Tresorraum-Aufenthaltsraum

Benutzer_1470

Ist ein Tresorraum einer Bank als Aufenthaltsraum zu bewerten, wenn dort 5 bis 6 Kunden am Tag diesen jeweils ca. 10 min nutzen.

Dieser Raum liegt in KG mit Zugang zum Treppenraum über einen Gang mit weitgehend feuerbeständigen Wänden, welcher die Anforderungen an notwendige Flure nicht vollständig erfüllt (Leitungen, brennbare Einbauten). Ein entgegengesetzt liegender Treppenraum ist auch über diesen Gang zu erreichen, wobei der 2. TR keinen sicheren Ausgang ins Freie hat.

Danke im Vorraus

Norbert Bärschmann

Benutzer_3486

Ich würde sagen nein und mich auf das Arbeitsstättenrecht beziehen in dem von einem Arbeitsplatz erst ab einer täglichen Nutzung von 2h ausgegangen wird.

Wenn der Tresorraum von WC wäre, müsste ja mit ebenso langen Aufenthaltszeiten ausgegangen werden.

Für mich interessanter wäre der Punkt, ob der Tresorraum während der Benutzung durch den Kunden "dicht" geschlossen ist und ein Brand außerhalb nicht rechtzeitig erkannt werden kann.

Benutzer_1470

Es wird der jeweilige Kunde von einem Mitarbeiter zum Tresorraum gebracht, welcher vor dem Tresorraum wartet. Außerdem gibt es wohl eine BMA, dessen Randbedingungen mir noch nicht bekannt sind.

Im Übrigen haben mehrere BS- Planer ein Angebot für ein BS -Konzept abgegeben. Die anderen sind der Meinung, dass ein Tresorraum grundsätzlich ein Aufenthaltsraum ist.

Nach meiner Auffassung ist der Raum kein Aufenthaltsraum. Unabhängig von dieser Einstufung liegen günstige Randbedingungen vor. Ich sehe keine Notwendigkeit für die Ertüchtigung des Kellerganges zu einem notwendigen Flur. Das gilt rein formal und erst Recht wegen den günstigen Randbedingungen. Die einschlägigen baurechtlichen Schutzziele Rettung und Ermöglichen von Löschmaßnahmen sind nach meiner Auffassung in ausreichendem Maße erfüllt.

Norbert Bärschmann

Mattes

Hallo Norbert,

wie pflegst du gerne zu sagen: der Einzelfall ist zu betrachten:

sicher ist nicht jeder Tresorraum ein Aufenthaltsraum, er kann es aber sehr wohl sein.

Der Tresorraum einer kleinen Zweigstelle mit geringem Kundenverkehr kann sicher anders bewertet werden wie in der Hauptgeschäftsstelle einer Bank in einer Großstadt.

Insofern kann man bei 5-6 Kunden am Tag aus meiner Sicht sowohl in der einen wie in der anderen Richtung zu einem vertretbaren Ergebnis kommen. Eine in Stein gemeißelte Regelung ist mir jedenfalls nicht bekannt.

Am Ende des Tages muss im Zweifel die Bauaufsicht den Knoten durchschlagen, unabhängig von der Meinung des Einen oder des Anderen...

Gruß

Matthias

Benutzer_1470

Die Bauaufsichten braucht man nicht zu fragen (unabhängig von dem jetzigen Standort). Einige Mitarbeiter bekommen Schnappatmung, wenn was zu entscheiden ist oder es wird auf ein sehr hohes Sicherheitsniveau ausgewichen. Abweichungen im Neubau, nicht bei uns.

Einige Mitarbeiter haben regelrecht Angst vor Entsscheidungen. Die nachfolgende Aussage "wenn ich das zulasse komme ich ins Gefängnis", habe ich schon mehrmals gehört. Das trifft allerdings nicht auf alle Behördenmitarbeiter zu.

Norbert Bärschmann

brandsicher

Ich hoffe im Bayern ist das nicht anders: Der Tresorraum ist mit Sicherheit nur zum vorübergehenden Aufenthalt eingerichtet. Also reich ein notwendiger Rettungsweg (notwendiger Flur, notwendiger Treppenraum und gegebenenfalls Raum zwischen dem notwendigen Treppenraum und dem Ausgang ins Freie) aus.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_1470

Danke für die Antworten.

