Zweiter Rettungsweg über eingezäuntes Grundstück

Benutzer_3579

Hallo liebe Brandschützer und Brandschützerinnen,

ich bin neu hier im Forum und habe direkt die erste Frage.

Es geht um eine Problemstellung aus Sicht der Feuerwehr, als Brandschutzdienststelle.

Gebäude A (Reihenhaus) hat im 1. OG eine Wohnung, welche nicht zur öffentlichen Straße liegt. Der zweite Rettungsweg der Wohnung, soll über ein anleiterbares Fenster durch Rettungsgeräte der Feuerwehr (tragbare Leiter) realisiert werden.

Um im Einsatzfall zu diesem Fenster zu gelangen, welches ja auf der Gebäuderückseite liegt, muss die Feuerwehr allerdings durch einen Durchgang (ca. 30m entfernt), und über ein eingezäuntes Nachbargrundstück. In diesem Zaun ist ein Gartentürchen vorhanden, welches laut dem Bauherren nicht abgeschlossen wird (soll über eine Baulast Teil der Baugenehmigung werden).

Die Frage ist nun, kann dies so über eine Baulast umgesetzt werden und kann ich die Zugänglichkeit zum Fenster für die Feuerwehr somit als gesichert ansehen?

Gleicher Fall wäre, ein zweigeschossiges Mehrfamilienhaus auf der grünen Wiese, wird komplett eingezäunt und mit einem verschlossene Tor versehen. Somit müsste die Feuerwehr erst Tor oder Zaun als Hindernis überwinden um den zweiten Rettungsweg sicherzustellen. Ist dies so rechtens, da die Bauordnung, meines Wissens nur eine für die Feuerwehr erreichbare Stelle fordert aber keine Angaben zum Weg dahin macht.

Würde mich über ein paar Hilfreiche Antworten und Meinungen freuen.

Grüße aus dem Saarland

Kevin

Benutzer_3439

Die Wohnung ist also nicht "durchgesteckt" wie man so sagt, kommt öfter mal vor. Jedoch müssen die Rettungswege auch bei solchen WE funktionieren.

Hier sehe ich gleich mehrere Probleme:

1) 30m hin und 30m wieder zurück sind 60m und damit über die zulässigen 50m Lauflänge für die Feuerwehr. Kann man evtl. mit einer Abweichung regeln.

2) Rettung über ein fremdes Grundstück nur mit rechtlicher Sicherung (Geh.- u. Fahrtrecht oder dgl.) möglich. Erstens muss die Feuerwehr da drauf und zweitens müssen die Bewohner der WE auch da drauf. Regelfall ist die Rettung auf eigenem Grundstück oder direkt auf öffentliche Fläche.

3) Zäune die zu überwinden sind. Einfach zu sagen das Tor ist ja nie abgesperrt reicht nicht. Schlüssel in Schlüsselkasten hinterlegen, zu welchem die Feuerwehr Zugang hat.

Beim zweigeschossigen Mehrfamilienhaus siehe Punkt 3. Ist relativ einfach zu lösen, solange es das eigene Grundstück betrifft. Sobald ein fremdes Grundstück involviert ist geht es nur mehr mit rechtlicher Sicherung.

Genau den beschriebenen Fall hatte ich schon mal, das fremde Grundstück war ein über einen Durchgang erreichbarer Innenhof mit ca. 25 Eigentümern. Das Fazit war, es wurde umgeplant und ein Zugang zu einem Fenster an der Straße wurde geschaffen.

Benutzer_1388

Ein Gartentürchen sollte für eine Feuerwehr kein Problem sein. Viele Grundstückseigentümer umzäunen ihr Land, einige verriegeln die Pforten und andere bauen 2,20 m hohe Stahlzäune mit schweren Toranlagen. Das ist ja erlaubt. Und hinter dem Haus ist irgendwo eine anleiterbare Stelle. Und irgendwann ist die Stelle zugewachsen. Das Problem der Feuerwehr fängt schon damit an, dass Zufahrtsstraßen manchmal zugeparkt sind. So richtig sicher ist ein Rettungsweg eher nie. Das gilt erst recht für den zweiten RW.

Die Feuerwehr ist kein Garantieservice.

Wenn der Weg über Nachbargrundstücke führt, ist das Problem eine Nummer größer, als "nur" ein Zaun. Auch wenn der Nachbar die Feuerwehr durchlassen muss, hat er viele Rechte, über sein Grundstück zu verfügen. Man muss sich Gedanken und das Beste daraus machen und auch mit den Beteiligten diskutieren.

MfG G.Karstens

brandsicher

Andere Frage: Wie sieht die Feuerwehr, dass da jemand gerettet werden will. Die Feuerwehr pocht auf Sichtverbindung. (Liegen diese Fenster (die als Rettungswege dienen) in Dachschrägen oder Dachaufbauten, so darf ihre Unterkante oder ein davor liegender Austritt von der Traufkante horizontal gemessen nicht mehr als 1 Meter entfernt sein.)

m.f.G.

U. Drechsler

Benutzer_203

Damit es funktioniert müssen sich die Personen zu einer, **für die Feuerwehr erreichbaren Stelle**, bemerkbar machen können. In NRW steht das sogar so in der LBO, im Saarland leider nicht. Dennoch geht es nicht anders.

Der Zugang ist auch im Saarland (§ 6) geregelt.

"Von öffentlichen Verkehrsflächen ist insbesondere für die Feuerwehr ein geradliniger Zu- oder Durchgang zu rückwärtigen Gebäuden zu schaffen;...."

In der Regel sollte so ein Zugang mind. 1 m breit sein, dazu benötige ich hinter dem Haus dann Platz die Leiter aufzustellen. Kann man mit der Feuerwehr abstimmen.

Führt dieser Weg über ein anderes Grundstück ist dies öffentlich-rechtlich zu sichern.

Die größten Bedenken habe ich bei ihrer Aussage das man erst einmal einen weiten Umweg machen muss um auf die Gebäuderückseite zu gelangen. Auch wenn die Erkundung eine grundlegende wesentliche Aufgabe des Einsatzleiters ist wird es ihm damit sehr schwer gemacht, denn woher soll er wissen, dass in 30 m Entfernung ein Gartentor vorhanden ist durch welches er dann über einen Baulast gesicherten Weg auf die Gebäuderückseite gerade dieses Gebäudes kommt. Das kann im Einsatzfall, da sehr unüblich, schnell mal ins Auge gehen.

Alles kann man Regeln (z. B. mit einem großen Schild "Wie komme ich nach hinten" neben dem Hauseingang. Aber wer kontrolliert das dieses auch in 5 Jahren noch da ist. Auch die 2*30 m kann hinweg argumentieren, in dem das Fahrzeug, welches den Angriff auf der Gebäuderückseite vornehmen soll, dann vor diesem Zugang hält

Man sollte bei der Planung schon etwas Realität mit an den Tag legen und die "möglichen Probleme der Zukunft" berücksichtigen.

MfG

Wolfgang Cordier