Dächer nach IndBauRL 2.500m² Grenze

Francis

Hi,
ich habe folgende Voraussetzung eine Halle nach IndBauRL.
K2 mit 2.700m² Brandabschnittfläche +10% mit entsprechendem Rauchabzug.
Halle ist freistehend.

Die Grenze für Dächer ohne nichtbrennbare Anforderung liegt bei 2.500m².
Gemäß Erläuterung zur Richtlinie wird immer Bezug auf den Brandabschnitt bzw. Brandbekämpfungsabschnitt genommen.
Des Weiteren geht es dabei um eine Behinderung der Brandweiterleitung über Dach bzw. hinsichtlich wirksamer Löscharbeiten.

Trotzdem kann ich die Argumenation nicht richtig verstehen. Wenn der Brand sich in der Halle ausbreitet, ist aus meiner Sicht die Ausbildung des Daches zweitrangig.

Habe ich hier etwas übersehen oder kann ich meine Dachfläche in Einklang mt meiner Brandabschnittsfläche bringen ohne dass ich eine nichtbrennbare Dachdeckung benötige?

VG Franciska

vonhof

Francis Wenn der Brand sich in der Halle ausbreitet, ist aus meiner Sicht die Ausbildung des Daches zweitrangig.

Es kommt nicht alleine auf die Brandlast an. Denn wenn sich die Heißgase bei einem Brand in einer Halle an der Dachdecke ausbreiten, schmelzen die Kunststoffe auf der Dachschale aus und es entstehen unverbrannte Pyrolysegase, die sich im Dachaufbau ausbreiten. Diese zünden dann irgendwann schlagartig durch. Es entsteht also der gefürchtete Flashover, der innerhalb weniger Sekunden das komplette Dach erfassen kann. Es kann von der Intensität sogar zu einer Verpuffung kommen. Deshalb wird die Fläche des Daches begrenzt, in der so etwas passieren kann. Besonders muss man bei den Trapezblechdächern aufpassen, dass die Sicken zumindest partiell von oben gefüllt werden, um damit die Ausbreitung der Pyrolysegase in den Sicken zu begrenzen. Die Höhe der Brandlasten spielen an dieser Stelle noch keine große Rolle, die kommen dann aber mit der Durchzündung ins Spiel.

Gruß
Alexander Vonhof

Hannes

Eine Brandausbreitung über Brandabschnitte hinweg soll mit entspr. Brandwänden verhindert werden.
Innerhalb eines Brandabschnitts > 2.500m² soll eine ev. Brandausbreitung über die Dachfläche verhindert werden.
Das könnte jedoch passieren wenn sich ein Feuer z. B. in der Halle nicht ausbreitet, da zwischen dem Brandbereich und sonstigen brennbaren Stoffen ein gewisser räumlicher Abstand besteht.
Dringt hier das Feuer aber möglicherweise in die Dachfläche ein und breitet sich aus, ist es durchaus denkbar, dass über brennend abtropfende oder herabfallende brennende Bauteile ein oder mehrere weitere Brände in der Halle entstehen können.
Ich kenne einen Fall bei dem sich aufgrund baulicher Mängel im Bereich Dach / Brandwand ein Feuer über die Dachflächen in insgesamt 3 Brandabschnitten ausbreitete und jeweils zum Totalschaden führte, obwohl die Feuerwehr längst zahlreich vor Ort war.

Die 2.500m² wurden willkürlich festgelegt, es hätten durchaus auch nur 2.000m² oder sogar 3.000m² sein können.
Wenn Sie gute Argumente zum Verzicht auf Maßnahmen zur Verhinderung einer Brandweiterleitung haben, teilen Sie diese der Baurechtbehörde mit und stellen einen entspr. Antrag auf Befreiung von dieser Anforderung.

Gruß
Hannes

Baerschmann

1 m² Wärmedämmung entspricht je nach Dicke und Material bis zu 20 l Benzin. Bei entsprechend großen Dächern können sich auf dem Dach Brandlasten von mehreren Tankkraftwagen befinden. Um diese Brandlast zum Brennen zu bringen reicht schon ein Dachdecker. Oft sind die Brandlasten auf Dächern größer als in den Hallen. Das gilt auch für die Brände auf Dächern, weshalb schon vor ca. 40 Jahren eine vergleichbare Forderung aufkam.

Norbert Bärschmann