Trennwand - Anschluss Flachdach - brandschutzfachplaner.de

Trennwand - Anschluss Flachdach

peters

HBO § 31 Abs. 4 "Werden in Dachräumen Trennwände nur bis zur Rohdecke geführt, ist diese Decke als raumabschließendes Bauteil einschließlich der sie tragenden und aussteifenden Bauteile feuerhemmend herzustellen.

Wie macht Ihr das in der Praxis, werden Flachdächer im obersten Geschoss wirklich vollständig feuerhemmend und raumabschliessend hergestellt, d.h. ohne Lichtkuppeln und alle Durchführungen mit Abschottungen ? Oder stellt Ihr immer einen Abweichungsantrag ?

Gruß,

J. Peters

Benutzer_822

die Forderung will Feuerüberschläge über die Trennwand verhindern. Im Abstand von mehr als 5 m zueinander können auch Lichtkuppeln sein. Eine Dach-/Deckenfläche feuerhemmend herzustellen ist so kein Aufwand, weil man ohnehin einen "Putz" als Untersicht haben will. mfg Schächer

peters

Hallo Herr Schächer,

die HBO fordert aber doch mehr. Die Anforderung "Decke als raumabschliessendes Bauteil feuerhemmend" bezieht sich auf m.E. die gesammte Decke (Flachdach) also wäre für Lichtkuppeln, auch im Abstand von 5,00m, ein Abweichungantrag mit Begründung erforderlich ?

Gruß, J.Peters

Benutzer_1388

Wenn ein Flachdach über dem oberen Geschoss liegt, gibt es i.A. keine Geschossdecke. Dann führt man die Trennwand im Sinne der Raumabschottung bis UK Dachhaut.

Wenn man ein Flachdach als Kaltdach baut, was heutzutage sicherlich kaum mehr jemand plant, kann man die Trennwand genauso hochführen und einen unsichtbaren Brandüberschlag verzögern.

Will man die Trennwand nicht hochführen, dann bekleidet man die Zwischendecken unterseitig eben mit Bauplatten feuerhemmend, denn diese Zwischendecke wird sicherlich nicht wie die Geschossdecken in sich feuerhemmend oder -beständig (Beton) ausgeführt.

Weil der Brandüberschlag durch den Hohlraum unter Dach zu verhindern ist, muss man die Leibungen der Lichtkuppelöffnungen ebenso wie die Deckenbekleidung feuerhemmend herstellen. Die Feuerhemmung der Bekleidung gilt ja nur als "F30 von unten". Ein aus den Lichtkuppeln nach oben und außen loderndes Feuer greift erst einmal nicht die Dachtragkonstruktion mit der harten Bedachung an. Somit ist das Tragwerk geschützt, ohne die Zeit in Minuten anzugeben.

Für den Feuerüberschlag außen herum über die Trennwand hinweg kann nicht mehr Lichtkuppelabstand gefordert sein, als für eine Brandwand.

Einem nach außen lodernden Feuer kann sich die Feuerwehr annehmen. Im Inneren, also in Hohlräumen über Trennwänden und Zwischendecken (Kaltdächer, Spitzböden usw.) kann sich ein Brand lange unbemerkt ausbreiten. Das soll nicht sein.

Ein Abweichungsantrag ist m.E. nicht erforderlich, wenn der o.g. Abstand bzw. 1,25m nach §35 eingehalten wird, so als wenn die Trennwand bis unter die Dachhaut geführt wird.

peters

Hallo Herr Karstens,

vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe zwei Fragen:

Sie schreiben: "Wenn ein Flachdach über dem oberen Geschoss liegt, gibt es i.A. keine Geschossdecke. Dann führt man die Trennwand im Sinne der Raumabschottung bis UK Dachhaut."

Frage 1: Wie führen Sie denn eine Trennwand bis zur Dachhaut? In Zeiten mit Wärmeschutzanforderungen habe ich noch keine Trennwand gesehen, die das, in Übereinstimmung mit den technischen Regeln, konnte.

Frage 2: Wenn ich, wegen der Wärmeschutzanforderungen nicht regelkonform bis zur Dachhaut führen kann, dann kann ich doch das Stb. Flachdach als Rohdecke sehen und meine Wand bis unter diese Decke führen ?

Das entspricht m.E. das der gelebten Praxis.

Allerdings müsste die Decke/Flachdach gem. HBO dann auch vollständig als raumabschliessendes Bauteil feuerhemmend sein. (Ziemlich aufwändig und wahrscheinlich auch nicht gewollt)

Vieleicht denke ich zu verquer oder irgendein Groschen will nicht fallen, aber ich glaube, dass der obere Trennwandanschluss im Dachgeschoss, sogar mit Stb-Flachdach, nicht gleichzeitig HBO-konform, sinnvoll,und mit angemessenem Aufwand herstellbar ist.

