Anstelle von Brandwänden

peters

Nach HBO § 33 Abs. 3 sind anstelle von inneren Brandwänden in Gebäuden der GK1-3 hochfeuerhemmende Wände zulässig.

Nach Abs. 8 sind Öffnungen in Brandwänden auf die erforderliche Zahl und Größe zu beschränken und müssen feuerbeständige, dicht und selbstschließende Abschlüsse (T90) haben.

Abs. 11 sagt dass die Absätze 4-10 (also auch 9) entsprechend auch für Wände gilt, die nach Abs. 3 Satz 2 und 3 anstelle von Brandwänden zulässig sind.

Bedeutet das nun, dass in hochfeuerhemmenden Wänden, die anstelle von Brandwänden zulässig sind, hochfeuerhemmende, dicht und selbstschließende Abschlüsse (T-60/EI60-Sa-C5)Öffnungsabschlüsse zulässig sind oder sind weiterhin T-90/EI90-Sa-C5)Abschlüsse erforderlich??

Gruß,

J. Peters

Hannes

in BW gilt nach § 7 (8) LBOAVO:

Öffnungen in Brandwänden sind unzulässig. Sie sind in inneren Brandwänden nur zulässig, wenn sie auf die für die Nutzung erforderliche Zahl und Größe beschränkt sind; die Öffnungen müssen selbstschließende Abschlüsse in der Feuerwiderstandsfähigkeit der Wand haben.

Ist hier sinnvoll und recht eindeutig geregelt, die Anforderung in Hessen wird auch kaum eine andere sein können...

Gruß

Hannes

clammer

In Hessen ist das wohl so (fb nach Absatz 8) ...

In NRW dagegen heißt der Absatz

"Die Absätze 4 bis 10 gelten entsprechend auch für Wände, die nach Absatz 3 Satz 2 und 3 anstelle von Brandwänden zulässig sind. Die Abschlüsse von Öffnungen in Wänden anstelle von Brandwänden müssen dicht- und selbstschließend sein und der Feuerwiderstandsfähigkeit der Wand entsprechen."

Formal muss also bei einem hochfeuerhemmenden Abschluss eine Abweichung beantragt werden ...

Denn einen feuerbeständigen Abschluss bekommt man schwerlich zulassungskonform in eine hochfeuerhemmende Wand eingebaut.

Alternativ kann natürlich auch die Brandwand feuerbeständig ausgeführt werden.

Gruß

C. Lammer

WernerMueller

@ Clammer:

Nö, da ist keine Abweichung erforderlich.

In NRW steht der zitierte Satz mit den Abschlüssen drin, weil man keinen Bock mehr hatte, unsinnigen Abweichungsanträgen zuzustimmen bzw. diese abzulehnen, weil kein Abweichungstatbestand vorlag.

In Hessen (und in allen südlicheren, mbo-konformen Ländern) ist das Zauberwort "entsprechend" und wird üblicherweise auch so verstanden.

Diese Formulierung bedeutet gesetzestechnisch, dass die Anforderungen der Absätze 4 bis 10 "entsprechend" an die Anforderungen an die Brandwandersatzwände anzupassen sind.

Ansonsten müsste ja z.B. die Brandwandauskragung (Abs. 5) oder die Ecksituation (Abs, 6) auch immer feuerbeständig ausgeführt werden (oder eine Abweichung beantragt werden).

Das ist Quatsch. Man muss es mit dem Formalismus nicht auf die Spitze treiben.

Gruß

Werner Müller

Benutzer_1388

Herr Müller,

der Begriff Zauberwort und der Beitrag ist gut. Über den Begriff "entsprechend" habe ich auch schon nachgedacht.

Synonyme:

[1] zufolge, dementsprechend

Sinnverwandte Wörter:

[1] adäquat, analog, angebracht, gemäß, gleich, passend, richtig, sinngemäß

Herr Lammer spricht vom Formalen, die T90-Tür, wie gut und richtig sie auch ist, verliert eigentlich ihre Zulassung in einer F60-Wand, auch in NRW. Das Einhalten der Formalien ist sozusagen eine vorsorgliche Abwehr gegen Mängelvorwürfe juristischer Art. Wer dem Formalen ausweichen will, baut die Wand F90, und der formell richtige Einbau aller Türen steht offen.

