Schule ohne notwendigen Flur

Benutzer_3509

Hallo Forum,

nach einer Niederschrift der Dienstbesprechung des NRW-Bauministeriums aus dem Jahr 2004 mit den Bauaufsichtsbehörden kann bei Schulen unter Gestattung einer Erleichterung auf einen notwendigen Flur nach §38 Abs. 1 BauO NRW verzichtet werden, wenn der Bereich, in dem der Flur angeordnet ist, baulich wie eine Nutzungseinheit von anderen Bereichen innerhalb des Gebäudes durch Trennwände gemäß §30 BauO NRW abgeschottet und nicht größer als 200 qm ist.

Nutzungseinheiten bis 200 qm benötigen nach §37 Abs. 10 BauO NRW nur dichtschließende Türen (nicht selbstschließend).

Im vorliegenden Fall soll ein 199 qm großer Bereich, der zurzeit einen notwendigen Flur hat (F30-AB-Flurwände, dichtschließende Klassentraumtüren, Flur brandlastfrei, Rauchschutztür (Stahlrahmen-Glastür) zwischen Treppenraum und notwendigen Flur) zu einer 200 qm-Einheit umfunktioniert werden.

Würden Sie hier den Austausch der vorhandenen Treppenraumtür gegen eine T30-RS-Tür vorschlagen oder kann die RS-Tür verbleiben?

MfG

V.Halb

Hannes

Rauchschutztüren nach DIN 18095 hat man nur noch zwischen notw. Treppenraum und notw. Fluren bzw. Schleusen, sowie zur Bildung von Rauchabschnitten in langen notw. Fluren.

Auch beim o. a. BV ist es wie fast immer, alles hat seinen Preis...

Hier ist der geänderten Nutzung eben eine neue T30-RS geschuldet.

Gruß

Hannes

clammer

So ganz versteh ich Ihre Frage nicht:

Soll: dichtschließend (=> unqualifiziert)

Ist: RS (=> qualifiziert)

Und nun wollen Sie gar eine T30-RS einbauen? Warum?

Gruß

C. Lammer

Benutzer_3509

Hallo Herr Lammer,

die Frage ist, ist bei einer Schule eine nur dichtschließende Tür wirklich das SOLL zwischen einer 200 qm großen Nutzungseinheit und dem Treppenraum? In der Schulbaurichtlinie steht hierzu nichts, denn dort wird von notwendigen Fluren ausgegangen. Kann man die dichtschließende Tür aus der BauO NRW einfach auf Schulen übertragen?

Die vorhandene RS-Tür (Alurahmen und Glas) mit Seitenteilen und Oberlicht ist zwar für den Rauchschutz qualifiziert, bei hohen Temperaturen wird sie aber versagen. Und vermutlich früher als eine dichtschließende Tür mit einem vollwandigem Holztürblatt (wenn sie denn geschlossen ist). Aber diese Art der dichtschließenden Tür, wie sie wohl in der BauO NRW für Wohnungen und Büros vorgesehen ist, wird es in Schulen nicht geben. Da braucht es viel Glas, damit Licht reinkommt, und die Türen sollen offen stehen.

Wenn die RS-Tür verbleibt, wird das Sicherheitsniveau sinken, denn vorher war hinter der RS-Tür ein vorbildlich brandlastfreier notwendiger Flur und demnächst werden hier Schränke aufgestellt und die Flurwände werden geöffnet. Die Brandlast wird sich also direkt hinter der RS-Tür (Alurahmen mit Glasfüllung) befinden.

Aus diesem Grund halte ich den Einbau einer T30-RS-Tür für gerechtfertigt. Überziehe ich hier?

Gruß

V. Halb

Benutzer_3368

Hallo Herr Halb,

auch bei einer Unterteilung der Schule in "Teilnutzungseinheiten" / "Cluster" oder wie auch immer man diese bereiche bezeichnen mag, stellt die Schule als solches weiterhin EINE Nutzungseinheit dar.

D. h. bei wörtlicher Auslegung der Bauordnung befindet sich die gegenständliche Tür zwischen einem notwendigen Treppenraum und einer Nutzungseinheit mit mehr als 200 m², muss also nach § 37 (10) BauO NRW feuerhemmend, rauchdicht und selbstschließend sein.

