BSK mit Rauchauslösung in Lüftungskanal - Ansteuerung über BMA statt Kanalmelder

rouCer

In einem Schulbau nach Münchner Lernhauskonzept (Cluster mit Raumverbund und Mittelzone, Fluchtbalkon) sollen zur Behinderung der (Kalt-)Rauchausbreitung Brandschutzklappen mit Rauchauslöseeinrichtung zum Einsatz kommen. Zu- und Abluftleitungen für die Mittelzone und den Raumverbund sind getrennt und führen in einen zentralen feuerbeständigen Schacht, dort befinden sich die Brandschutzklappen, getrennt für jeden Kanal. Zwischen Mittelzone und Raumverbund befinden sich also keine Öffnungen im Lüftungskanal. Die Klassenraumwände zur Mittelzone hin sind raumabschließend, jedoch ohne Anforderung an den Feuerwiderstand (vollwandige, dicht- und selbstschließende Türen mit Freilauffunktion).

Um, vorallem die geschossweise, Kaltrauchausbreitung zu verhindern sollen besagte Brandschutzklappen bei Detektion von Rauch schließen. Dies soll jedoch nicht über einen Kanalrauchmelder an der BSK erfolgen sondern Zentral über die BMA, was wie folgt ausgeführt werden soll:

Schließen ALLER Klappen im Gebäude (und Abschalten der Lüftung), sobald ein Melder der BMA (Kategorie 1) auslöst. Optional für die Feuerwehr über einen Zentralen Schalter in der BMZ. Der Signalweg soll jedoch nur in eine Richtung erfolgen - Die Lüftungsanlage löst also keine Fehlermeldung in der BMA aus, kann also bei Fehlalarmen wieder scharfgestellt werden, ohne auf den Lüftungstechniker zu warten...

Zusatzlich schaltet die Lüftungsanlage bei Detektion im Gerät ab. Das ganze im groben "in Anlehnung" an die LüaR Punkt 10.

Meiner Ansicht nach wird das Schutzziel durch die Maßnahmen übererfüllt, da die BMA Rauch wesentlich schneller detektiert, als ein Kanalrauchmelder, welcher die Klappe auch nur örtlich schließt.

Nun wurde unser Abweichungsantrag allerdings abgeleht, mit folgender Begründung:

- Die Rauchausbreitung innerhalb der Lüftung durch einen Defekt wird zu spät erkannt,

- Be Ausfall oder Wartung der Brandmeldeanlage und Abschaltung, während Baumaßnahmen im laufenden Betrieb, weden die Klappen nicht angesteuert und es findet eine ungehinderte Ausbreitung statt.

Unabhängig vom Ausgang des Genehmigungsverfahrens wollte ich ihre fachlichte Meinung zur Ausführung und zur Begründung der Ablehnung hören.

Mit freundlichen Grüßen

C. Stocker

vonhof

Hallo C. Stocker,

das verstehe ich noch nicht. Auf welche materielle Vorschrift bezieht sich der Abweichungsantrag? Ich sehe bisher nicht, wovon Sie abweichen wollen.

Gruß

Alexander Vonhof

rouCer

Die Abweichung beziegt sich nach BayBO Art. 81a Auf die Lüar Pkt. 4.2 i.V.m Art. 39 BayBO

"Brandschutzklappen dürfen zusätzlich [...] mit Auslöseeinrichtungen angesteuer werden, die auf Rauch ansprechen [...]. Die Rauchauslöseeinrichtungen müssen [...] in Lüftungsleitungen installiert sein"

Unabhängig vom Verwendbarkeitsnachweis, muss der Rauchmelder der die Klappe auslöst formal im Schacht sitzen gemäß LüAR Pkt. 4.2.

Wenn die Klappe durch die BMA angesteuert wird, sitzt der auslösende Melder eben nicht im Schacht.

Ob die Rauchauslöseeinrichtung überhaupt notwendig ist, ist ein anderes Thema. Der Hintergrund ist naturchlich die Kostenrelevanz 30-50 Einzelansteuerbare Klappen sind naturlich (auch im Unterhalt) teurer, als Alle auf - alle zu, ggf. mit Positionsrückmeldung.

Gruß

C. Stocker

WernerMueller

Hallo rouCer,

1) Rein formal: Was Du beschreibst, ist möglicherweise eine Abweichung von einer Technischen Baubestimmung. Und "von den Technischen Baubestimmungen kann abgewichen werden, wenn mit einer anderen Lösung in gleichem Maße die allgemeinen Anforderungen des Art. 3 Satz 1 erfüllt werden [...]". Der Kommentar sagt hierzu: "Sind die Voraussetzungen erfüllt, so ist die Abweichung kraft Gesetzes zulässig."

Also: Keine Abweichungsentscheidung erforderlich bzw. formal noch nicht mal möglich. Kurz: "Brauchste gar nich fragen, kannste einfach machen".

2) Rein technisch: Ziffer 4.2 MLüAR regelt doch "nur", dass BSKs "zusätzlich" (zur thermischen Auslösung) durch eine Rauchauslöseeinrichtung angesteuert werden DÜRFEN. Hier geht es um das Produkt BSK und die zugehörige Auslöseeinrichtung.

Dein Fall ist ja etwas anderes: Vorgesehen ist eine externe Ansteuerung des BSKs. Das ist bei Dir die BMA, könnte aber auch irgendetwas anderes sein. Ziffer 4.2 trifft da gar nicht zu (da dies quasi eine "Produktanforderung" ist).

Also: Auch technisch gar keine Abweichung (von den TAB).

3) Zur Begründung der "Ablehnung": Möglicherweise liegt hier ein Missverständnis vor (beim Ablehner oder auch bei mir):

Grundsätzlich muss nach Ziffer 5.1.3 bei Zuluftanlagen eine Rauchübertragung durch BSK mit Rauchauslöseeinrichtung vorgesehen werden. Diese sitzt in der Regel in der Wand der Lüftungszentrale. Für diese Klappe gilt tatsächlich Ziffer 4.2. Diese Klappe braucht IMMER die "eigene" Rauchauslöseeinrichtung. Genau diese ist nämlich dazu da, den Maschinendefekt zu erkennen (den die BMA ggf. verzögert, gar nicht oder wegen Wartung) nicht erkennt. Hier stimme ich dem "Ablehner" zu.

Für deine "Geschossklappen" oder "Clusterklappen" gilt das oben Gesagte. Die Notwendigkeit von zusätzlichen Maßnahmen lässt sich nur mit Ziffer 10 MLüAR begründen.

Zu Ziffer 10 MLüAR würde man juristisch "Auffangparagraph" sagen. Sinngemäß: Wenn Ziffern 1 bis 9 MLüAR immer noch nicht reichen, dann kann man´s noch schärfer machen (hach, wie tagesaktuell).

Hier hilft es, mal über die Formulierung "bei gesondert gelagerten Einzelfällen" nachzudenken. Da steht nicht "In Sonderbauten". Was mich zu meiner:

4) Persönlichen Einschätzung bringt: Ich halte motorisierte BSK im genannten Fall (also Deine "Clusterklappen") für vollkommen überzogen. Wenn Du ein Knastkrankenhaus hättest, dann würde ich Deiner Lösung zustimmen. Aber bei einer Schule...? Nun ja, manche empfinden ja Schule als Knast...

Gruß

Werner Müller

der nochmal Deinen Beitrag gelesen hat und sich freut, dass Du das Schutzziel ebenfalls als "übererfüllt bewertest.