WDVS nichtbrennbar, Dämmung im Spritzwasserbereich

peters

Ein Putzer hat an einem Hochhaus aus den 60er-Jahren mit außenliegenden Sicherheitstreppenräumen ein WDVS-System aus nichtbrennbaren Baustoffen montiert. Die Wände der, im freien Luftstrom liegenden und außenliegenden Gänge, hat er im Spritzwasserbereich (h = 30 cm) mit normalentflammbaren Dämmstoffen (Perimeter) gedämmt. Eine Planung lag nicht vor. Eine Bauüberwachung hat auch nicht stattgefunden. Inzwischen bemängelt der Bauherr die Ausführung im Spritzwasserbereich und macht Gefahr für Leib und Leben geltend.
Meine Fragen lauten:
Gibt es eine gesetzliche Regelung oder technische Baubestimmung, die unter Maßgabe einer Außenwandbekleidung aus nichtbrennbaren Baustoffen, die abweichende Ausführung im Spritzwasserbereich zulässt? Gibt es einen Verwendbarkeitsnachweis für WDVS aus nichtbrennbaren Baustoffen, die im Spritzwasserbereich Hartschaumplatten EPS/XPS o. Ä. zulässt oder gibt einen Hersteller, der im Rahmen einer gutachterlichen Stellungnahme eine ähnliche Ausführung als nicht wesentliche Abweichung vom Verwendbarkeitsnachweis betrachtet?
Für alle sachdienlichen Hinweise bin ich dankbar.
Ergänzend wäre ich an Eurer Meinung zum Gefährdungspotential der beschriebenen Ausführung interessiert.

Gruß, J. Peters

Karstens

peters Gibt es einen Verwendbarkeitsnachweis für WDVS aus nichtbrennbaren Baustoffen, die im Spritzwasserbereich Hartschaumplatten EPS/XPS o. Ä. zulässt oder gibt einen Hersteller, der im Rahmen einer gutachterlichen Stellungnahme eine ähnliche Ausführung als nicht wesentliche Abweichung vom Verwendbarkeitsnachweis betrachtet?

Für Sockelbereiche und unterirdische braucht man doch keinen Verwendbarkeitsnachweis per ABZ, weil es unten nicht um Standsicherheit geht. Dort muss man so bauen, dass es gebrauchstauglich und dauerhaft wird. Man kümmert sich um das Spritz- und Bodenwasser bei Dämmstoff und Putz. Das hat der Stukkateur offenbar gemacht. Will oder muss man nichtbrennbar dämmen, kann man Schaumglasdämmung nehmen. Das macht wegen der Kosten niemand freiwillig. Die vertragliche Vereinbarung der Ausführung und die jeweilige Vorschrift oder private Vorgabe zu Baustoffen sind eine andere Sache als Gefahr von Leib und Leben. Wenn nichtbrennbar vereinbart war, ist ein Sockel mit brennbarem Dämmstoff sicherlich ein Mangel aus juristischer Sicht. Der Stukkateur verliert wahrscheinlich einen Prozess, wenn er nicht entsprechend Bedenken angemeldet hat. Und der Auftraggeber zahlt je nach Anwalt und Richter die Mehrkosten für Schaumglas als Sowiesokosten. Wer würde am Ende besser da stehen?

MfG G.Karstens

Roland_Witzl

Hallo J. Peters,

im DIBt-Newsletter 03/2015 (Ausgabe 3 vom 21. Juli 2015) wurde ein Merkblatt (Stand: 18.06.2015) veröffentlicht, welches auch dieses Thema (Spritzwassersockel in brennbarer Ausführung, maximal 90 cm hoch) behandelt.

Hier der LINK zum DIBt: [https://www.dibt.de/fileadmin/dibt-website/Dokumente/Newsletter/2015_03.pdf](https://)

MkG, R.Witzl

WernerMueller

Hallo Peters,

guck doch mal da: https://www.vdpm.info/wp-content/uploads/2024/04/merkblatt-0005_brandschutzkompendium_29.pdf, dort Ziffer 4.4.2 auf Seite 57 (pdf-Seite 59).

Üblicherweise traue ich Industrie-/ Verbandsaussagen nur bedingt. Die "Dämmstoffmafia" war von einigen Jahren eben wegen Brandschutz sehr stark in der Kritik. Seitdem hat diese Branche jedoch echte Fortschritte gemacht. Das Brandverhalten von WDVS ist -siehe Broschüre- relativ gut untersucht; auch Randthemen -wie dieses hier- sind sehr gut beleuchtet. Die Ausführungsempfehlungen kann man wohl weitgehend als "Stand der Technik" bezeichnen. Der "Putzer" wird sich sicher von einem Industrievertreter beraten.

Wenn nunmehr der Bauherrn (wohl eher: der "Bauschadensgutachter" des Bauherren) etwas von "Gefahr für Leib und Leben" ventiliert, dann sollte er sich dringend mal damit beschäftigen.

Gruß
Werner Müller

PS: Ach ja, eigene Meinung zum "Gefährdungspotential": Null, wahrscheinlich sogar noch darunter. Ernsthaft (und mal unabhängig von Bauordnungen, Regeln, Richtlinien und Verwendbarkeitsnachweisen): Was soll den da passieren?