Abweichungstatbestände Treppenraumwand

Benutzer_3473

Hallo Kollg.

folgende Situation... Baumaßnahme in einem Gebäude der GK 5 Wohnhaus. Treppenraum im DG wurde mit massiven Wänden bis unter die Dachhaut geplant ber nicht ausgeführt . Eine Decke (Kaltdachboden) gibt es nicht.

Ausgeführt wurden 4 Anschlüsse mit Ständerwand:

TR-Wand Trockenbauständerwand (System KNAUF EI90-M)

Anschluss an Aussenwand (Mischmauerwerk > 50 % Natur/Granitstein mit Innenputz)

Anschluss an Dachschräge ( System KNAUF feuerhemmend von innen nach aussen ) ... da Dach gedämmt wurde

Dachaufbauten entsprechend anpassen

hier muss der BSN fortgeschrieben werden und eine Abweichung formuliert werden, sollte auch passen..

Anschluss an eine Flurtrennwand (System KNAUF feuerhemmend)

Anschluss auf der gemauerten Treppenraumtrennnwand des Untergeschosses, da liegt allerdings ein Holzbalken in Wandrichtung und diente als Basis ... jedoch ohne Kapselung / Verkleidung.

Mein Kollg. hat mich nun bezgl. der einzuholenden Erklärungen auf die Baustelle geholt.

Ich sehe drei Abweichungen... und denke , dass die Techniker von KNAUF da mind. ein Problem haben...bzw. nicht reagieren werden.

- Anschluss an Aussenwand sollte passen und durch abP/abZ

abgedeckt sein, sehe ich als unwesentliche Abweichung ...

-Anschluss an Dachschräge , hier muss der BSN fortgeschrieben werden und eine Abweichung formuliert werden, sollte auch passen..

-Anschluss an Flurwand sollte auch kein Problem darstellen und geht ohne weitere Klärung durch...

-Anschluss an Holzbalken der auf Mauerwerkswand aufliegt.. das wird von den abP/abZ nicht abgedeckt, ich vermute eine

Abweichung wird es da nicht geben.

Hier haben die Bauleute die Verkleidung verpasst, der Trockenbauer ist leider drauf gegangen ... fertig !

Wir werden jetzt die zusätzliche Verkleidung der Anschlussbereiche empfehlen. An der Abweichung wird das aber nicht´s ändern.

Habt Ihr andere Erfahrungen mit KNAUF gemacht .

MFG RR

Benutzer_1388

Hallo RRuediger,

aus Ihrer Beschreibung heraus, verstehe ich nur "Bahnhof".

Ich verstehe auch nicht die Frage, was Fa. Knauf mit Abweichungen von Vorschriften der Bauordnung zu tun haben soll.

Knauf ist doch ein Bauproduktenlieferant und liefert für einige Bausätze bauaufsichtliche Prüfzeugnisse.

Ich erwarte von Knauf oder anderen Herstellern nicht die Lösung der Probleme von der Baustelle. Meine Erfahrung mit Knauf ist die, dass Knauf mitunter Mitarbeiter zur Baustelle schickt, wenn es angeblich um fehlerhafte Montagen in Abweichung von Knauf-Detailblättern oder Prüfzeugnissen. Dann sagt Knauf, wie es richtig ausgeführt wäre.

Was auf der Baustelle geschieht, ist aber doch Sache eines Produktenherstellers sondern des verantwortlichen Bauleiters bzw. des Bauherrn der sich eines Bauleiters und seines Tragwerksplaners bedienen kann.

Oder eben: Der Brandschutzplaner beurteilt die Abweichung und bewertet den gewünschten Ersatz als gleichwertig. Das kann man weder Trockenbauer noch Hersteller abverlangen.

Letztendlich geht es am Kopf des Treppenraums darum, dass dort nichts brennen soll, dass dort vom Dachboden her nichts hineinbrennt und vor allem, dass von dort in absehbarer Zeit nichts herunterstürzt. Man würde ja die Rettungskräfte gefährden, was das Schutzziel sein müsste. Bei Geb.Klasse 5 sollte dort oben 90 Minuten Ruhe sein.

MfG. G.Karstens

Benutzer_3473

Ich versuche mal Ordnung in den Bahnhof rein zubringen.

Die Trockenbauständerwand im Treppenraum letzte Etage ist fertiggestellt. Aber keine massive Wand sondern eine KNAUF-Wand !

Der Trockenbauer hat nach seiner Baumaßnahme eine Übereinstimmungserklärung abzugeben, soweit so gut. In der Erklärung bezieht er sich auf das abP der Ständerwand. Das sind sagen wir mal 30 Seiten von einer Materialprüfanstalt oder so..

Hier ist dann alles geregelt , Anschlüsse unten / oben / seitlich usw...

Mindesten´s der Anschluss nach unten ( hier leider nicht der massive Wandkopf der Treppenraumwand der unteren Etage , sondern leider ein durchgehender Holzbalken!! ) spielt nach abP-Detail/oder Anschlussbedingung nicht mit.

