Rauchableitungsöffnungen in Versammlungsstätten

Benutzer_3368

Liebe Brandschützer,

gemäß § 16 VStättV (Bayern) müssen Versammlungsräume, Bühnen und notwendige Treppenräume entraucht werden können, z. B. über Rauchableitungsöffnungen mit unterschiedlichen Öffnungsflächen (z. B. 1 % der Grundfläche bei Versammlungsräumen).

Während Rauchableitungsöffnungen in notwendigen Treppenräumen explizit in BRL C aufgeführt sind, d. h. keinen Verwendbarkeitsnachweis und keine Kennzeichnung benötigen, bin ich mir gerade nicht sicher, wie dies bei den übrigen Öffnungen zu handhaben ist.

Konkret habe ich gerade mit der Frage zu tun, ob für die Rauchableitungsöffnungen einer geplanten Versammlungsstätte CE-gekennzeichnete Produkte verwendet werden müssen oder auch ein modifiziertes (wegen Schneelast- und Schallschutzanforderungen) und deshalb nicht mehr gekennzeichnetes Produkt verwendet werden darf.

Da zunächst einmal "Öffnungen, Fenster ODER maschinelle Rauchabzugsanlagen" gefordert werden, sehe ich hier für eben diese Öffnungen nicht automatisch das Erfordernis nach RWA-Anlagen / NRWG gemäß DIN 18232-2.

In diesem Fall müssten die Öffnungen sowie deren Abschlüsse m. E. auch nicht nach EN 12101-2 geprüft und CE-gekennzeichnet sein, da sich diese hEN nur auf NRWG bezieht

(in der Einleitung der EN 12101-2 ist zudem die Rede von Rauchfreien Schichten zur Evakierung, etc....ein Schutzziel, dass nicht einfach mit 1 bzw. 2 % d. Grundfläche großen Öffnungen ohne definierte Zuluftöffnungen erreicht werden kann).

Da man derzeit ja auch immer etwas in die Zukunft schielen sollte, machen mich nun jedoch die Vorgaben in der MVVTB stutzig. Hier heißt es in A 2.1.21.2 Rauchabzugsgeräte und Rauchabzugsanlagen:

"Sofern Rauchabzugsgeräte oder Rauchabzugsanlagen für Räume verlangt werden, sollen wirksame Löscharbeiten der Feuerwehr durch die Ableitung von Rauch unterstützt werden."

Und weiter auf Seite 205:

"Die Anforderungen an die Rauchableitung aus baulichen Anlagen mittels natürlicher Rauchabzugsanlagen gemäß A 2.1.21.2 werden bei Verwendung natürlicher Rauchabzugsgeräte nach DIN EN 12101-2 erfüllt, wenn die Mindestwerte der wesentlichen Merkmale der Tabelle 10.2.1 eingehalten und die Rauchabzugsgeräte verwendungsabhängig geplant, bemessen und ausgeführt werden."

Gilt das nun auch für RauchableitungsÖFFNUNGEN?

Und KÖNNEN die Anforderungen an Rauchableitungsöffnungen mit Geräten nach DIN EN 12101-2 erfüllt werden, oder MÜSSEN sie damit erfüllt werden?

Es würde mich sehr interessieren, wie Sie dies bewerten bzw. in der Praxis handhaben.

Viele Grüße

Brandwart

vonhof

Hallo Brandwart,

Sie haben das Pferd ein wenig falsch herum aufgezäumt.

Jedes (!) Bauprodukt benötigt einen Verwendbarkeitsnachweis, wenn es in ein Gebäude eingebaut wird. Dieses kann die CE-Kennzeichnung in Verbindung mit der Leistungserklärung sein. Die Rauchableitung kann also auch über CE-gekennzeichnete NRWG hergestellt werden. Das muss sie aber nicht, wenn es sich nicht um eine Rauchabzugsanlage handelt.

Etwas anderes steht auch nicht in der Liste C: "Keine

weitergehenden Brandschutzanforderungen" werden gestellt an "Rauchabzüge in notwendigen Treppenräumen, die nicht zur Rauchfreihaltung, sondern der Entrauchung nach Evakuierung dienen." Dann reicht der Nachweis der Normalentflammbarkeit aus - wiederum erbracht über einen Verwendbarkeitsnachweis, der ebenfalls eine CE Kennzeichnung sein kann, aber nicht muss.

Es kommt also in der Frage des zu wählenden Produktes nicht auf das Bauprodukt als solches an, sondern auf die individuell zu erbringende Leistung des Produktes, um im Sprachjargon der EU zu bleiben. Diese zu erbringende Leistung legt aber die EU nicht fest, sie ergibt sich aus der Bauordnung - oder dem Brandschutznachweis. Daher sollte man mit den Begriffen, die man im Brandschutznachweis verwendet, durchaus vorsichtig sein.

Die Frage, ob Sie ein CE-gekennzeichnetes Produkt verwenden müssen (!) ergibt sich also nur dann, wenn Sie vor Ort aus tatsächlichen Gründen (aus welchen auch immer, freiwillig oder unfreiwillig) ein Produkt verwenden, das der hEN-Liste unterliegt. Ansonsten nicht.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_3368

Hallo Herr Vonhof,

vielen Dank für Ihre Antwort!

Demnach wären Rauchableitungsöffnungen in Treppenräumen, Versammlungsräumen etc. mit nur geometrischen Anforderungen an die lichte Öffnung auch in Zukunft (nach (M)VVTB) mit Produkten, die nicht der EN 12101-2 unterliegen, zulässig ausführbar.

Die Anforderung "normalentflammbar" (und damit ein entsprechender Verwendbarkeitsnachweis) bleibt für Produkte außerhalb der BRL C natürlich, das hatte ich bei meinem Beitrag oben tatsächlich übersehen.

(Nicht ganz bei Ihnen bin ich bei der Aussage, dass für jedes (!) Bauprodukt ein Verwendbarkeitsnachweis erforderlich ist - siehe Vorbemerkungen zur BRL C. Das tut aber hier denke nichts weiter zur Sache.)

In meinem Fall könnten also bauordnungsrechtlich auch die modifizierten Rauchableitungsöffnungen ohne CE-Kennzeichnung verwendet werden, wenn die Normalentflammbarkeit nachgewiesen ist.

Für den Hersteller / Anwender der Elemente bleibt wohl die Frage, ob sein Produkt nur durch den Austausch der Hubzylinder nicht mehr unter die EN 12101-2 fällt und er das Produkt deshalb auch ohne CE-Kennz. in Verkehr gebracht und gehandelt werden darf, oder ob er damit gegen die BauPVO verstößt...das ist aber wohl nicht mein Problem als Nachweisersteller.

Gruß

Brandwart