Abweichungen bei Prüfung des Brandschutzes

frank_borgert

Ich prüfe in NRW den Brandschutz für ein BV, Gebäude mittlerer Höhe (Bauantrag aus 2018).

Im Rahmen der Prüfung sind mehrere Abweichungen festgestellt worden, der Bauherr hat hierzu Abweichungsanträge gestellt.

Die Bauaufsicht verlangt jetzt von mir, dass ich im Rahmen der Prüfung die Abweichungen beschreibe und bewerte. Meines Erachtens nach ist das nicht meine Aufgabe als prüfender SV.

Wie sehen Sie alle das?

Viele Grüße,

Frank Borgert

Benutzer_1388

Sie haben Abweichungen bemerkt und der Bauherr hat erst dann Abweichungsanträge gestellt? Diese sind wohl nicht begründet worden sondern nur gestellt worden? Ist das so richtig verstanden?

Wenn ja, so meine ich, ist die Forderung von der Bauaufsicht nach Begründungen bzw. Beschreibungen und eine Prüfung legitim.

Weiter meine ich, Beschreibungen und Begründungen müssen der Planer, der Ersteller des Nachweises und der Bauherr liefern und der Prüfer prüft diese dann indem er beurteilt ob sie vertretbar sind oder nicht. Die Beurteilung wäre ggf. zu begründen. Für die Bauaufsicht oder andere sollte alles nachvollziehbar und plausibel sein.

Das ist mein Verständis als Nichtprüfender von einer Prüfung.

G.Karstens

Benutzer_3439

Um welche GK handelt es sich? Wenn geprüft wird denke ich an GK 5 oder eben einen Sonderbau.

Wenn extern geprüft wird ist die Bauaufsicht zumindest in Bayern aussen vor. Sprich wir bekommen in der Regel den BSN überhaupt nicht, uns erreichen lediglich die Bescheinigungen Brandschutz I (Vollständigkeit und Richtigkeit des BSN)und Brandschutz II (ordnungsgemäße Ausführung)des Prüfsachverständigen. Bei Vorhaben welche einer wiederkehrenden Prüfung unterliegen verlangen wir natürlich trotzdem den BSN. Bei Abweichungen entscheidet der Prüfsachverständige, die Bauaufsicht hat hier keine Aktien und die Abweichungen werden auch nicht im Bescheid erwähnt. Wie auch, wir erfahren in der Regel bei externen Prüfungen gar nichts von Abweichungen.

Aber ich stimme dahingehende zu, dass zu einem Abweichungsantrag ein Beschrieb dazu gehört von was überhaupt abgewichen werden soll. Zusätzlich muss der Antrag begründet werden. Dies kann jedoch nicht Aufgabe des Prüfers sein, dieser bewertet doch den Antrag und stellt diesen nicht.

vonhof

Hallo Herr Borgert,

Ihre Auffassung ist richtig. Es ist ja so, dass bei der Prüfung nur festgestellt wird, dass die Bauordnung eingehalten und die ggf. vorliegenden Abweichungen bereits beantragt und genehmigt wurden. Also muss der Bauherr sich erst die Abweichungen genehmigen lassen, bevor die Unterlagen beim saSV auf dem Tisch landen. Außerdem entfällt die Anhörung der Feuerwehr durch den saSV, wenn die Bauaufsicht die Feuerwehr im Rahmen der Genehmigung der Abweichungen schon einmal angehört hatte.

Ist zwar eigentlich leicht blödsinnig, aber so ist die gesetzlich vorgesehene Vorgehensweise. Also: nicht Ihre Aufgabe.

@alle anderen: das hier ist das Verfahren in NRW!!! Hier ist alles anders als das, was Sie kennen!!!

Gruß

Alexander Vonhof

frank_borgert

Hallo zusammen,

@ Hr. Vonhof: die IkBau hat unsere Meinung unterstützt; eine andere Bearbeitung als die Prüfung der vorgelegten Unterlagen dürfen wir nicht machen und die Beurteilung von Abweichungen ist Aufgabe der Bauaufsicht.

Viele Grüße,

Frank Borgert

Benutzer_3439

In Bayern gehen die Uhren halt anders...

q.e.d.

Benutzer_822

es ist richtig, Abweichungen beim Prüfen festzustellen, die Beteiligten anufzufordern Abweichungsanträge zu stellen und nach deren Genehmigung das Bvh abzuschließen.

Es ist aber hilfreich, sich anzuschauen, welche Abweichungen das sind und ob diese eine Gefahr darstellen oder nicht, d.h. ob sie durch die Bauaufsicht ohne weiteres genehmigt werden können oder ob diese das nicht tun soll, weil es gefährlich wird und die Schutzziele dann nicht mehr erreicht werden. Und dazu äußere ich mich immer. Die Genehmigung liegt bei der Bauaufsicht aber ich kann meine fachliche Einschätzung dazu mitteilen. Denn wir wollen von den Beteiligten ernst genommen werden und dazu zählt, sich den Sachfragen insgesamt zu stellen. Auf dass es einmal besser wird und alle Abweichungen von den Prüfsachverständigen genehmigt werden können. mfg Schächer Psv Hessen

vonhof

Nö, dass sehe ich in NRW nicht so. Wenn die Bauaufsichten fragen haben oder Bewertungen möchten, dann können Sie den Prüfsachverständigen direkt hierfür beauftragen, und dann werden auch die Fragen beantwortet. Dazu wurde die Bauordnung gerade erst inhaltlich angepasst (oder, sagen wir mal, der Versuch dazu unternommen. Die Praxis wird zeigen, was daraus wird).

Wenn die saSV sich nicht auf ihre Aufgaben zurückziehen, werden sie von den Bauaufsichten missbraucht für etwas, für das sie weder beauftragt noch hierfür (auch nur ansatzweise angemessen) honoriert werden.

Die Politik hat beschlossen, dass die materiell-rechtliche Verantwortung voll und ausschließlich bei den unteren Bauaufsichtsbehörden liegen soll. Wenn politisch mehr oder etwas anderes gewollt wird - und das wird es nun gerade in NRW nicht - dann sollen die Politiker es anders regeln.

Ich habe jedenfalls keine Lust für etwas zu haften, das entweder eine andere Aufgabe darstellt oder für das andere ihren Kopf hinzuhalten haben.

Gruß

Alexander Vonhof