Fluchtwege in Schulen

Benutzer_601

Ein herzliches Grüß Gott liebe Forumsteilnehmer! (erster Beitrag!)

Wir wurden von Sachaufwandsträger (kleine Gemeinde) beauftragt, in einer Grund- und Hauptschule bestehende Ausgangstüren mit einem neuen Beschlag zu versehen. Es handelt sich dabei um ca. 30 Jahre alte Aluminium-Rahmentüren mit Riegelschloß (ohne Falle, bei 2-flg. Ausführung zusätzlich mit Treibriegel).

Die Schulleitung möchte nun die Türen so sichern, dass nach Beginn des Unterrichtes die Türen von außen nur durch Schlüssel bzw. durch E-Öffner geöffnet werden können, die Fluchtfunktion von innen soll oder muss jedoch erhalten bleiben.

Meine Frage an das Forum:

Ist eine einfache Umrüstung der Türen auf z.B. ein Riegel-/Fallenschloß mit Wechselfunktion (und Panikfunktion)und Knopf-/Drückergarnitur überhaupt statthaft oder muss bei einer Umrüstung sofort ein entsprechender Panikbeschlag mit Stangengriff etc. eingebaut werden.

Bei den Türen handelt es sich ausschließlich um solche, die mit einem Fluchtwegsymbol gekennzeichnet sind. Sie sind auch auf den Fluchtplänen eingezeichnet. In den einzelnen Gebäudeteilen halten sich max. 150 Personen auf (Ausnahme Aula, bis zu 400).

Vielen Dank für reichlich Antworten!

F. Knabe

Benutzer_822

Autor: Schächer Sehr geehrter Herr F Knabe,

in Deutschland gibt es in keiner Landesbauordnung "Panikstangen" .

MR Jäde von der Obersten Bauaufsicht Bayern hat dies für die gesamte ARGEBAU schriftlich festgestellt und sich gegen fehlerhafte Werbung der Hersteller von Stangenbeschlägen gewehrt. Soweit es sich also nicht um zugelassene Brandschutztüren oder Rauchschutztüren handelt, ist der Umbau der einen Griff- und bedienart in eine andere, nach außen ohne Hilfsmittel öffnende Türbedienung zulässig.

Die Hersteller haben eine europäische Zulassung erwirkt, daß ihre Stangen als Griffe an Fluchttüren z u l ä s s i g sind, das bedeutet nicht, daß sie erforderlich sind.

Die griffe sind bei tatsächlicher Panik hilfreich, weil die Ersten durch ihren Andruck an die Tür die Stange bewegen udn die Tür öffnen, während das bei einem Griff nicht so klappen muß. Bei einem Drehgriff mittig in der Doppeltür und von oben nach unten zu bewegen ist dies aber auch ganz gut geregelt.... also vernünftig und sicher ausrüsten aber nicht irre machen lassen.

mfg Franz Schächer

Benutzer_99

Autor: Gast Hallo,

zur Ergänzungn und weiteren Diskussionsgrundlage :

gefunden:

die beiden Normen DIN EN 179 und DIN EN 1125 sind in ihren 97-er Fassungen seit 1.4.2003 in der BRL A enthalten und verbindlich.

http://www.ikon.de/wirtschaftsgebaeude/ShowroomProdukte/Paniktuerverschluesse/default.asp

Benutzer_99

Autor: FKnabe Herzlichen Dank für die beiden Antworten!

Leider bin ich nach Studium des 2. Beitrags und Lesen der IKON-Broschüre wieder etwas unsicher. Dort steht eindeutig, dass in Schulen Panikverschlüsse einzusetzen sind. Es ist auch klar, dass bei einer Neuanschaffung von Türen entsprechende Beschläge vorgesehen würden. Hier handelt es sich aber um die Umrüstung von bestehenden Türen, die jetzt schon nicht den geltenden Vorschriften entsprechen (also eine Art "Bestandsschutz" haben). Daher nochmals meine Frage:

Steht irgendwo geschrieben, dass wir bereits bei einer Umrüstung Paniktorverschlüsse einsetzen müssen oder darf ein "normaler" Wechselbeschlag eingebaut werden, der immerhin besser als das Vorhandene ist, aber dennoch nicht geltenden Vorschriften entspricht.

