Glimmen und Schwelen

abweichung

Servus ins Forum!
Ich habe zu einem Sandwichpaneel ein Datenblatt und die deutsche Zulassung vorliegen. Das Paneel ist schwerentflammbar.

BayTB A 2.1.2.1
Bei baulichen Anlagen oder Teilen von baulichen Anlagen, bei denen die Anforderungen nichtbrennbar oder
schwerentflammbar gestellt werden, ist dafür Sorge zu tragen, dass es nicht durch unbemerktes fortschreitendes
Glimmen und/oder Schwelen zu einer Brandausbreitung kommen kann.

-> Wenn durch eine DEUTSCHE Zulassung schwerentflammbar nachgewiesen ist, dann ist damit auch ein ausreichender Nachweis zu Glimmen und Schwelen erbracht.

Liege ich damit richtig?
Genau das war doch der deutsche Bauchschmerz bzgl. europäisch unzureichender Produktfestlegungen?
(Den Feuertrutz-Artikel 1.2020 Seite 29 würde ich zumindest auch so lesen. Die telefonische Nachfrage beim Zulassungsinhaber blieb ohne verwertbares Ergebnis.)

Würde mich über Rückmeldungen freuen!
J. Edtbauer

Roland_Witzl

Hallo J. Edtbauer,

da liegen Sie nach meiner Einschätzung richtig!
Bei national geregelten Bauprodukte mit abZ/aBg erfolgt der Glimmnachweis im Zuge der Baustoffklassifizierung.
Inwieweit “ältere” abZ/aBg’s, welche sich schon am Ende ihrer Geltungsdauer befinden, dieser Nachweis bereits bei der Ausstellung des Verwendbarkeitsnachweises inbegriffen war, sollte aber geprüft werden.
Bei europäischen Bauprodukten nach harmonisierten Produktnormen ist der Glimmnachweis gesondert nach DIN EN 16733 zu führen.

Jetzt aber noch kurz zu Ihrem Bauspiel mit der schwerentflammbaren Paneele:
Vor einiger Zeit wurde mir im Zuge einer Fachbauleitung-Brandschutz ein Verwendbarkeitsnachweis für ein tragendes Sandwichelemente mit einer PUR-Kernschicht.
Nach Verwendbarkeitsnachweis

Roland_Witzl

(sorry, war zu schnell weg, jetzt gehts weiter)

Nach Verwendbarkeitsnachweis wurde das Sandwichelement als schwerentflammbar eingestuft, die PUR-Kernschicht musste jedoch nur der Klasse E nach DIN EN 13501-1 entsprechen. Somit stellte sich in meinem Fall nicht die Frage, ob der PUR-Dämmstoff einen Glimmnachweis haben muss.

Vielleicht ist dies in Ihrem Fall ja auch so?!

MkG,
R.Witzl

firefly

Einspruch, Euer Ehren: Wenn durch eine DEUTSCHE Zulassung schwerentflammbar nachgewiesen ist, dann ist damit KEIN ausreichender Nachweis zu Glimmen und Schwelen erbracht! Dieser Nachweis ist zusätzlich zu erbringen!

Man darf in Deutschland allerdings erwarten, dass die Hersteller, die ihre Bauprodukte hierzulande einbauen möchten, sich bereits um den Nachweis nach DIN EN 16733 gekümmert haben (Nachweis, dass kein fortschreitendes Glimmen und/oder Schwelen zu befürchten ist).

Roland_Witzl

Einspruch zum Einspruch! ;-)
Bauprodukte, die nach DIN 4102-1 als Baustoffklasse A1, A2 (nichtbrennbar) oder B1 (schwerentflammbar) klassifiziert sind, haben damit nachgewiesen, dass sie nicht glimmen. Eine gesonderte Prüfung ist für derart klassifizierte Bauprodukte nicht erforderlich.

Nachzulesen ist dies in der DIN 4102-1:1998-05, z.B. für die Baustoffklasse B1 im Abschnitt 6.1.2.2 unter c):
"die Proben nur wo weit nachbrennen mit Flamme, nachglimmen oder nachschwelen, dass die Anforderungen an die Restlänge erfüllt werden."

MkG,
R.Witzl

Roland_Witzl

Ergänzung:
Das "Problem" mit dem Nachweis Glimmen/Schwelen ergibt sich (nu)r für Bauprodukte, welche nach harmonisierten Normen geregelt sind.
In der EN 13501-1 ist nämlich das Glimmverhalten bei der Klassifizierung nicht beinhaltet.
Nur durch einen zusätzlichen (freiwilligen) Nachweis des Herstellers nach EN 16733 ist der Nachweis zum Glimmen/Schwelen für harmonisierte Bauprodukte möglich.

MkG,
R.Witzl

firefly

Ja, stimmt. Habe nicht bedacht, dass den abZ/aBG des DIBt zu Sandwichelementen tatsächlich nicht immer harmonisierte Normen zugrunde liegen...