Lüftungsleitung an F90 geschuetzter Holzdecke

Benutzer_203

Hallo Zusammen,

in einer Gaststätte ist ein Teil des oberen Raumabschlusses eine massive F90 Decke, die andere hälfte ein Holzbalkendach vor einer aufsteigenden Front mit Fenstern. Vor vielen Jahren wurde diese Konstruktion durch GKF PLatten von unten nach oben F90 geschützt.

Bei der jetzigen Umnutzung bleibt die Dachkonstruktion mit Bestandschutz erhalten (abgestimmt mit Bauaufsicht). Nun will der Lüftungsbauer aber durch die GKF Platten hindurch die Stahlstangen als Aufhänger für die Lüftungsanlage führen und diese dazu in der darüber liegenden Holzkonstruktion befestigen.

Ich habe da so meine Bedenken, da bei einem Feuer in diesem Gastraum / Küche doch die Wärme über die Stahlstangen in das Holz geführt werden könnte und somit auch das Holz dann oberhalb des eigentlichen F90 Schutzes in Brand setzt.

Sehe ich das zu eng oder wird das von anderen hier auch so gesehen?

Gibt es dafür eine sinnvolle Lösung?

(z. B. Verstärkungen des Systems um dann die Lüftung direkt an der Gipsdecke zu befestigen)

MfG

Wolfgang Cordier

Benutzer_1388

Die Bedenken sind berechtigt.

An der Beplankung darf keine Befestigung erfolgen.

An der UK der F90-Bekleidung darf durch die Beplankung hindurch befestigt werden, wenn die im Prüfzeugnis genannten Lasten nicht überschritten werden oder wenn die UK mit zusätzlichen Anhängern je nach Zusatzlast versehen wird.

Durchgeführte Abhängungen wie Gewindestäbe müssen im Deckenhohlraum gedämmt werden, z.B. mit Steinwolleschalen.

Die Anforderungen bzw. zulässigen Befestigungen müssten im Prüfzeugnis der F-Decke definiert sein.

MfG. G.Karstens

Benutzer_822

ich sehe das nicht so eng und ich habe noch kein Feuer über Gewindestangen durhlaufen gesehen. Die Abkofferung für F 90 unter der Holzbalkendecke muß ausreichend robust sein, nicht auf dem kleinsten möglichen Wert, dann hält die Decke den Brand aus. Die Gewindestangen müssen durch die Decke durchgehen und an der Holzbalkendecke ordentlich befestigt sein, möglichst an Balken und nicht an Brettern oder Dachlatten. Balken werden auch bei heißen Drähten nicht gleich gezündet. Die Unterdecke darf durch die Abhänger nicht belastet werden, wenn sie einfach durchgesteckt werden, sollte das passen.

Wir können nicht für jeden Einzelfall Prüfzeugnisse haben und fordern, wir müssen unseren Ingenieurverstand nutzen, um verantwortlich abzuwägen. Das macht die Arbeit anstrengend aber auch schön, weil man Spielräume nutzen kann und nicht nur Prüfzeuignisse nachbetet.

Mit der Erweiterung des unbekleideten Holzbaus auf GK 4 und GK 5 wird uns das noch viel öfter begegnen, ich denke, Prof. Winter wird uns am Brandschutzplanertag da einiges vorstellen ! Ich lade alle "Holzwürmer" und "Holzinteressierte" zum 10.5.2019 nach Friedberg/Hessen ein ! mfg Schächer

Benutzer_1388

Lieber Herr Schächer,

ob Gewindestangen durchglühen oder nicht, weiß ich nicht. 90 Minuten Feuer sind eine lange Zeit. Bei Rohrdurchführungen dämmen wir die Rohre mit Steinwolle, damit sie nicht durchglühen.

Ich habe die oben beschriebene Sache nicht erfunden, sondern gestern noch mal in einem Prüfzeug von Knauf D112 aus dem Jahr 2005 nachgeblättert. Knauf D112-D113-D116 ABP P-3400-4965-MPA BS. Dort steht es so drin. Ich gehe davon aus, dass das MPA die Vorgabe mit Ingenieurverstand und nicht mit Nichtwissen geschrieben hat.

Es gibt solche Prüfzeugnisse. Und wenn wir uns nicht dran halten, bauen wir Mängel. Deshalb sehe ich keinen Anlass, jemandem zu empfehlen, dass er das locker anders machen kann. Das würde ja geradezu den Murks am Bau stärken.

Mfg G.Karstens

Benutzer_3598

Guten Tag zusammen,

der Wärmeeintrag über Anschlüsse bzw. solchen Gewindestangen können im Brandfall enorm hoch sein. Daher werden oft Anzahl und Querschnittsflächen von solchen Anschlüssen beschränkt. Diese Angaben sind in den jeweiligen Verwendbarkeitsnachweisen der Abhangdecke zu finden. So ähnlich ist es auch bei Brandschutzverkleidungen von diversen Konstruktionen. Eine Verkleidung dieser Gewindestangen unterhalb der Decke macht mehr Sinn, da somit ein Wärmeeintrag auf diese Gewindestangen minimiert werden kann. Ein planloses und ungeschütztes Durchdringen eine Brandschutzdecke mit Gewindestangen ist absolut keine gute Idee.

MfG

M. Gündüz

bskonzept

Hallo zusammen,

ich möchte dieses Thema nochmal "rauskramen", da ich im Grunde vor genau der gleichen Situation stehe: Die zulässige Tragkraft der Trockenbau-Brandschutzdecke reicht nicht für eine darunterliegende Befestigung aus.

Ich habe jetzt die AbPs von Knauf P-2100/199/15-MPA BS und P-3400/4965-MPA BS durchgeforstet und finde dort überhaupt keine Aussagen zu dem Durchdringen von Brandschutzdecken (ich habe hier bei mir nur Brandschutz von unten). Es wird nur auf Einzelkabeldurchführungen verwiesen, die zuzuspachteln sind und auf Rohrleitungen etc., die zu schotten sind.

Wie mit Gewindestangen umzugehen sind, die an der Rohdecke befestigt sind um eine Last aufzunehmen, wird im AbP nicht eingegangen.

Jetzt findet sich, wie bereits erwähnt wurde, der Hinweis im Knauf-Prospekt, dass "Bei Unterdecken, die bei Brandbeanspruchung von unten allein einer Feuerwiderstandsklasse angehören (siehe DIN 4102-4 Abschnitt 6.5.7), ist die Durchführung von Abhängern nur erlaubt, wenn ausreichende

Maßnahmen gegen eine Überschreitung der maximal zulässigen Temperaturerhöhung auf der dem Feuer abgekehrten Seite getroffen werden." Der Hinweis stammt aus der DIN 4102-4.

Für eine Decke im Neubau bekommt man das Ganze ja hin, da ist in der DIN 4102-4 der Hinweis mit der Ummantelung gegeben, soweit OK.

Jetzt aber meine Frage: Gibt es ein zugelassenes Produkt, dass nachträglich (bestehende Decke) verbaut werden kann, ohne riesige Löcher in die Decke zu machen und die dann wieder aufwendig zu verschließen? Sozusagen eine andere Lösung, als die in der DIN 4102-4.

Danke!

Benutzer_1388

So etwas müsste man sich erst einmal vorstellen können. Wie sollte man eine Befestigung am Tragwerk vornehmen, wenn man die vorhanden Unterdecke nicht groß öffnen will.

Wenn die Spannweiten nicht zu groß sind, z.B. in Fluren, kann man eine freigespannte Akustikdecke unter die abgehängte Decke bauen.

MfG G.Karstens