Unabhängig von der o.g. Frage gilt aber folgendes:

Wenn kein Aufenthaltsraum in einem KG vorhanden ist, muss auch kein notwendiger Flur vorgesehen werden. Dann reicht ein Erschließungsgang, welcher (wenn erforderlich) auch durch Gitterverschläge begrenzt wird. Bei einem Nutzer kann das ein offener Gang sein. Räume mit erhöhter Brandgefahr müssen feuerbeständig eingehaus werden. Das gilt aber nicht für die Kellerabteile der Mieter und das unabhängig von der privaten Lagerung.

Nach spätestens 40 m wird der Brandabschnitt durch Brandwände unterteilt und der Treppenraum ist in 35 zu erreichen. Die Treppenraumtüren erhalten aber T 30 RS Türen.

frank_borgert

@Hr. Bärschmann: ich sehe das auch so, dass es eher kein Aufenthaltsraum ist, da er zum dauernden Aufenthalt weder bestimmt noch geeignet ist. Ich würde das analog zu Umkleiden oder WC´s sehen, da könnten sich theoretisch auch permanent Personen aufhalten, trotzdem sind das keine AR.

@IBW87: Ihre Sichtweise bezüglich der 2 Stunden pro Tag ist veraltet und seit 2015 nicht mehr gültig...

Viele Grüße, Frank Borgert

brandsicher

Hallo Herr Bärschmann,

für ein Wohngebäude haben Sie Recht. Für einen Tresorraum würde ich aber immer ein notwendiger Rettungsweg (notwendiger Flur, notwendiger Treppenraum und gegebenenfalls Raum zwischen dem notwendigen Treppenraum und dem Ausgang ins Freie) ausbilden.

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_1388

Wenn der Kunde nicht allein im Tresorraum bleibt, sondern der Banker wartet, dann ist dieser eine Brandwache und dann dürfte doch egal sein, ob der Kunde in 10 oder 150 Minuten sein Geld zählt. Sobald es in dem Flurbereich zu qualmen oder gar zu brennen beginnt, können sich die Leute auf den Weg nach draußen machen und sie haben dabei gute Chancen innerhalb von 3 Minuten zu entkommen. Ein Tresorraum wird kaum durch 100 m Gerümpellager oder explosive Stoffe erreichbar sein. So wird der Flur von Herrn Bärschmann auch gar nicht beschrieben. "Gang mit weitgehend feuerbeständigen Wänden, welcher die Anforderungen an notwendige Flure nicht vollständig erfüllt (Leitungen, brennbare Einbauten)." Wie gefährlich ist das denn? Ich glaube, viele fürchten nicht die Gefahr selbst, sondern eine Vorschrift eventuell nicht zu erfüllt zu haben.

Ich schließe mich der Argumentation von Herrn Bärschmann, 2. Antwort, an. Den Flur als notwendigen Flur aufzurüsten, wie Herr Drechsler meint, halte ich für unnötig. Das ist m.E. ein Fall, wie man das Bauen mit angeblich notwendigen Brandschutzvorschriften verteuern kann.

MfG. G.Karstens

3franken

Ich sehe das auch eher unproblematisch, wenn ein Bankmitarbeiter vor dem Tresorraum wartet. Der ist dann praktisch so eine Art Brandwanche, wie von G. Karstens schon geschrieben.

Aus praktischer Sicht funktioniert so die Personenrettung.

Deshalb würde ich im Konzept kurz und bündig "kein Aufenthaltsraum" schreiben. Somit ist auch dem Amt "geholfen"!

Die Erfahrung mit Abweichungen mache ich leider auch immer öfter!

Kürzlich bekam ich folgende Antwort:

"dies wäre zumindest unsere Einschätzung (also bei behördlicher Prüfung) …"

als freundlichen Hinweis, das Konzept doch bitte privat prüfen zu lassen, dann bekommst du deine Abweichen bestimmt genehmigt!

Grüße aus Franken