Ich habe derzeit ebenfalls ein Hochhaus in Planung und mit den Vorgaben in Abschnitt 7.2 HHR (Bayern) echt noch Probleme, diese nachzuvollziehen.
Mich würde es wundern, wenn Rohrabschottungen (z. B. Manschetten zur Abschottung von HT-Fallrohren) im Brandfall signifikant Rauch durchlassen, bevor die Manschette abdichtet, da dies ja dann nicht dem Kriterium des Raumabschlusses entsprechen würde und wir damit in Gebäuden außerhalb der HHR ein reduziertes Sicherheitsnivau hätten, welches nirgens thematisiert wird.
Müsste man echt mal recherchieren bei den Materialprüfanstalten oder den Herstellern - für die Zwischenzeit kann man aber ja auf nichtbrennbare Leitungen ausweichen, wenn man sich die EI 90-Schächte sparen möchte.
Bei den Elektro-Leitungen wird es aber m. E. noch sinnloser:
Üblicherweise führt man Elektroleitungen / -steigtrassen durch als Deckenschott zugelassene Kabelboxen. Diese quellen bei Heißgaseinwirkung auf und schotten den Deckendurchbruch für mind. 90 Minuten ab. Gegen Kaltrauchübertragung werden die Boxen oberseitig mit Silikon abgedichtet. Alles gut.
Im Hochhaus sollen dagegen Leitungen in EI 90 Schächten verlegt werden mit EI 30-Decken-Abschottungen und EI 30 Ausfädelungen.
Nach Adam Rise habe ich dann theoretisch nach 30 Minuten den Vollbrand in meinem Schacht und nach weiteren 30 Minuten im darüber liegenden Schacht-Geschoss...gut theoretisch erst nach nochmals 30 Minuten (= 90 Minuten insgesant) dann in der oberen Nutzungseinheit.
Einen Vorteil erkenne ich hier aber ehrlich gesagt nicht, es werden nur 3x so viele Schottprodukte nötig und die Feuerwehr muss nach 60 Minuten zwei Geschosse entrauchen.
Die in den Erläuterungen genannten "erheblichen Brandlasten" einer Steigtrasse sind ja wohl gegenüber einer "klassischen" Wohnzimmermöblierung mit geschäumten Erdöl-Polstermöbeln und vielleicht noch einem Jahresvorrat an Frittenfett im Küchenschrank eher vernachlässigbar... (will sagen, die Brandlasten im Geschosswohnungsbau sind doch eh nicht steuerbar..).
Meiner Meinung nach werden hier aus nicht nachvollziehbaren Gründen ein in allen anderen Bereichen (auch in sensiblen Sonderbauten wie Hotels, Krankenhäusern etc.) bewehrtes System nach den Leitungsanlagen-Richtlinien über den Haufen geworfen und mit mehr oder weniger gleichem Nutzen höhere Kosten produziert.
Musste ich gerade mal loswerden.. ;-)
Gruß, Brandwart