Einstufung Kirche

peters

Bei der brandschutztechnischen Bewertung eines einfachen Anbaus (Aussenaufzug und Toilettenanlagen) an eine bestehende Kirche gibt es Unstimmigkeiten hinsichtlich der formalen Einstufung in eine Gebäudeklasse, bzw. der Frage nach der Einstufung als Sonderbau.

Ich bin der Auffassung, dass das Gebäude, in dem 600-800 Personen locker Platz finden, selbst wenn die Kirchenräume zweifelfrei dem Gottesdienst gewidmet sind und nicht anders genutzt werden, die H-VStättR zwar nicht anzuwenden ist aber dennoch eine Einstufung als Versammlungsstätte nach § 2 HBO, Abs. 9, Nr. 6a, vorliegt.

Da selbst die Bauaufsicht die Auffassung vertritt, dass es sich, unter Vorraussetzung dass die Räume dem Gottesdienst gewidmet sind, nicht um einen Sonderbau, sonderen um einen Regelbau... (haha)handelt, muss ich doch hier mal nachfragen.

Wie ist Eure Auffassung dazu ?

Gruß, J. Peters

Feuer-Hewi

nachdem Hessen, abweichend von der MBO und anderen LBOs keinen MBO-§2(4)6 hat, der "Gebäude mit mit Räumen, die einzeln für die Nutzung durch mehr als 100 Personen bestimmt sind" ist die Kirche kein Sonderbau. Die MVStättV schließt, wie Sie schon schreiben, Räume die dem Gottsdienst gewidmet sind aus (auch wenn es Ihnen nicht gefällt!).

Demnach sind Kirchen i.d.R. Gebäude der GK 3 (NE < 400 m²), die Türme sind keine Aufenthaltsräume. Kleine Dorfkirchen (>400 m²) können sogar GK 1 sein.

Berücksichtigt man auch noch § 36(2)Satz 3, kann sogar der 2. RW entfallen, da Kirchen i.d.R. erdgeschossig sind und ein direkter Ausgang ins Freie einem Sicherheitstreppenraum gleichgestellt und sogar besser ist. (Bayern führt dies derzeit in der BayBO ein!)

Realistische Frage: wo liegen bei Kirchen denn wirklich die Brand-Gefahren?

Szenario: kleiner Entstehungsbrand, leicht erkennbar und langsame Brandausbreitung; hohe Räume mit aufsteigendem Rauch und hoher, raucharmen Schicht;

also: wo ist das Problem?

mfG der Feuerteufel

Benutzer_1388

Das Thema hatten wir hier schon:

Nutzungsänderung einer Kirche 14.02.2019

Anzahl Rettungswege Kirche 18.12.2018

Versammlunsstätten VO und Kirche 24.03.2014

peters

Danke für die Antworten.

Probleme mit der brandschutztechnischen Bewertung habe ich auch keine.

Mir geht es ausschliesslich um die Frage, ob eine Kirche nach HBO als Sonderbau einzustufen ist. Und da meine ich ja, weil der Kirchenraum zunächst ein Varsammlungsraum nach §2, HBO(9) ist, wenngleich die Versammlunsgsstättenrichtlinie, wegen der Widmung für den Gottesdienst, dann nicht mehr anzuwenden ist.

@ Herr Karstens, bei den genannten Threads zu Kirchen ist das nicht so richtig rausgekommen.

J.Peters

clammer

Hallo J. Peters,

aus meiner Sicht ist dies kein Sonderbau, weil Gottesdienste - unbeschadet der Ausnahme in der VStättVO - keine Veranstaltungen im baurechtlichen Sinne sind (siehe die Aufzählung im § 2 VStättVO).

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1388

Wenn man sich nicht einig wird, welche Vorschrift wirklich gilt, dann kann man doch trotzdem für Sicherheit sorgen, sodass die Leute möglichst unbeschadet die Kirche verlassen wie andere die sogenannte Versammlungsstätte.

Und so kann man sich der Auffassung der Bauaufsicht anschließen, die die VStättR nicht für maßgeblich hält.

Zitat: "Mir geht es ausschliesslich um die Frage, ob eine Kirche nach HBO als Sonderbau einzustufen ist."

Ist denn das wichtig? Ist das Abarbeiten oder benennen von Vorschriften wichtiger als die eigentliche Sache? Ja will man denn in Vorschriften alle Antworten finden?

MfG. G.Karstens

clammer

@Karstens

"Ist denn das wichtig?"v

Ja, weil dies - zumindest in einigen Bundesländern - verfahrenssteuernde Wirkungen hat.

"Ist das Abarbeiten oder benennen von Vorschriften wichtiger als die eigentliche Sache?"

Ja, zumindest bei vielen Bauaufsichten in NRW. Da geht es NUR um die sinnfreie Anwendung von Vorschriften oder wie ich es formulieren würde "bauaufsichtlich korrekt abgebrannt".

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

eine Kirche weist einen Raum für mehr als 200 Personen auf. Und damit ist es nach HBO ein Sonderbau. Dass die Versammlungsstätten RiLi für dem Gottesdienst gewidmete Räume nicht gilt hat historische Gründe. Die RiLi hebt aber das Gesetz nicht auf, also Sonderbau. mfg Schächer/Hessen