Danke für reichlich Antworten!

F.Knabe

Benutzer_438

Hallo Herr Knabe,

bauaufsichtliche Forderungen können sich nur aus den Gesetzen ergeben. Die IKON-Broschüre ist kein Gesetz. Aus den Bauordnungen sowie den Schulbaurichtlinien ergibt sich nicht zwingend die Verwendung von Panikverschlüssen. Das heißt aber nicht, dass sie nicht sinnvoll sind. Es stellt sich also nur die Frage, ob der Bauherr Panikverschlüsse fordert. Wenn ja, dann sollten Produkte nach DIN EN 179 und DIN EN 1125 eingebaut werden, da sie entsprechend den Bauregellisten verwendet werden dürfen.

Gruß Maik Mahr

Benutzer_465

Hallo Allerseits -

letztlich muß jemand verantwortlich einschätzn und entscheiden, ob nun Panikstangen nötig sind, oder ob es die bewährten Türklinken (Drücker) tun.

Bei einem Fluchttunnel in einem Stadion würde ich auf jeden Fall Panikstangen vorsehen - dort können Massen panikartig und unkontrolliert dagegendrücken (= "Hammelherde").

In einer Schule gibt es eher kein Panikrisiko. Wer schon mal eine Evakuierungsübung mitgemacht hat, weiß, daß alle Schüler klassenweise vom Lehrer geführt werden. Man kann also die Türen zivilisiert auf die normale Art öffnen, mit Drücker.

Bei Versammlungsstätten kann man dann je nach Besucherzahl und baulichen Gegebenheiten diskutieren, ob Drücker oder Panikstangen.

Also - jemand muß entscheiden.

M. Koeppen

Brandschutzplaner

Benutzer_465

Ergänzung:

das Thema ist nicht so ohne, denn wenn Leute sterben, wird der Staatsanwalt fragen, ob auch die für die Situation zweckmäßigsten Türen eingebaut wurden. Dann sollte man gute Argumente haben.

Benutzer_99

Autor: Käding So habe ich das auch gelesen: Wenn Stangen, dann nach DIN. Eine gesetzliche Forderung nach Stangen besteht aber (zumindest in Bayern) nicht. Hätte allerdings auch Angst vor zivilrechtlichen Ansprüchen wenn z.B. in einem (dunklen) Kino oder Theater bei einer Panik Leute vor einer Türe mit althergebrachtem Panikdrücker sterben.

Benutzer_369

Hallo Forum,

so dolle sind die vielgepriesenen Panikstangen auch wieder nicht. Da man nicht erkennen kann, nach welcher Seite die Türe öffnet, kann eine einzelne Person möglicherweise eine Türe nicht aufbringen, wenn sie auf der bandnahen Seite drückt. Dieses Problem hat man bei Drückern nicht.

Gruß Günter Merkl

Benutzer_601

Hallo und vielen Dank für die Antworten!

Nach einem Gespräch mit der Bauaufsichtsbehörde (Landratsamt, zuständiger Sachbearbeiter: Kreisbrandrat) müssen KEINE Panikbeschläge eingebaut werden.

Wir werden nun normale Wechselgarnituren mit Panikfunktion und Drücker einbauen. Die Panikfunktion deshalb, da auch abends, wenn die Türen versperrt sind, z.B. Vereine in der Turnhalle sind und die Mitglieder im Brandfalle nicht vor verschlossenen Türen stehen sollen.

Grüße,

F. Knabe

Benutzer_99

Autor: Stockbrügger Hallo verehrte Forumsteilnehmer,

eine kurze Anmerkung zum Panikverhalten in Schulen und dem angenommenen geregelten Evakuieren des Gebäudes. Grundsätzlich sollte auch erwogen werden wie "geordnet" so eine Flucht verläuft, wenn wie in Erfurt oder Emsdetten sogenannte Amokläufer eine Panik auslösen. In diesem Fall kann nicht von einem geordneten Verlassen des Gebäudes mehr ausgegangen werden.

Gruß P. Stockbrügger