offener Gang, Laubengang, Rankpflanzen

Hannes

wie geht man denn am besten mit folgender Situation um:

vor den offenen Gängen (1. u. 2. baul. Rettungsweg)eines 5-geschossigen Wohngebäudes der GKL4 ist in den Architektenplänen min. 1/3 der Ansichtsflächen mit Rankpflanzen bedeckt.

Die erforderliche Rauchableitung wird sicherlich trotzdem funktionieren...aber im Herbst oder Winter könnten die Pflanzen ev. wie Zündschnüre wirken.

Liege ich nicht ganz falsch oder mache ich mir unnötig einen Kopf?

Gruß

Hannes

Benutzer_1388

Die Frage finde ich durchaus berechtigt. Laubengang mit Laub am Gang.

Na gut, offener Gang ist der richtige Begriff. Der bietet hier wohl für jede Wohnung jeweils 2 mögliche Fluchtrichtungen. Dann sollten ein paar Kletterstränge m.E. kein Problem sein. 1/3 der Fläche wird leicht zu 1/2 der Fläche auswachsen. Wie ist das 1/3 definiert, in cm, dm oder Metern? Vielleicht kann man eine Lösung mit den Brandschutz-Abstandsregeln begründen, z.B. 2,5 m. Am Gang sind sicherlich Fenster, durch die schließlich auch Licht einfallen soll.

Was meinen andere?

Viele Grüße von G.Karstens

Benutzer_1470

Schutzziel:

Die Nutzung von notwendigen Fluren oder offenen Gängen muss im Brandfall ausreichend lange möglich sein (Art. 34 Abs. 1 BayBO bzw. entsprechende LBO). Darauf kommt es an. Auch die Anforderungen bzw. Schutzziele von Außenwänden sind bei Bepflanzung dieser zu berücksichtigen und das wie immer in Abhängigkeit von der GK oder dem damit zusammenhängenden Risiko.

In Bezug auf die Rettungswegsicherung gibt es folgende Vorgaben:

Brennbare "Baustoffe" sind in Rettungswegen wie offenen Gängen nicht zulässig (Art. 34 Abs., 6 BayBO). Das gilt sinngemäß auch für die Pflanzen.

Es muss ein offener Gang bleiben, so dass eine Verrauchung des einzigen Rettungsweges nicht zu erwarten ist (ausreichende Abströmmöglichkeit für eingedrungenen Rauch, also 2/3 der Fläche offen und das dauerhaft).

Norbert Bärschmann

Benutzer_3368

Zunächst einmal dürften Pflanzen nicht unter die bauordnungsrechtlichen Vorgaben an Baustoffe etc. fallen. Also keine Abweichung o. Ä.

Im Hinblick auf die ausreichend lang sichere Benutzbarkeit der Rettungswege würde ich dann unterscheiden, ob es ein offener Gang mit einer Fluchtrichtung ist, oder einer mit zwei Fluchtrichtungen.

Bei letzterem wären ja auch brennbare Fassadenbekleidungen (in GK 4/5 schwerentflammbar) sowie bodentiefe Verglasungen und Stäbchengeländer zulässig, welche zu einem bauordnungskonformen Ausfall einer der Fluchtrichtungen führen können.

Analog dazu, würde ich Begrünung bei zwei Fluchtrichtung akzeptieren, wenn der Rauchabzug nicht unzulässig beeinträchtigt wird (siehe Vorschreiber) und eine seitliche Brandausbreitung über weite Teile des Ganges eher nicht zu befürchten ist (d. h. Brandausbreitung nach oben ja, seitlich eher nein).

Steuern kann man das einigermaßen, indem man Pflanzen nimmt, welche auf Rankhilfen angewiesen sind und sich nicht eigenständig an glatten Außenwänden anheften können -> mit Landschaftsarchitekt abstimmen und zusätzlich halt auf die Verantwortung des Betreibers hinweisen.

Gruß

Brandwart

Benutzer_1470

Im vorliegenden Fall kann man nicht einfach unterscheiden eine oder zwei Fluchtrichtungen. Wenn die Bepflanzung das "zulässige Maß" überschreitet, dann sind hier beide Fluchtrichtungen betroffen. Wenn eine Wohnung oder andere Nutzung brennt, und die betreffenden bodentiefen Fenster ausfallen, dann kann über die andere Richtung an der Nachbarwohnung vorbei geflüchtet werden. Wenn nur eine Wohnung am Laubengang liegt kommt keiner mehr lebend aus dieser Wohnung. Dann ergeben sich lediglich Behinderungen für die Einsatzkräfte, welche aber besser ausgerüstet sind.

Es geht auch nicht darum ob es sich um eine Abweichung handelt, sondern es ist das zulässige Risiko zu berücksichtigen. Dafür ist der BS- Planer bzw. der bauvorlageberechtigte Architekt und im Betrieb er Betreiber mit seinen Beauftragten verantwortlich. Im Wohnungsbau fällt der Betreiber weg. Es gibt aber noch einen Bauherrn, welcher auch immer den Hut auf hat.

Ansonsten werden die meisten Pflanzen das zulässige Risiko nicht übersteigen lassen. Ggf. muss mit organisatorischen Maßnahmen der Bewuchs begrenzt werden. Trockene Pflanzen bzw. solche welche im Brandfall wie ein Weihnachtsbaum aufgehen sind grundsätzlich in Rettungswegen nicht zulässig.

Das ergibt sich nicht nur aus der Schutzzielbetrachtung sondern auch aus dem Ordnungsrecht (in Bayern aus der VVB).

Norbert Bärschmann