Dachterrasse mit Überdachung an Brandwand

Benutzer_3509

Hallo Forum,

auf dem zweigeschossigen Hinterhofanbau an ein viergeschossiges Gebäude soll jetzt eine Dachterrasse hergestellt werden.

Das Dach des Anbaus (jetzt Terrasse) musste bisher auch schon im 5m-Streifen F90-AB sein mit Schutz der Dachhaut vor Entflammen (5 cm Kies), da im Hauptgebäude natürlich Fenster in der Außenwand vorhanden sind.

Der Anbau hat eine Breite von ca. 4m und eine Tiefe von 10m (Die 10m befinden sich an der Grundstücksgrenze).

Auf einer Tiefe von 3m soll diese Dachterrasse wiederum überdacht werden.

Unter diesem Dach (3m x 4m) werden sich Garten-/Balkonmöbel befinden.

Frage: Ist im Bereich dieses Daches eine Gebäudeabschlusswand = Brandwand erforderlich?

MfG

V.Halb

Benutzer_1470

Kurzfassung: Ja!

So wie ich die vorgenannten Angaben verstehe, endet das neue Dach auf 3 m Breite direkt an der Grundstücksgrenze. Unter dem neuen Dach befinden sich 2 Geschosse mit BW an der Grundstücksgrenze (10 m). Rein formal ist wegen des darüber liegenden neuen Daches die Brandwand (äußere BW) bis zum neuen Dach der Dachterrasse erforderlich (3 m). Das ist unabhängig von der Nutzung(Möbel oder auch nicht).

Wenn auf dem Nachbargrundstück im Abstand von 5 m kein Gebäude möglich ist, kann die BW an der Grundstücksgrenze entfallen. Das gilt nicht nur für den Bereich unter dem neuen Dach an der Grundstücksgrenze, sondern auch für den bestehenden Anbau.

Die rechtlichen Grundlagen sind unter Brandwände zu finden (siehe Art. 28 BayBO bzw. vergleichbaren § anderer Bauordnungen).

Ggf. gelten auch die Vorgaben für Abstandsflächen (siehe Art. 6 BayBO bzw. § 6 anderer LBOs).

Norbert Bärschmann

Benutzer_3509

Zur Verdeutlichung: Unter dem "neuen" Dach befindet sich der (dann überdachte) Teil der Terrasse. Das Dach ist am Hauptgebäude angebaut. Die drei anderen Seiten sind ohne Wände (an der Grenzseite nur Geländer als Absturzsicherung zum Nachbarn). Der Fußboden der Terrasse ist das alte Dach (F90-AB mit Kies). Darunter befinden sich zwei Geschosse. Oberhalb des "neuen" Daches befinden sich in der Außenwand des Hauptgebäudes Fenster.

(Auf dem Nachbargrundstück sind Gebäude im Abstand von unter 5 m möglich).

Wenn jetzt im Bereich des neuen Daches wegen dieses Daches (Regenschutz für einen Teilbereich der Terrasse, könnte ja auch eine Markise sein) eine Brandwand anstelle des Geländers erforderlich wird, stellt sich die Zusatzfrage, ob dieses neue Dach formal nicht auch noch in F90-AB mit Schutz vor Entflammen von oben (z.B. Kies) ausgeführt werden muss. Hier würde sicherlich ein Abweichungsantrag genehmigt werden (analog Wintergarten).

Frage 1: Ist wegen des Daches wirklich eine Brandwand erforderlich?

Frage 2: Muss das Dach (formal) in F90-AB mit Schutz vor Entflammen ausgeführt werden?

Vielen Dank für Ihre Antworten.

MfG

V.Halb

Benutzer_465

Hallo,

aufgrund des Daches ist die bisherige Terrasse jetzt ein Gebäude.

soweit, so formal.

eine Abweichung aufgrund 3 offener Seiten ist denkbar.

M. Koeppen

Benutzer_1470

Wenn das Dach an eine aufsteigende Fassade mit Fenstern angeschlossen wird, dann ist das Dach wie die Decken des aufsteigenden Gebäudes auszubilden, aber nur von unten (Dächer siehe Art.30 Abs. 7 BayBO, für NRW müssen Sie selbst nachschaun).

