E-Autos und Garagen

frank_borgert

Ich hatte eine interessante Diskussion mit einem Kunden.

Der fragte nach, ob es denn überhaupt noch zulässig sein sollte, dass in seinem Bürogebäude E-Autos in die Tiefgarage fahren dürfen.

Hintergrund: die E-Autos brennen einfach deutlich länger als ein herkömmlich betriebenes Kfz. Sie stellen somit die Tragkonstruktion vor Belastungen, für die sie ggf. gar nicht ausgelegt ist.

Wie sind die Meinungen der Kollegen hier?

MfG, Frank Borgert

Roland_Witzl

Hallo Herr Borgert,

in Bayern ist dies jedenfalls erlaubt!

Es gibt dazu vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (bis zum 21.03.2018: Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern für Bau und Verkehr) eine Stellungnahme zur „GaStellV - Häufig gestellte Fragen“ die auf Ihre Frage wie folgt lautet:

„Ja. Das bloße Abstellen eines Elektroautos und Aufladen mittels Kabel oder Induktion steht nicht im Widerspruch zu einer Anforderung der GaStellV.

Nach der Definition des Art. 2 Abs. 8 BayBO sind Garagen Gebäude oder Gebäudeteile, die dem Abstellen von Kraftfahrzeugen dienen. Für solche Gebäude enthält die GaStellV spezielle bauordnungsrechtliche Anforderungen im Hinblick auf (unter anderem) Brandschutz, Verkehrssicherheit und Belüftung. Sie sind allerdings nur auf die Garagen- Nutzung nach Art. 2 Abs. 8 BayBO ausgerichtet, gehen also davon aus, dass in einer Garage keine andere „Nutzung“ stattfindet und dass Personen sich dort nur vorübergehend aufhalten. Daraus ergibt sich, dass mit dem Ladevorgang kein längerer Aufenthalt von Personen in der Garage (also z. B. keine „Betankung“ als Dienstleistung durch Arbeitskräfte) verbunden sein darf.“

VG, R.Witzl

clammer

Hallo Herr Borgert,

in den FAQ zur LBO wird dazu ausgeführt:

"Muss eine Ladestation für Elektro-Autos in Garagen genehmigt werden?

Nein. Ladestationen sind weder genehmigungspflichtig noch führen sie zu einer Nutzungsänderung einer Garage. Durch das Aufschieben der Landesbauordnung Nord-rhein-Westfalen ändert sich nichts an der gültigen Rechtslage.

Ladestationen für Elektrofahrzeuge sind Teile von Leitungsanlagen und Bestandteil der technischen Gebäudeausrüstung der Garage. Sie sind anders als Zapfsäulen für Kraftstoffe keinen anderen oder weitergehenden Anforderungen öffentlich-rechtlicher Art unterworfen (letztere sind nach § 18 Absatz 1 Nummer 6 der Betriebssicherheitsverordnung erlaubnispflichtig).

Innerhalb von Nutzungseinheiten wie Garagen sind – anders als in Rettungswegen – Leitungsanlagen grundsätzlich zulässig. Da Ladestationen für Elektrofahrzeuge wie Steckdosen oder elektrische Verteiler zu beurteilen sind, ist die Installation einer Ladestation in einer Garage ebenso wenig verboten wie die Installation einer Steckdose.

Es ist bekannt, dass die Feuerwehren Ladestationen in Garagen kritisch sehen, da Brände in Zusammenhang mit lithiumbasierten Akkus von den Feuerwehren nur schwer zu löschen sind. Allerdings gehen von dem Ladevorgang an sich keine Gefahren aus. Gefahren können entstehen, wenn die Batterie einen Defekt hat oder die Batterie überladen wird. Eine potentielle Gefahr liegt damit bei den Elektrofahrzeugen selbst und nicht bei den Ladestationen.

Die Sonderbauverordnung enthält jedoch kein Verbot zum Abstellen von Elektrofahrzeugen in Garagen."

Gruß

C. Lammer

Feuer-Hewi

hallo Herr Borgert,

es ist politisch nicht gewollt, dass es zu Einschränkungen im Betrieb von E-Mobilen gibt. Das betrifft auch das Einstellen in TG.

Ob das nun sinnvoll ist und wirklich keine erhöhten Gefahren von E-Mobilen und heißeren Bränden ausgehen, sei dahin gestellt. (Vielleicht kommen die Auflagen später, wenn wir mehr E-Autos im Umlauf haben und andere Energien wieder uptodate sind? - kennt man ja von der Historie - 1986 waren Dieselautos so umweltfreundlich, dass sie 3 Jahre steuerfrei waren! - auch meins damals)

Es gibt jedoch inzwischen ein paar Stellungnahmen, Kommentare und auch eine VdS-Info - VdS 3471 : 2015-06, sowie den Forschungsbereicht Nr. 192 von Dipl.-Ing. Jürgen Kunkelmann, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Forschungsstelle für Brandschutztechnik, zum Thema.

Ein Artikel ist in Ausgabe 6.2017 des FeuerTRUTZ Magazins (November 2017) erschienen. https://www.feuertrutz.de/feuertrutz-magazin-ausgabe-6-2017/150/56435/

weiter hat die AGBF 2014 breits eine Einschätzung abgegeben: Gefährdungsbeurteilung Brand von Fahrzeugen mit Elektroantrieb(2014-3)

Ich selbsr versuche in meinen Konzepten die Stellplätze für E-Autos zu "bündeln" und Bereiche mit 4-5 Fahrzeugen durch nichtbrennbare Wände gegenüber andern Fahrzeugen abzuschotten; das hat den Vorteil, dass die Ladestationen ebenfalls nur ein einer Ecke sind und die FW im Gefahrenfall auch weiß, wo E-Autos auf sie warten;

mfG

der Feuerteufel

Benutzer_3439

Hallo Feuer-Hewi,

das geht bei öffentlichen Garagen, aber wann werden schon öffentliche Tiefgaragen geplant? Die Zahl hält sich doch arg in Grenzen.

Was ist bei den typischen Wohnhausgaragen als Mittelgaragen? Jeder Stellplatz gehört zu einer bestimmten Wohnung und man kann doch keinem Vorschreiben ob er jetzt ein E-Auto fahren darf oder nicht. Da helfen Bündelungen eher weniger. Einen Einbau kann man eher verhindern, in dem man diesen vertraglich untersagt. Nur ob das nicht irgendwann als "nichtig" gekippt wird steht in den Sternen.

Ein einzelner wird sowieso niemals eine Ladestation auf Parkplatz 23 installieren können, viel zu teuer und rechnet sich nicht. Wenn dann muss da ein Konzept her wie sie schon sagen. Nur vorher weis man halt nicht welche Wohnungseigentümer oder -Mieter ein E-Auto fahren...

Grüße aus Bayern

clammer

Die Antriebsart spielt bei der baurechtlichen Beurteilung keine Rolle. Auch bei anderen Antriebsarten speilt es keine Rolle, wieviele Tanks vorhanden sind und wie groß die sind. In so einem Parkhaus findet man ja alles vom Kleinwagen mit 30 l Diesel bis zum "Dicken" mit 70 oder mehr Litern Benzin.

Und Flüssig- und Erdgasfahrzeuge haben oft zwei Tanks (Gas- und Kraftstofftank).

Eine nicht unwesentliche Rolle spielt beim Laden der E-Autos die Art des Ladevorgangs. Hier neigt "der Deutsche" gerne zur Perfektion, oftmals bleibt aber die Sinnhaftigkeit auf der Strecke.

Während auf einem Rast- oder Supermarktparkplatz Schnellladesäulen durchaus Sinn machen, sollte man sie gerade bei "privaten" Garagen von Wohngebäuden hinterfragen. Dort stehen die Autos oftmals stundenlang in der Garage und können so auch "normal" geladen werden. Dies senkt nicht nur das Risiko, sondern vor allem auch die Kosten und Aufwendungen.

"man kann doch keinem Vorschreiben ob er jetzt ein E-Auto fahren darf oder nicht." Doch, die Kommune kann das Parken im Planungsrecht einschränken. Es sind mir Bebauungspläne bekannt, wonach nur Stellplätze für E-Autos zugelassen (und nachzuweisen) sind.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_822

die von den Batterien freigesetzte Brandenergie ist bei einer Flachdecke erst einmal unkritisch. Von "einem Loch" föllt die Decke nicht ein. Wichtiger sehe ich, die Lüftung / Abzug Wärme und Rauch durch größere Abluftöffnungen (oben) und zusätzliche (unten angeordnete) Zuluftöffnungen abzuführen. Wir ordnen meist die 5 fache Öffnungsfläche an (1200 cm² oben, 1800 cm² unten) und es "zieht durch die TG wie Hechtsuppe. mfg Schächer

Benutzer_3439

Hallo Herr Lammer,

Deswegen habe ich oben in meinem Beitrag auch geschrieben, dass dies lediglich bei öffentlichen (städtischen) Parkhäusern möglich ist. Mir ist keine einzige Wohnhausgarage bekannt, in der die Stadt lediglich E-Parkplätze zugelassen hat. Da würde KEIN Investor mehr bauen, denn defakto hätte man den Bewohnern vorgeschrieben E-Autos zu fahren. Dies dürfte rechtlich gar nicht haltbar sein.

Das dies bei einzelnen Parkplätzen der Fall sein mag sei dahin gestellt, dies ist und bleibt hoffentlich die Ausnahme.

Und solange eine Ladung an einer Schnellladesäule genau so viel kostet als wie wenn ich Diesel für diese Strecke tanken würde, hat sich das Thema sowieso erledigt. Die Preise an Schenllladesäulen grenzen an Wucher...