Also sucht sich der Trockenbauer einen "KNAUF-Techniker" , welcher Ihm die Abweichung bestätigt!

So läuft das zumindest bei uns.

MFG RR

rouCer

Hallo RRuediger,

die Treppenraumwand, sowie der obere Abschluss haben eine bauordnungsrechtliche Anforderung, bzw. mindestens die, die im Brandschutznachweis definiert wurde. Bei GK 5 ist dies im Allgemeinen Bauart Brandwand und der obere Abschluss feuerbeständig. Dabei ist es zunächst unerheblich mit welchem Baustoff gearbeitet wird - ob massives Mauerwerk (Ziegelstärke und Lochung beachten) oder eine Trockenbauwand die die Anforderungen erfüllt. Auch brennbare Bestandteile sind denkbar wenn die Anforderung im Brandschutznachweis als solche definiert wurde.

Soviel zu bauordnungsrechtlichen "konzeptionellen" Abweichungen.

Auf der ausführenden Seite gelten die Grenzwerte der Prüfzeugnisse (Herstellerbezogen) oder unabhängig davon, der Norm. Wenn ein Anschluss nicht dem Prüfzeugnis entspricht, kann der Hersteller - in dem Fall der KNAUF-Techniker - eine unwesentliche Abweichung vom Prüfzeugnis Bescheinigen. Kann er dies nicht, muss die Gleichwertigkeit anders nachgewiesen werden z.B. über die DIN 4102 - im Zweifel muss dies ein unabhängiger Sachverständiger Bescheinigen. In jedem Fall jemand, der dafür unterschreibt, dass das Schutzzeil mit der Ausführung erfüllt wird (Gutachterliche Stellungnahme oder allgemein, brandschutztechnische Stellungnahme).

Beides ist dann eine Abweichung - in Sachsen - gem. §88a. Die Gleichwertigkeit wird über die nichtwesentliche Abweichung vom Prüfzeugnis oder die gutachterliche Stellungnahme bescheinigt.

Eine Konzeptionelle Abweichung von §35 ist dies jedoch nicht. Die im BSN formulierte Anforderung bleibt - nur die Ausführung erfolgt abweichend, aber "gleichwertig".

Viele Grüße,

C.Stocker

vonhof

Hallo RRuedinger,

also aus meiner Sicht gibt es da eigentlich nichts zu retten. Mit oder ohne Abweichung.

Unterer Anschluss nicht fachgerecht, oberer Anschluss nicht fachgerecht, seitlicher Anschluss (es gibt keine Zulassungen für den Anschluss an Naturstein) nicht fachgerecht. Was soll man da schön reden? Einmal neu, würde ich sagen.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_1388

Hallo RRüdiger,

hat eigentlich der Trockenbauer ursprünglich die Brandwandqualität in Trockenbauweise versprochen? Ist er dazu fähig zu erkennen, was die Bauordnung verlangt? Hat er von sich aus herumgewerkelt? Er hat doch sicherlich einen Auftrag erhalten, den TR zu vervollständigen.

Man hat den Rohbauunternehmer gehen lassen, ohne dass die TR-Wand bis unter Dach geführt worden ist, ohne dass das geplant war?

Was sagt denn der verantwortliche Bauleiter dazu? Dieser muss die Sache verantworten, auch diese Holzbalken in der TR-Wand oder durch die TR-Wand geführt. Der Bauleiter muss die Mängel beheben lassen, dafür ist der bestellt.

Der Brandschutzplaner macht darauf aufmerksam, dass etwas nicht stimmt. Soweit OK.

Was heißt, "So läuft das zumindest bei uns"? Gemurkst wird doch überall.

MfG G.Karstens

Benutzer_3368

Ich glaube, die Firma Knauf und deren Techniker sind hier so ziemlich die letzten, die ein Problem haben...

Zuvorderst dürfte der Trockenbauer und der Bauleiter dran sein.

Was da meiner Vermutung nach fehlt / gefehlt hat, ist ein Brandschutzplaner, der während der Planung Abweichungen von LBO und / oder Verwendbarkeitsnachweisen erkennt und auf diese hinweist.

Auf dieser Grundlage hätten dann die erforderlichen Abweichungen geklärt und ggf. beantragt werden können (Abweichung nach § 67 SächsBO / vorhabenbezogene Bauartgenehmigung / nichtwesentliche Abweichung).

Der Anschluss einer EI 90-M Wand an eine feuerhemmende Flurwand oder auch an eine von unten feuerhemmende Dachdecke ist im übrigen auch nicht baurechts- / abP-konform, keine Ahnung wie das "ohne weitere Klärung" durchgehen soll.

Die Schwelle aus Massivholz, auf der die Metallständerwand wenn ich es recht verstanden habe, finde ich hier technisch betrachtet noch am harmlosesten...formal natürlich auch falsch.

Gruß

Brandwart