Alles andere wäre zwar vielleicht unter Bezug auf die Erleichterung für NE < 200m² argumentierbar, jedoch formal eine Abweichung - insofern steht Ihnen mit Ihrer Forderung zumindest mal das Baurecht zur Seite.

Persönlich halte ich eine Ertüchtigung der Türen auf "T30-RS" im Falle unmittelbar an den Treppenraum angebundener Nutzeungseinheiten in einer Schule auch für keine übertriebene Forderung - es kommt natürlich immer auf den Einzefall an, den wir hier jetzt nicht kennen..

Gruß,

Brandwart

clammer

@Brandwart

Hier geht es um brandschutztechnische Nutzungseinheiten und nicht um die Nutzungseinheit Schule.

@Halb

Aus meiner Sicht ist die Formulierung in der Niederschrift eindeutig; die brandschutztechnische Nutzungseinheit wird wie jede andere Nutzungseinheit unter 200 m² behandelt; es wird ja explizit auf §38 Abs. 1 Satz 2 Nr. BauO NRW verwiesen.

Dass die Schulbaurichtlinie von "von notwendigen Fluren" ausgeht, sehe ich nicht. Die Frage ist vielmehr, wie denn der zweite Rettungsweg geführt werden soll. Denn den notwendigen Flur benötige ich dann, wenn beide Rettungsweg darüber führen möchte (oder muss). Die Erleichterung der Nutzungseinheit hebt ja nicht(!) Nr. 3.1 der SchulBauR auf:

"Für jeden Unterrichtsraum(!) müssen in demselben Geschoss mindestens zwei voneinander unabhängige Rettungswege ... vorhanden sein, ..."

Insofern wird m. E. durch die RS- bzw. dichtschließende Türe das Sicherheitsniveau nicht gesenkt.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_203

Hallo,

derzeit werden ich in ein paar Fällen mit der Änderung in Lernzonen konfrontiert. Dabei geht man ja auch nicht mehr von der einzelnen Klasse sondern einem Klassenverbund mit gemeinsamen (zentralem) Nutzungsbereich aus.

Hier sehe ich es auch wie Herr Lammer.

Trennung Treppenraum zur Nutzungseinheit richtet sich nach Bauordnungsrecht, da dies in der Schulbaurichtlinie nicht gesondert geregelt ist. dabei kommt hinzu, dass die Schule dann als Sonderbau zu bewerten ist was wiederum besondere Anforderungen aber auch Erleichterungen möglicht macht.

Somit gilt doch zunächst einmal das Nutzungseinheiten bis 200 m² keine besondere Anforderung an die Türe haben. Ob es nun wegen der fehlenden 2 m² nicht doch sinnvoll ist eine T30RS vorzusehen führt sicherlich zu unterschiedlichen Ansichten.

Ich halte es nicht für verkehrt. Allerdings weiß ich aus Erfahrung aber auch, dass Türen in Schulen diejenigen Bauteile sind, welche in der Regel nach kurzer zeit nicht mehr funktionieren. Und ob eine Offenhaltung am Treppenraum gewünscht ist ...?

wichtig ist natürlich daneben, dass bei diesen Konzepten der 2. RW baulich gesichert ist. Dies führt im bestand sehr viel häufiger zu planerischen Problemen.

MfG

Cordier

Benutzer_3368

Hallo Herr Lammer,

hallo Herr Cordier,

meines Erachtens werden hier in Ihrer Betrachtung zwei unterschiedliche Themen miteinander vermischt.

Die Schile als solches stellt EINE Nutzungseinheit dar (ggf. tatsächlich vorhandene andere NE wie einen Hort o. Ä. mal außen vor gelassen).

Sollte das strittig sein, gibt es hierfür zumindest in Bayern eine Klarstellung der OBB..

Dementsprechend handelt es sich bei den Türen um Türen zwischen notwendigen Treppenräumen und Nutzungseinheiten mit mehr als 200 m² -> T30-RS-Anforderung.

