Meiner Erfahrung nach haben die meisten Eigentümer von Gebäuden bzw. Hausverwaltungen von MFH lediglich die Bauantragsausfertigung und den Zettel der Genehmigung. Des Weiteren werden von manchen noch Rechnungen oder irgendwelche nichtssagenden Zertifikate aufbewahrt. Rechnungen gerne.
Ausführungspläne, Details, Zulassungsbescheide usw. findet man allenfalls bei großen Objekten, wie Büro-, Verwaltungs- oder Wirtschaftsgebäuden. Es sei denn, das Objekt wurde 3x verkauft. Mit Zulassungsbescheiden und den Übereinstimmungsbescheinigungen usw. ist es grundsätzlich rar. "Mehr als diesen Ordner haben wir nicht", heißt es meistens.
Den Bestandsschutz weist man, wenn es sein muss, mit der Baugenehmigung nach. Wer fragt denn nach mehr?
Wer sammelt (für immer) Übereinstimmungsbescheinigungen für WDVS, Deckendübel, Brandschutzputz, Trockenbauwände, Rohrabschottungen usw?
Als Architekt oder Bauleiter hat man solche Dokumente vielleicht im Archiv oder auf der Festplatte, wenigstens damit man im Schadensfall nicht selbst haften muss. Für 30 Jahre? Nach einigen Jahren ist kaum mehr was vorhanden.
Man muss schon froh sein, wenn Architekten die betreffende Zulassung während des Bauens überhaupt gesehen haben oder wissen dass es so etwas gibt.
Der Eigentümer nun, erhält wohl eher gar keine Unterlagen, wenn nicht die HOAI Leistungsphase 9 (Dokumentation) beauftragt war.
Woher soll der Eigentümer (der "einfache" Mensch) auch wissen, dass er Unterlagen besitzen oder anfordern soll, um diese irgend wann einmal jemandem zeigen zu können.
Ich werde des Öfteren damit beauftragt, vermeintliche Mängel zu beurteilen. Die Praxis dabei ist, dass die Eigentümer kaum brauchbare Dokumente besitzen. Hausverwaltung? Hat nichts, oder alles verbummelt.
Herausgabepflicht ist gut, aber man muss diese Dokumente erst einmal besorgen. Das ist dann schon eine Aufgabe für sich. Dann klagen wir noch die Übereinstimmungsbescheinigung ein.