Gruß, J. Peters

Hannes

In BW wurde mit der Anpassung an die MBO in 2010 das „oberste Geschoss“ durch den „Dachraum“ ersetzt.

§ 6 (3) LBOAVO Die Trennwände nach Absatz 1 sind bis zur Rohdecke, im Dachraum bis unter die Dachhaut zu führen. Werden in Dachräumen Trennwände nur bis zur Rohdecke geführt, ist diese Decke als raumabschließendes Bauteil einschließlich der sie tragenden und aussteifenden Bauteile feuerhemmend herzustellen.

Der Dachraum wird, anders als das oberste Geschoss, laut Definition ausschließlich durch geneigte Dächer gebildet. Damit befindet sich die beschriebene Rohdecke immer innerhalb des Gebäudes und bildet nicht den oberen Abschluss (Dach).

Da Flachdächer keine Decken sind gilt auch hier wie im Dachraum, …bis unter die Dachhaut.

Eine Alternative (Abweichung) stellt die unterseitige feuerhemmende Verkleidung der Dachschräge / des Flachdachs dar. Dabei ist besonders auf die Ausführung der Wandanschlüsse gemäß dem Prüfzeugnis zu achten.

Bei dieser Ausführung sind jedoch mit Öffnungen in der Dachfläche sicherlich größere Abstände zu Trennwänden als mit der Ausführung „bis unter die Dachhaut“ erforderlich.

Grundsätzlich frage ich mich schon lange, bei wieviel Prozent die o. a. Anforderung nach LBO, in der Bauausführung wohl tatsächlich entsprechend umgesetzt werden.

Gruß

Hannes

Benutzer_1388

Das Bauen sollte man nicht alleine am Wortlaut der jeweiligen Bauordnung ausrichten. Wir müssen verstehen, was mit einer Vorschrift gemeint ist. Wozu eine Trennwand im Brandschutzwesen dienen soll, wissen wir alle. Das soll eine Brandbarriere zwischen Nutzungseinheiten sein. Warum die TW bis zur Dachhaut führen soll, ist die eine Frage. Sehr wahrscheinlich will man nicht, dass sich Feuer in Hohlräumen ausbreitet. Das sieht man nicht, die Feuerwehr sieht es nicht. Wir müssen so bauen, dass ein Feuer nicht unbemerkt die Trennwand umgeht. Dabei dürfte es egal sein, ob das Dach flach oder geneigt ist.

Zu den Fragen von H. Peters vom 07.07.2020:

Eine Trennwand führt man baulich i.d.R. nicht materialgleich bis zur Dachhaut. Dagegen stehen andere Regeln der Bautechnik, das Erfordernis zur Verringerung der Wärmebrücken u.a. Also mauert man nicht bis an die Bitumenbahn oder an die Dachpfannen, sondern konstuiert brauchbare Wandköpfe mit der notwendigen Elastizität, Wärmedämmung und Befestigung beispielsweise mit Steinwolle. Die Halterung des Wandkopfes der Mauer- oder Ständerwand muss man sowieso herstellen. Wir müssen schließlich auch nichttragende Wände halten. Das geschieht entweder durch Querwände und Balken oder mit Verbindungen zur Dachkonstruktion. Wenn im Brandfall die Dachkonstruktion vorzeitig abstürzt, können die TW ggf. umkippen. Es sind halt keine Brandwände vorgeschrieben, wo TW hin dürfen. Dann hat man ein Großbrandereignis. Die Anforderung der Führung der TW soll ja nur Löcher vermeiden lassen.

Wenn man eine Stahlbetondachdecke über die Trennwand hinweg baut, ist doch F30 überhaupt kein Problem. Man nur darauf acht geben, dass die Decken F30 geplant und gebaut werden. Auf den Deckenputz verzichtet man heutzutage meistens. Wenn auf der Stahlbetondachdecke brennbare Wärmedämmung brennt und über die Trennwand hinweg brennt, dann ist das eine andere Sache. Wir reden hier nicht von Brandwandanforderungen, wo wir etwa die brennbare Flachdachdämmung unterbrechen müssen.

Es gibt diverse Möglichkeiten Dächer zu konstruieren. Ich meine, es geht bei den Trennwänden darum, dass man das unbemerkbare hinwegbrennen durch Hohlräume oder brennbare Dämmung über die TW verhindern soll. Was außen passiert, kommt etas später und kann gesehen und in Angriff genommen werden. Die TW ist keine BW.

MfG. G.Karstens