Nun kann man den Einbau einer T90-Tür in eine F60-Wand als "nicht wesentliche Abweichung" von der Zulassung/Verwendbarkeitsnachweis erklären, also durch den Hersteller. Das ist ja keine Abweichung von der Bauordnung.

MfG G.Karstens

WernerMueller

Hmm,

also zusammengefasst die folgenden Lösungen:

1) Brandwand ("F 90-m") + T 90-Tür: Besser geht´s nicht, Bauherr klagt aber wegen Kosten

2) Wand F 60-m + T 90-Tür: Wand ok, Tür hat dafür aber keine Zulassung, Baumangel, Schadensersatz, Knast

3) Wand F 60-m + T 60-Tür: Technisch und logisch richtig, aber vermeintlich keine Abweichung beantragt, führt formaljuristisch ins absolute Chaos (zumindest in NRW).

4) Wand F 60-m + T 60-Tür + Abweichung beantragt: wie 3, nur will das Bauamt nicht zustimmen (aber keiner fragt, warum nicht).

Das Ende vom Lied:

5) Wand F 60-m, keine Tür: Wenn´s regnet, wird der Bauherr nass, weil er außen rum laufen muss. Selber Schuld.

Gruß

Werner Müller

...der verzweifelt nach T 60-Türen sucht

Benutzer_822

die Anforderung T 90 Tür kommt aus der Zeit, als es noch keine T 60 Türen gab sondern T 30 und dann T 90 ... und diese Zeiten sind noch nicht vorbei. mfg Schächer

Benutzer_1388

... und F60-Wände oder gar F60-M-Wände stehen auch nicht beliebig zur Verfügung. Bei Mauerwerk ist F90 meistens sowieso drin.

Herr Müller müsste sich schon Mühe geben, um meine Mauerwerkswand von F90 auf F60 herunterzudeklassifizieren oder sie als zu teuer zu belegen. Da findet Herr Müller eher eine T60-Tür (Suchmaschine).

Haben wir ggf. doch nur F60, etwa weil die Wand unverputzt blieb, erklärt man, dass nur eine "nicht wesentliche Abweichung" von der Zulassung (Verwendbarkeitsnachweis) vorliegt. Das muss man nirgends beantragen. Natürlich kann diese unglückliche Regelung anderweitig missbrauchen.

MfG G.Karstens

clammer

Herr Müller,

Sie haben Recht.

Zitat aus der Begründung zur MBO:

"Nach Absatz 11 gelten diese Anforderungen sinngemäß auch für

die Wände, die anstelle von Brandwänden zulässig sind."

Gruß

C. Lammer

Benutzer_3368

Hallo Herr Lammer,

das Wort "sinngemäß" sollte doch hier sicherlich bedeuten, dass eben Anforderungen an Türen etc. entsprechend abgemindert werden können, oder?

Dazu noch ein Zitat aus den Vollzugshinweisen des STMI zur BayBO 2008:

"Die Detailanforderungen an Brandwände gelten für Wände an-

stelle von Brandwänden (s. Abs. 3 Satz 2, Abs. 4 Satz 2, Abs. 6)

„entsprechend“, das heißt, sie können der Abstufung der Wand

gegenüber der Brandwand entsprechend reduziert werden. Ggf.

kommt auch ein Verzicht in Betracht, wenn das Schutzziel des

Abs. 1 unter Berücksichtigung der verlangten Feuerwiderstands-

fähigkeit der Wand die Ausführung nicht erfordert."

Für mich ist damit klar, dass eine T 60-Tür in einer F 60-A+M Brandwandersatzwand (GK 4) keine Abweichung ist. Da entsprechende Türen auf dem Markt erhältlich sind, gibt es auch in der Ausführung eigentlich kein Problem.

Dieses Rätseln über Gesetzes-Formulierungen und die mögliche Intention der Verfasser erinnert manchmal an eine Gruppe Schamanen, welche anhand von Hühnerknochen etc. versuchen, die Zeichen und Willen der Götter zu deuten und dabei doch nicht zu einer Meinung kommen... ;-)

Gruß

Brandwart

clammer

@Brandwart

Ja, so war es gemeint und deshalb auch der Bezug zum ersten Beitrag vom Kollegen Müller.

Gruß

C. Lammer