1. Rettungsweg ist eine Türe mit Raffstoreanlage

Benutzer_2847

Hallo,

bei einem Einfamilienwohnhaus in Bayern, Gkl. 3 (Bruttogrundfläche > 400 m²), das umgebaut wird, ist der 1. Rettungsweg des Obergeschosses eine Türe mit eine aussenliegenden, elektrisch bedienbaren Raffstoreanlage. Der Weg führt hier über einen Steg in das Hanggelände.

Der Fensterbauer hat mitgeteilt, dass die Raffstoreanlage entweder mit einer elektrischen Notraffung (die regelmäßig von Fachfirma zu Warten ist) oder einer Handkurbel zu versehen ist und diese Anlage vom zuständigen Brandrat/Brandmeister freigegeben werden muss.

Hatte jemand schon einmal einen vergleichbaren Fall und kann mir hier weitere Informationen geben?

Gruss

barolo1919

Benutzer_3486

Handelt es sich wirklich um den einzigen 1. Rettungsweg oder nur um einen alternativen baulichen F+R Weg?

Benutzer_2847

Die Geschosstreppe im Gebäude ist komplett offen und hat keinen eigenen Treppenraum der direkt ins Freie führt.

vonhof

Es gibt keine für diesen Fall bauaufsichtlich zugelassenen elektrischen Systeme (streng genommen auch keine zugelassenen mechanischen Systeme). Auch dann nicht, wenn die Herstellerfirmen etwas anderes behaupten, und auch dann nicht, wenn die Feuerwehr zustimmt.

Scheint ein verantwortungsbewusster Fensterbauer zu sein. Aber diese Verantwortung kann er (jedenfalls aus ordnungsrechtlicher Sicht) nicht auf andere abschieben.

Man kann eine Verschattungsanlage auch so planen, dass die Nutzbarkeit des Rettungsweges nicht behindert wird. Ist halt nur ein wenig mehr Aufwand und vielleicht nicht ganz so hübsch anzusehen.

Gruß

Alexander Vonhof

rouCer

Ich hatte den Fall tatsächlich schon das ein oder andere mal. Die Lösungen die i.d.R. vorschlage sind: Wie beschrieben elektrische Notentriegelung oder Handkurbel, Begrenzung /Anschlag des Sonnenschutzes, dass ein "bayrisches Rettungsfenster" übrig bleibt, oder ein innenliegender Sonnenschutz. Das aber alles meist nur beim 2. RW. Wie wurde denn die Abweichung der Treppe ohne TR begründet? Ich hätte die Treppe wohl als 1. RW gewählt und den 2. baulichen zur Kompensation. Ansonsten müsste man das argumentieren Anfangen, inwieweit es wahrscheinlich ist, dass der andere RW bei zeitgleichem Ausfall der Stromversorgung nicht nutzbar ist. Evtl. wäre eine Batteriepufferung des elektrischen Antriebs hier denkbar - also ein "ungeprüftes" und nicht wartungspflichtiges System. Inwieweit das Risiko dann tragbar ist, müsste man abwägen. Aber m.M.n. sind ein baulicher (Treppe) und ein 2. baulicher RW mit Einschränkungen immernoch besser als nur ein baulicher + Anleitern über die FW. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es sich um ein Einfamilienhaus handelt, auch wenn GK 3, so ist die Personenanzahl doch nicht höher als bei einer GK 1.

Viele Grüße

C. Stocker

Feuer-Hewi

das Thema ist bekannt, brauchbare und preiswerte Lösungen gibt es auch!

zum einen muss man hier auf die "häufig gestellten Fragen" zur BayBO verwiesen, die klarstellen, dass es hier keine bauordnungsrechtliche Regelung und somit auch keine Verpflichtung gibt; wenn die Bauaufsicht oder FW hier was anderes verlangt, ist das "Wunschkonzert" und sollte zurückgewiesen werden!