Inwieweit hier eine Abweichung vertretbar ist, kommt wie immer auf den Einzelfall an.

Norbert Bärschmann

Benutzer_1470

Die vorgenannten Anforderungen an das Dach vor aufsteigenden Fassaden gelten nicht für Anbauten an Gebäude auf dem Nachbargrundstück. Solche Gebäude müssen eine Brandwand haben und eben keine Fenster in der aufsteigenden Fassade.

Norbert Bärschmann

Benutzer_1326

Die Bedachung der Terrasse ist doch eher als ´´Vordach´´ zu werten, wie auch bei Balkonen? Es gibt wie bei Balkonen, keine Wände seitwärts. Es liegt mit diesem überdachten Terrassenteil kein Gebäudeteil/ Raum vor. Der Anspruch Anbaudach von unten nach oben auf die 5m ist ja bereits mit der Dachfläche Terrasse erfüllt. Vordächer können ggf. als nichtbrennbar eingefordert werden. Brandwandansprüche sehe ich dabei nicht, die nicht mit der an den 10m entlang liegenden üblichen Attika (30cm über Dach/ Terassenbelag) wohl ohnehin vorhanden sein müssten.

Benutzer_1326

Stellen sie die Abstützung des Vordachs auf die Attika an den 10m, die ja die Brandwand bislang auch sein müssten, dann ist die Konstruktion zwangsläufig nichtbrennbar herzustellen.

@Koeppen:

Sachsen hat zweifellos auch sehr hübsche Eigenarten, wie z.B. das zwangsläufig nichtbrennbare Geländer in Treppenräumen gemäß Verwaltungsvorschrift, aber dass jedes Vordach bereits ein Gebäude in sich ist würde ich auch in Sachsen nicht so einplanen.

Benutzer_465

im Zweifelsfalle (und das ist öfters) schaue ich mir immer mal wieder die Worte der Bauordnung an.

Gebäude sind selbständig benutzbare, überdeckte bauliche Anlagen usw.

Benutzer_1326

Eben lieber Kollege,

selbstständig benutzbar ist die vordachüberdeckte Fläche nicht, also bestens Gebäudeteildefinition wie ein Balkon/ übliche Terrasse. Seitenbegrenzung durch Attika als Brandwandkopf sehe ich als ausreichend.

Könnte jetzt mit ´´schon etliche male so praktiziert´´ argumentieren, belegt aber nicht die Richtigkeit :-)

Nun hat V.Halb Fläche ja aber keine Seitenwand (gleichwohl eine Absturzsicherung da sein wird) und er/sie will die Vordachlösung sicher nichtbrennbar gestalten. Wenn die Attika 30cm über Terrassenniveau geführt ist, die Bedachung ohne Anforderung über ´Harte Bedachung´ und dem fb von unten nach oben hat, und man auch brennbare Dachaufbauten zulassen muss (weil BW 30m über Dach) - was machen dann die brennbaren Möbel an Gefahrenerhöhung?

Also von was genau wollen Sie z.B. in Sachsen abweichen oder auf welcher Basis die Anforderung stellen? Das sehe ich in allen Bundesländern gleich geregelt. Ich lasse mich aber gern beraten und Fehlinterpretationen meinerseits bereinigen, bin ja noch jung und die nächsten Wohnbauten in Sachsen liegen bereits auf dem Schreibtisch.

vonhof

"Die Bedachung der Terrasse ist doch eher als ´´Vordach´´ zu werten, wie auch bei Balkonen?"

Nein.

1. Vordächer haben keine Stützen. Haben sie Stützen, dann sind sie ganz normale Gebäudeteile mit Anforderungen an den Feuerwiderstand der zugehörigen Gebäudeklasse (u.a. tragende Wände und Stützen müssen im Brandfall ausreichend standsicher sein).

2. Die Privilegierungen für Balkone gelten (dem Wortlaut folgend) nur und ausschließlich für Balkone und sonst nicht. Auch nicht für Loggien, Terrassen oder Altane. