Denkmalschutz einziger baulicher Rettungsweg

Benutzer_375

Hallo Zusammen,

habe mal ne Frage. In einem Hotel (Geb. mittl. Höhe), das nur einen baulichen RW hat, kommt man vom notw. Treppenraum

in den Empfangsraum, von dem auch der Ausgang ins Freie führt. Dieser Eingangsbereich mit Empfang ist offen mit einer Lobby verbunden, in der eine Bar und Stühle, Tische aus Holz stehen. Vertäfelungen an den Wänden (auch im Flur) bestehen aus Holz, das man schwer entflammbar machen kann.

Dieser ganze Bereich steht unter strengem Denkmalschutz, da in diesem Badeort der einzig original erhaltende Eingangsbereich (1910 im Bäderstil gebaut). Eine BMA wird selbstverständlich eingebaut (RW- Bereiche, Räume mit erhöhter Brandgefahr). Ich habe nun die Befürchtung, dass es im Brandfall in der Lobby zu Feuer- und Rauchüberschlag in den notw. Flur kommt. Kennt jemand Kompensationsmaßnahmen?

Benutzer_197

Hallo Elke,

teile Deine Bedenken. Eine echte Kompensationsmöglichkeit sehe ich hier nicht, insofern hilft hier nur Abtrennung der Lobby vom Rettungsweg über Glas, Brandschutzvorhang o. ä..

Und wenn Ihr schon eine BMA einbaut, warum dann nur in den RW und Räumen mit erhöhter Brandgefahr. Viele, wenn nicht die meisten Hotelbrände entstehen meines Wissens durch rauchen im Bett, und wenn dann die BMA anspringt, wenn der RW bereits verraucht ist, ist es zu spät. Insofern würde ich zumindest dringend zu einer Überwachung auch der Gastzimmer raten. Und vielleicht gibt es außer uns "Brandschutzverrückten" ja noch andere, die ihr Hotel auch nach dem Stand der Sicherheitstechnik aussuchen.

Gruß,

Frank

Benutzer_99

Autor: Gabriele Göring Hallo Elke,

ich sehe das ganz genauso, wie Frank. Eine Abtrennung zw. Lobby und notwendigen Flur ist dringen erforderlich.

Die Brandmeldeanlage würde ich auch auf die Zimmer erweitern.

Eine Möglichkeit der Kompensation und vor allem der Eindämmung des Brandes in der Lobby wäre vieleicht eine automatische Löschanlage (in dem Fall Sprühwasserlöschanlage). Damit wären auch die Brandschääden gering zu halten. trotzdem kann man auf eine Abtrennung zur Verhinderung der Verrauchung nicht verzichten.

Mit freundlichen Grüßen

Gabriele Göring

Benutzer_485

Hallo

Also das mit der Abtrennung sehe ich genauso, aber das mit der Löschanlage etwas anders. Bei der Sprühwasserlöschanlage gibt es einen sehr hohen Wasserschaden. Ich würde eine Wassernebellöschanlage empfehlen. Dort sind auch die Kosten geringer und der Platzbedarf viel geringer. Da die Tröpfchengröße kleiner ist werden Rauchgase gebunden und es entsteht eine gr. Kühlwirkung. Diese Anlagen werden sogar in Serverräumen eingesetzt.

Die heute eingesetzten Mittel zur Imprägnierung zu B1 sind Wasserlöslich > ständig Imprägnierung der Tische erneuern. Sehe ich nur bei Gardinen und Deko als sinvoll.

Schon mal an eine Überdrucklüftungsanlage gedacht ( wenn der Betreiber das Geld hat)

Sprühwasserlöschanlagen :

Eine Sprühwasserlöschanlage ist wie eine Sprinkleranlage eine wasserführende Löschanlage mit fest verlegten Rohrleitungen, jedoch mit offenen Löschdüsen und Auslösung der Anlage über die Brandmeldetechnik. Sie werden in Räumlichkeiten eingesetzt, bei denen mit einer schnellen Brandausbreitung zu rechnen ist. Unter Umständen werden sie auch nur zur Objektkühlung eingesetzt. Die Wasserbeaufschlagung ist in der Regel deutlich höher als bei Sprinkleranlagen, wodurch entsprechend hohe Wassermengen erforderlich sind.

Da mit BMA verbunden immer gleich Wasserabgabe beiAuslösung.

Wasservenebelungsanlage / Hochdruckwasser - Löschanlagen :

Wasservernebelungsanlagen und Hochdruckwasser - Löschanlagen sind wasserführende Löschanlagen zum Niederschlagen von Gasen und Aerosolen. Durch sehr hohe Drücke wird das Wasser zu feinstem Nebel versprüht, und es können große Wurfweiten erzielt werden

Mfg

Benutzer_509

Hallo zusammen,

das wichtigste Grundproblem ist der fehlende zweite Rettungsweg. Wird oder kann er nicht geschaffen werden, bleibt nur die Möglichkeit den ersten Rettungsweg absolut sicher zu gestalten - Denkmalschutz hin oder her. Wenn es um die Sicherheit der Benutzer geht, hat der Denkmalschutz hintenanzustehen.

Mit der Löschanlage wäre ich vorsichtig. Denn im Brandfall entsteht aufgrund der "sehr guten" Brandlasten eine starke Verrauchung. Der Löschwasserdampf tut jetzt zur Disorientierung der Fliehenden das Seinige dazu.

Man muß die Örtlichkeiten kennen, um raten zu können. Aber eines scheint mir doch - neben dem fehlenden 2.RW - sicher:

Durch flächendeckenden Einsatz einer aufgeschalteten BMA sind die Selbstrettungszeiten zu verkürzen. Darüber hinaus ist im organisatorischen Brandschutz viel zu leisten, so ist ein Brandschutzbeauftragter (ein gut ausgebildeter und staatlich geprüfter!!!) zu benennen und entsprechend einzusetzten.Die Mitarbeiter sind in den betrieblichen Brandschutz gründlich einzuweisen und mit den besonderen Gefahren vertraut zu machen. Es sind klare Vorgehensweisen für die Evakuierung zu erstellen, mit der Feuerwehr abzusprechen und regelmäßig (ca. 4 mal pro Jahr) zu üben.

Das ist sicher nur ein grober Rahmen, aber wenn spezielle Probleme anstehen, kontaktieren Sie mich ruhig. Ich helfe Ihnen gern!

Viele Grüsse aus Köln! und jahreszeitlich bedingt " Dreimol Kölle Alaaf!!"

Dirk Engels

Benutzer_522

Hallo miteinander,

und mal direkt, Hallo Herr Engels, Ihr Hinweis, dass man mit den Vorgaben eigentlich nur raten kann ist schon richtig. Bei Ihren weiteren Ausführungen zum organisatorischen Brandschutz schoss mir aber der Gedanke: "Wovon träumen wir denn dann nachts?", durch den Kopf. Entschuldigung unbekannterweise für diesen zynischen Ausrutscher.

Weiter, Fireproof, da ich mal annehme, dass das Objekt an der Ostseeküste in Meck-Pomm steht, sind über die vorgegebenen Stichworte noch weitere Fragen nötig.

- Hat das Haus über 60 Betten und bräuchte so oder so zwei (2) notwendige Treppenräume ?

- Über welche Leiterausstattung (hoffentlich fahrbare Drehleiter) verfügt die freiwillige Feuerwehr ? Wie ist die Einsatzbereitschaft (Tag/Nacht) der FFW ?

- Wenn Sie, Fireproof, befürchten dass es zum Rauch- und Feuerüberschlag in die notwendigen Flure kommt, sind denn in den Obergeschossen wenigsten die Flure zum einzigen Treppenraum ordnungsgemäß geschottet ?

- Wie sieht es mit den bestehenden Mediendurchführungen aus, wie ´perforriert´ ist der Bau ?

- Holzbalkendecken, usw. usw. ???

Und die vorauseilende Anführung des ´strengen Denkmalschutzes´ kann ich eben so wenig verinnerlichen wie Herr Engels. Falls hier Anschauung erforderlich ist, bitte kontakten Sie mich, meine Legende zeigt wo ich wirke und auf der Insel Usedom kann ich mehrere ´hochwertige´ Baudenkmale mit anforderungsgerechtem Brandschutz zeigen. Nur umsonst war dies wohl nicht.

Mit freundlichen Grüßen

Harald Dietrich

Benutzer_822

Autor: Schächer Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Diskussion scheint mir angesichts der Nutzung als H o t e l etwas fremdartig : das Haus hat keinen ordnungsgemäßen ersten Rettungsweg und keinen zweiten Rettungsweg, es ist daher bazurechtlich von einer konkreten Gefahr auszugehen. Und damit darf es s o nicht genutzt werden.

Wenn es brennt sind nicht nur informierte, geschulte Bewohner im Haus und gut informierte Betreuer und Mitarbeiter sondern eine größere oder kleinere Zahl Ahnungsloser in einer rein zufälligen Mischung aus Kleinsten, Kleinen, Alten, Ältesten, Behinderten und ein paar Fitten dazwischen. Und das kann o h n e zwei Rettungwege n u r ins Auge gehen.

Warum kann man nicht einen zweiten Rettungsweg anbauen oder bei Verzicht auf eine Zimmerreihe übereinander einen Treppenraum neu integrieren ? Durch BMA und Sprinkler und Rauchabzüge und Überdruck kann man vieles erreichen - aber doch nicht z w e i fehlende Rettunsgwege ersetzen.

Bitte den Bauherrn fragen, in welchen Schritten man zu einer Außentreppe oder einem angebauten Treppenraum oder einem irgendwie integrierten Treppenraum kommen kann. Denkmalschutz ist nicht alles. Und ein Schreiben, daß der Sachbearbeiter x-y Z die notwendigen baulichen Maßnahmen zur Sicherstellung des gesetzlich geforderten Rettungsweges verzögert hat und daher die Verantwortung für ein jedezeit mögliches Brandereignis und die daraus resultieren Verluste an Menschen und Sachen trägt, führt gewiß dort auch zum umdenken und zu angemessenem Handeln. Das tolle Foyer muß dadurch ja nicht geschädigt werden: T 30 RS Trennung zwischen Foyer und Fluren und woanders baulich runter ins Freie ...

Werte erhalten - das ist wichtig, weil das "woher" und das "wohin" direkt zusammenhängen. Ein Mensch ohne bauliche Vergangenheit ist ein armer Tropf. Aber ein Hotel ohne einen Rettungsweg darf es nicht geben. Und allen Beteiligten ist zu raten, sich um eine Verbesserung zu kümmern u n d rechtlich abzusichern, daß sie nicht aus gutem Glauben, hier helfen zu können, dann die Leichen persönlich tragen dürfen. Das ist kein Auftrag es wert. mfg Franz Schächer