GK 3 Holzbau im Keller

peters

Ein kleines Mehrfamilienwohnhaus in Hessen soll im Keller (mit Souterrainwohnungen) Trennwände als tragende und raumabschließende Bauteile aus Holz und eine Brettsperrholzdecke bekommen.
In Hessen gilt die MHolzbauRL als technische Baubestimmung. Gem. ihrem Anwendungsbereich gilt sie für Gebäude der GK4 und GK5 und für Wände, die in der GK3 anstelle von Brandwänden zulässig sind. In den genannten Gebäuden GK4+5 gilt sie ohne Einschränkung, also auch im Keller.
M.E. sollte der Holzbau dann auch in GK3-Kellern zulässig sein.
Aber stimmt das rein rechtlich oder muss ich da einen Abweichungsantrag stellen?
Gruß, J. Peters

vonhof

Hallo peters,

sehr interessante Fragestellung. Würde sagen, ist eine Lücke im System. Also einen Abweichungsantrag stellen. Sie sind sich aber sicher, dass es sich bei dem unterirdischen Geschoss tatsächlich um ein Kellergeschoss im rechtlichen Sinn handelt und kein oberirdisches Geschoss, wo doch im Keller mehrere Aufenthaltsräume sein sollen?

Gruß
Alexander Vonhof

peters

Danke Herr Vonhof,
Nach meiner Einschätzung ist es ein Keller. Der Architekt prüft das aber nochmal. Leider hat man mich etwas spät beteiligt. Der Bauantrag ist längst eingereicht, da hätte man natürlich nicht gerne noch einen weiteren Abweichungsantrag....
Gruß, J. Peters

Karstens

Hallo Herr Peters, Herr Vonhof,

von was wird denn eigentlich abgewichen?

Mfg G.Karstens

WernerMueller

§ 29 (1) S. 4 Nr. 1 HBO
"Bauteile die feuerbeständig sein müssen, [müssen] mindestens den Andorderungen von Satz 3 Nr. 2 entsprechen"
§ 29 (1) S. 3 Nr. 2 HBO lautet:
"Bauteile, deren tragende und aussteifende Teile aus brennbaren Baustoffen bestehen und die allseitig eine brandschutztechnisch wirksame Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen (Brandschutzbekleidung) und Dämmstoffe aus nichtbrennbaren Baustoffen haben"

Karstens

WernerMueller § 29 (1) S. 4 Nr. 1 HBO
"Bauteile die feuerbeständig sein müssen, [müssen] mindestens den Andorderungen von Satz 3 Nr. 2 entsprechen"
§ 29 (1) S. 3 Nr. 2 HBO lautet:
"Bauteile, deren tragende und aussteifende Teile aus brennbaren Baustoffen bestehen und die allseitig eine brandschutztechnisch wirksame Bekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen (Brandschutzbekleidung) und Dämmstoffe aus nichtbrennbaren Baustoffen haben"

Hallo Herr Müller,
haben Sie nicht Sätze und Nummern vertüdelt? In Absatz 1 von § 29 der HBO gibt es keinen Satz 4 .
Ich habe gesucht in HBO 2018 Stand 11.07.2024.

MfG G.Karstens

Hannes

Auszug aus § 26 LBO Baden-Württemberg
(3) Abweichend von Absatz 2 Satz 3 sind tragende oder aussteifende sowie raumabschließende Bauteile,
die hochfeuerhemmend oder feuerbeständig sein müssen, aus brennbaren Baustoffen zulässig, wenn die hin-sichtlich der Standsicherheit und des Raumabschlusses geforderte Feuerwiderstandsfähigkeit nachgewiesen und die Bauteile und ihre Anschlüsse ausreichend lang widerstandsfähig gegen die Brandausbreitung sind.

Wenn ich z. B. die Vorgaben aus der HolzBauRL zu feuerbeständigen Bauteilen beachte (unabhängig davon, dass diese für die GKL 5 geschrieben wurden) ist bei uns alles im grünen Bereich, und ich weiche von nichts ab.

Gruß
Hannes

vonhof

Hannes

Hallo Hannes,

na ja doch. Sie weichen vom Anwendungsbereich der Holzbaurichtlinie ab. Schreiben Sie ja selber.

Gruß
Alexander Vonhof

Karstens

vonhof na ja doch. Sie weichen vom Anwendungsbereich der Holzbaurichtlinie ab. Schreiben Sie ja selber.

Die Holzbaurichtlinie ist für Gebäudeklasse 1-3 doch nicht maßgeblich?

MfG G.Karstens

Hannes

vonhof

Gemäß § 26 (3) LBO BW muss ich den Nachweis führen, dass die Feuerwiderstandsfähigkeit hinsichtlich der Standsicherheit und des Raumabschlusses ausreichend ist, nicht mehr.
Da ist es doch legitim auf die Vorgaben der HolzbauRl zurückzugreifen (feuerbeständig ist feuerbeständig, egal ob in einem Gebäude der GKL 3 oder 5), mit einer Abweichung hat das nichts zu tun.

Gruß
Hannes

vonhof

Deswegen ja die Abweichung. Die Wände und Decken im Kellergeschoss eines Gebäudes der Gebäudeklasse 3 müssen feuerbeständig sein, also F 90-AB. Sie dürften brennbar F 90-BA sein, wenn eine technische Baubestimmung das erlaubt, § 26 Abs. 2 Satz 4 MBO. Tut die Holzbaurichtlinie aber nicht, die gilt ja diesbezüglich nur für GK 4 und 5. Also Abweichung.

Gruß
Alexander Vonhof

Karstens

vonhof Deswegen ja die Abweichung. Die Wände und Decken im Kellergeschoss eines Gebäudes der Gebäudeklasse 3 müssen feuerbeständig sein, also F 90-AB. Sie dürften brennbar F 90-BA sein, wenn eine technische Baubestimmung das erlaubt, § 26 Abs. 2 Satz 4 MBO. Tut die Holzbaurichtlinie aber nicht, die gilt ja diesbezüglich nur für GK 4 und 5. Also Abweichung.

Ja, Herr Vonhof, das sehe ich jetzt ein. Wände F90-BA kann man nach DIN 4102-4 bauen, Decken nicht. DIN 4102-4 ist ja eine techn. Baubestimmung.
Mit Prüfzeugnis F90-B ist also die Abweichungsgenehmigung erforderlich. In § 29 hinten findet man die Klarstellung, in Absatz 2 Satz 5 § 29.

vonhof

Sie haben recht. Der Gesetzestext ist in Baden-Württemberg allerdings anders als in Hessen oder in der MBO.

Gruß
Alexander Vonhof