Rauchwarnmelder Vernetzung behördlich gefordert

Benutzer_203

Hallo Zusammen,

gibt es zur Vernetzung von Rauchwarnmeldern über Funk einen neuen (mir noch noch unbekannten) Sachstand?

Mein letzter Sachstand ist es, dass es für die Funkmodule von Rauchwarnmeldern keine (Prüf-)Norm gibt und diese somit nicht als anerkannte Bauprodukte eingesetzt werden dürfen.

Ein Architekt sprach mich an da in der Baugenehmigung vernetzte Rauchwarnmelder gefordert sind. Ich wollte nochmal recherchieren, habe aber zu dem Thema nichts mehr gefunden. Selbst Ort im Internet, wo sonst früher darauf hingewiesen wurde, finde ich mittlerweile nicht mehr.

Gibt es mittlerweile eine entsprechende Norm, sodass Funkmodule bei Rauchwarnmeldern als anerkannte Bauprodukte verwendet werden dürfen?

MfG

Wolfgang Cordier

clammer

Hallo Herr Cordier,

kurz und bündig: Nein.

Gruß

C. Lammer

Aktuelle Stände:

DIN EN 14604:2009-02 (Berichtigung dazu 2018-09)

DIN 14676-1:2018-12

DIN 14676-2:2018-12

Benutzer_203

Kurz und bündig…..

Danke! ;-)

Mattes

Mhhh, ich bin irritiert-

für kleinere Objekte lassen wir im Einzelfall häufig funkvernetzte Rauchmelder nach DIN 14676 oder Vornorm DIN 0826-2 (Brandwarnanlage) zu.

Das hat natürlich nichts mit aufgeschalteten BMAs nach DIN 14675 bzw. VDE 0833-2 zu tun.

Unzulässig ist das aus keiner Sicht nicht.

Gerade im Denkmalschutz hat die Funkvernetzung aus meiner Sicht ihre Berechtigung, um Belange von Brandschutz und Denkmalschutz zusammenzuführen.

Habe ich etwas Grundlegendes übersehen oder die Frage falsch verstanden?

Aufklärung wäre toll...

Gruß

Matthias Bußmann

vonhof

Hallo Herr Bußmann,

vereinfacht ausgedrückt: für über Funk vernetzbare Rauchwarnmelder gibt es keine verbindliche Prüfnorm und damit keine Produkt- bzw. Bauartzulassung. Wenn ein Bauprodukt bzw. eine Bauart aber keinen Verwendbarkeitsnachweis hat, kann und darf ein solches Produkt im Umkehrschluss auch nicht gefordert werden. Denn etwas, was baurechtlich nicht existiert, kann baurechtlich nicht hergestellt werden.

Wurde hier im Forum schon oft beschrieben, unter anderen hier: https://www.brandschutzfachplaner.de/index.php?inhalt=Forum.php&art=antwort&uid=2c9c139137b7a77c9de732c444e8&frageID=7109&li=#30842

Wenn der Bauherr oder Betreiber freiwillig eine Funkvernetzung macht, kann er das aber gerne tun. Das bewegt sich dann ja außerhalb des Baurechts.

Gruß

Alexander Vonhof

Mattes

Hallo Herr Vonhof,

danke für Ihre Erklärung.

Damit ist mein brandschutztechnisches Weltbild wieder gerade gerückt...

Gruß

Matthias Bußmann

clammer

Hallo Herr Bußmann,

für den Bereich Denkmalschutz etc. gibt es auf dem Markt auch zugelassene Brandmeldeanlagen mit Funkvernetzung. Das kann also kein Argument sein.

Meiner Erfahrung nach werden die funkvernetzten Rauchwarnmelder entweder aus Unkenntnis (Brandschutzdienststellen) oder um dem Bauherr "was Gutes zu tun", also Geld sparen (von den SV), gefordert.

Gruß

C. Lammer

P. S. Die Vernetzung von Rauchwarnmelder ist immer außerhalb der Norm, also auch mittels Kabel.

Benutzer_1388

Hallo,

heute morgen las ich Zeitung, hier der Link:

https://www.zeit.de/2021/33/rauchmelder-brandschutz-deutschland-vorschrift-wohnungen-feuer-zuhause-nutzen-kosten

Der Artikel steht im Zeitungsteil "Wissen" auf Seite 33, also nicht etwa Meinungen oder Satire o. dgl. "Schreiben was ist" sagte Rudolf Augstein.

Ich frage frage mich aber oft, auch im "Der Spiegel", wo aber haben Journalisten solches Fachwissen her? Das gilt m.E. für die meisten Artikel über Bauen. Es sind ja seriöse Zeitungen, jetzt nicht die Werbeblätter mit den sogenannten Bau-Sonderausgaben für das örtliche Gewerbe.

Aber dieser Artikel könnte die Frage von Herrn Cordier, zu ...da in der Baugenehmigung vernetzte Rauchwarnmelder gefordert sind.." beantworten. Hat jemand diese Bauaufsicht bearbeitet, um die Vernetzung in den Markt zu drücken? Gerüchte streuen, bis fast es jeder glaubt?

Dagegen hilft nur Aufklärung. Gibt es eigentlich bzw. kennt jemand eine Statistik über Rauch- und Brandopfer vor und nach der Rauchmelderpflicht?

MfG. G.Karstens

clammer

Hallo Herr Kartens,

vielleicht hilft dieser Beitrag bei der Suche nach einer Antwort:

https://www.feuertrutz.de/mythen-des-brandschutzes-brandschutzkonzepte-muessen-jedes-brandrisiko-ausschliessen-14052021

Und, es mag, überraschen, dass die NRW Bauministerin vor kurzem das ausgesprochen hat, was jeder von Fach weiß, aber in der Politik keiner sagen will, dass nämlich immer mehr Anforderungen ans Bauen (Wärmeschutz, Barrierefreiheit, etc...) auch zu mehr Kosten führen, sprich, das Bauen teurer macht.

Gruß

C. Lammer

frank_borgert

Hallo Herr Karstens,

hier die Statistik der Toten durch Exposition gegenüber Feuer und Rauch:

https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=1&levelid=1629359305480&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&code=23211-0001&auswahltext=&werteabruf=Werteabruf#abreadcrumb

Ja, die Zahlen sind in den letzten 30 Jahren gesunken. Und ja, auch die RM werden einen gewissen Anteil daran haben. Wie groß der Anteil ist, wird aber niemand sagen können, dazu gibt es zu viele andere Möglichkeiten (es wird weniger geraucht, Krankenhäuser und Altenpflegeheime bekommen immer öfter automatische BMA, es gibt weniger Verkehrsunfälle (auch wenn man dabei verbrennt geht man in diese Statisik ein...), usw...).

Viele Grüße,

Frank Borgert

Benutzer_822

liebe KollegInnen,

wir hatten in den Wirren der deutschen Einigung mit Umstellung der DDR Feuerwehren von Betriebs- zu Ortswehren 1991/1992 984 Tote durch Feuer und Rauch, wir haben in den letzten Jahren dank besserer Feuerwehren UND der schnellen Erkenntnisse durch Rwm nur noch gut 300 Tote, also nur noch 1/3. Das ist ein großatiger Erfolg !

Wenn man mal mit toten Kindern zu tun hatte weiß man diesen Unterschied zu schätzen: wir ersparen uns großes Leid bei sehr vielen Mktmenschen UND den KollegInnen der Feuerwehren. Denn Leichenbergung macht so gar keinen Spaß ...

mfg Franz Schächer / Fachplaner Brandschutz Ausbilder Hessen (a.D.)