Abwägung im Einzelfall.

Wenn ohne Berücksichtigung des Einzelfalls behauptet wird, die Router etc. dürften nicht in den Flur, ist das eher eine Frage des organisatorischen Brandschutzes. Da habe ich aber noch nie ein Brandschutzkonzept gesehen, dass das ausgeschlossen hätte.

Richtig streng wird es nur im Treppenraum, da würde ich auf jeden Fall die Finger davon lassen.

Schöne Grüße
Alexander Vonhof

firefly

In Bayern gilt ja die VVB - und da heißt es unter § 22 Rettungswege im Abs. 4: "Elektrische Geräte wie Kopierer oder Verkaufsautomaten dürfen in notwendigen Treppenräumen nicht betrieben werden; gleiches gilt für Computerarbeitsplätze".
Da hier die notwendigen Flure (vermutlich ganz bewusst) nicht eingeschlossen wurden, heißt das im Umkehrschluss, dass dort elektrische Geräte wie Kopierer, Verkaufsautomaten oder Computer(-arbeitsplätze) denkbar/zulässig sind. Somit erübrigt sich eigentlich eine Diskussion über WLAN-Router oder -Verstärker - oder?