Sorry für Offtopic

Grüße aus Bayern

Benutzer_3486

Ich bin inzwischen dazu übergegangen, in meine Brandschutznachweise für Garagen mit aufzunehmen, dass es sich bei Wallboxen um Leitungsanlagen der technischen Gebäudeausrüstung handelt und diese grundsätzlich zulässig sind. Deswegen höhere Anforderungen an die Rauchableitung zu stellen halte ich im Moment noch nicht für notwendig. Wenn ich bei neuen Garagen so argumentieren würde, währen alle bestehenden Garagen ja für E-Autos gar nicht mehr nutzbar, wenn für die Nutzung von E-Autos die natürliche Lüftung oder die MRA im Bestand angepasst werden müsste.

Gerade bei größeren privaten Garagen ist es sicherlich nicht realisitsch jeden Stellplatz mit einer Wallbox auszustatten, da ohne ein Lastmanagement (kenne im Moment nur die Tesla Wallbox die ein solches unterstützt) wohl die Anschlussleistungen bis in den Himmel schießen dürfte.

Für öffentliche Parkgaragen ist die Lösung von Feuerteufel E-Auto Ladestationen zu bündeln sicherlich machbar und sinnvoll, für private aber wohl kaum durchsetzbar, da hier die Fahrzeuge und Besitzer der Stellplätze zu oft wecheln. Aber ich denke wir werden sehen was der Gesetzgeber zur Stärkung der E-Mobilität zukünftig fordert.

@Alien1973: Einfach einen Tesla kaufen, dann kostet das Laden am Schnelllader nur geringfügig mehr als an einer Haushaltssteckose. Ich fahre im Moment für ca. 5,50€ pro 100km wenn ich am Supercharger lade. Bei Ionity sind es im Moment sogar nur 8€ je Ladevorgang und damit theoretisch ca. 10ct/kwh.

clammer

@Alien1973

Es gibt tatsächlich Bebauungspläne und darauf beruhenden Genehmigungen, dass auf den betreffenden Grundstücken nur E-Autos abgestellt werden dürfen.

In einem Fall wurde gar vorgeschrieben, dass das Laden mit der Photovoltaikanlage verknüpft sein muss. Leider gibt es diese Technik noch gar nicht zu kaufen, so dass die betroffenen Anwohner nun ihr Auto in den Nachbarbezirken abstellen müssen ...

(Wenn Sie mitlachen/-ärgern wollen:

https://www.youtube.com/watch?v=BujSAA4G3YI)

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1470

Wie war das mit der 1. Eisenbahn, welche etwas schneller als Schritttempo führ. Nach einhelliger damaliger Meinung "Teufelswek oder lebensgefährlich"

Ich kann mich noch an die ersten Gasautos erinnern. Auch damals wurde die Zulässigkit diese in Garagen abzustellen in Frage gestellt.

Ich verstehe diese Disskussion nicht.

Mittlerweile werden Garagen für E- Busse geplant und nicht nur für 20 oder 30 in einer Garage sondern weit mehr als 100.

Natürlich werden entsprechend der Gefährdung entsprechende Maßnahmen zu berücksichtigen sein.

Norbert Bärschmann

Feuer-Hewi

hallo Alien,

doch, es lässt sich auch in privaten Mittel- und Großgaragen realisieren; hier kann man eine gewisse Anzahl für E-Fahrzeuge vorsehen; ich denke man muss es auch, denn wie IBW87 schon zutreffend schreibt, hängt damit auch die techn. Planung zusammen; es muss genügend Kapazität für Ladestationen geschaffen werden, was im Extremfall zur eingenen Trafo-Station führen kann Thema hatte ich schon, bei einem Bürögebäude, bei dem 15 Schnelllader geplant waren); die Anschlußkapazität der Stadwerke war nicht ausreichend.

Klar gibt es dann später Probleme, wenn einer nachträglich auf ein E-Auto umsteigt und keine Stellplätze mehr frei sind; doch dann müssen Regeleungen durch die Eigentümergemeinschaft gefunden werden und wenn die fit ist und mittdeknt, wird sie ggf. neue Boxengruppen schaffen lassen;

da aber politisch die E-Mobilität gewollt ist und "Gott sei Dank" wenig passiert, wird es so sein, wie Herr Bärschmann schreibt: einige "Schlaue" streiten um des Kaisers Bart und es wird dann im Sande verlaufen;

verhindern werden wir das Restrisko nicht; erst wenn mal wirklich was gravierendes passiert, kommt wieder Aktionismus;

derweil können wir uns beruhigt mit den Stellungnahmen der Fachkreise, insbesondere der Feuerwehrverbände begnügen und die ggf. fehlenden bauordnungsrechtlichen Auflagen auch so hinnehmen.

MfG

der Feuerteufel