Aber es gibt auch gute Lösungen für elektisch betriebene Rollos oder Beschattungsanlagen: z.B. gibt es von der Fa. OZRoll einen akkugepufferten Schalter für brutto ca. 180.- €, der den großen Vorteil hat, dass alle Betätigungen der Rollos/Beschattungsanalgen immer über den Akku laufen. Geht das Ding kaputt, fällt es gleich auf und nicht erst im Ernstfall. Damit hat man schon eine gute Betriebssicherheit! Das Teil ist wartungsfrei und hält eigentlich schon recht lange und passt in jede tiefe Ìnstallationsdose/Hohlwanddose.

Handkurbeln sind ein "Krampf"! Wer hat im Gefahrenfall schon den Nerv, 3-5 Minuten mit dem Ding zu kurbeln - voraussgesetzt, die Kurbel ist vor Ort und hängt im Wohnzimmer rum? Ist es eine abnehmbare Kurbel, findet man sie im Ernstfall ohnehin nicht!

Eine weitere Alternative wären elektrische Gurtwickler. Fällt der Strom aus, bleibt einem der Gurt! Kosten auch ca. 80.- - 120,- €.

Es gibt also gute Lösungen und schlechte Ausreden! Auch wenn diese Sicherheit bauordnungsrechtlich nicht verlangt wird, sie macht Sinn!

mfg

der Feuerteufel

- bleibt gesund! -

Benutzer_1388

Hallo Barolo,

wozu soll der Raffstore dienen? Sonnenschutz vor der Hauseingangstür? Das wäre eigentlich nicht ganz normal.

MfG. G.Karstens

Benutzer_2847

Hallo,

danke für die Informationen bis dato. Wir werden eine manuelle, wartungsarme Lösung anstreben.

Die Fa. OZRoll bietet, nach Rücksprache mit dieser, nur Lösungen für den 2. Rettungsweg an.

@Karstens

Die Raffstoreanlage befindet sich an einer bodentiefen Verglasung/Terrassentüre, die vom Wohnraum über einen neuen Steg in den Garten mündet.

@C. Stocker

Da die Geschosstreppe im inneren des Gebäudes komplett offen, eine Abtrennung nicht möglich und auch nicht gewünscht ist, wird diese als Rettungsweg nicht "herangezogen".

Der 1. Rettungsweg erfolgt jeweils von allen drei Geschossen direkt ins Freie, dies ist bei der vorh. Hangbebauung leicht möglich. Der 2. Rettungsweg erfolgt über das Anleitern der Feuerwehr. Die Geschosstreppe bietet dennoch eine weitere Möglichkeit ins Freie zu gelangen.

Gruß barolo1919

Benutzer_1470

Es handelt sich doch um ein Einfamilienhaus. Auch wenn auf Grund der Bruttogrundfläche (größer 400 m²) die Einstufung in GK 3 erfolgt, wird doch kein Verantwortlicher einen Treppenraum fordern. Deshalb kann auch der 1. RW über die notwendige Treppe führen.

Wie dargestellt sind die Rettungswege besonders gut.

• Es gibt nur einen Nutzer

• Jedes Geschoss hat offensichtlich zwei bauliche Rettungswege

• Zusätzlich ist jeder Raum anleiterbar, teilweise sogar über Balkone

Die Begründung für die formale Abweichung fällt damit sehr leicht, da das baurechtliche Schutzziel in einem weit besseren Niveau als gefordert umgesetzt wird.

Die Forderung nach einer Freigabe durch den Brandrat oder Brandmeister, welcher hier sowieso nicht zuständig wäre, ist totaler Schmarrn.

Unabhängig davon verweise auch ich auf die Beantwortung von Fragen durch die OBB Bayern.

Norbert Bärschmann

clammer

Es gibt auch Notentriegelungen, die rein mechanisch wirken und bei Betätigung selbsttätig öffnen.

Gruß

C. Lammer