Völlig unabhängig von der Einstufung als EINE Nutzeungseinheit, kann gemäß der genannten Niederschrift auf einen notwendigen Flur verzichtet werden, wenn der Bereich in dem der Flur angeordnet ist, BAULICH WIE eine Nutzungseinheit von anderen Bereichen innerhalb des Gebäudes durch Trennwände (..) abgeschottet ist und nicht größer als 200 qm ist.

Daraus geht doch schon hervor, dass es sich eben nicht um eine eigenständige Nutzungseinheit handelt.

Ich bleibe daher bei der Auffassung, dass die Ausführung einer nur dichtschließenden bzw. einer nur rauchdichten und selbstschließenden Türe eine weitere Abweichung darstellt (zusätzliche zum Verzicht auf den notwendigen Flur).

Der Begriff "brandschutztechnische Nutzungseinheit" existiert so im Bauordnungsrecht m. W. nicht.

Gruß

Brandwart

Benutzer_203

Hallo Brandwart,

genauso sehe ich aber die Fragestellung.

Hier wird von einer "Einheit" von 200 qm gesprochen und im ersten Teil der Frage auf die Abtrennung gemäß § 30 BauO NRW "Trennwände" bei Nutzungseinheiten verwiesen.

Ich sehe hier die Fragestellung nach den Anforderungen einer Nutzungseinheit von 200 m² innerhalb einer Schule.

@VHalb

Sollte ich das falsch sehen bitte ich um Klarstellung.

Gruß

Wolfgang Cordier

clammer

@Brandwart

Dass Bayern eine abweichende Auffassung zur MBO vertritt, ist hier schon öfters zur Sprache gekommen.

Die Fragestellung bezog sich aber auf NRW und die besagte Niederschrift, aus der ich gerne zitiere:

"Bei Schulen kann unter Gestattung einer Erleichterung nach §54 BauO NRYW auf einen notwendigen Flur i. S. von §38 Abs. 1 verzichtet werden, wenn der Bereich in dem der Flur angeordnet ist, baulich wie eine Nutzungseinheit von anderen Bereichen innerhalb des Gebäudes durch Trennwände gem. § 30 BauO NRW abgeschottet ist und nicht größer als 200 qm ist (Vgl. § 38 Abs.1 Satz 2 Nr. 1 BauO NRW)."

Entscheidend ist die Formulierung "baulich wie eine Nutzungseinheit".

Diese Betrachtung ist die gleiche wie bei der GK 4 - außer anscheinend in Bayern -, wo ebenfalls das Gebäude in brandschutztechnische Nutzungseinheiten unterteilt wird.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_3368

Hallo Herr Lammer,

wir zeigen wohl beide mit dem Finger auf die gleiche Stelle im Text und sind dabei doch unterschiedlicher Meinung :)

Auch ich bin der Meinung, dass die Formulierung "baulich wie eine Nutzungseinheit" hier entscheidend ist, mit dme Unterschied, dass ich darausin keiner Weise eine tatsächlich eigenständige Nutzungseinheit ableiten kann.

Gemäß § 36 MBO, kann z. B. auf notwendige Flure auch in NE > 400 m² verzichtet werden, wenn diese in TEILE mit jeweils < 400 m² unterteilt wird...dort wird doch auch klar darauf abgestellt, dass es weiterhin EINE Nutzungseinheit bleibt.

Diese Unterteilung hat dann formal zunächst nur Erleichterungen im Hinblick auf notwendige Flure zur Folge - sowohl in § 36 MBO, als auch in der o. g. Niederschrift.

Von Anforderungen an Türen zu notwendigen Treppenräumen ist nirgends die Rede..

Das heißt nicht, dass eine Erleichtung auch hier sinnvoll bzw. ausreichend sein kann, aber man muss m. E. den Abweichungstatbestand darin erkennen.

Schöne Grüße

Brandwart

Benutzer_3368

Der letzte Satz muss natürlich heißen

"Das heißt nicht, dass eine Erleichtung nicht auch hier sinnvoll bzw. ausreichend sein kann, aber man muss m. E. den Abweichungstatbestand darin erkennen."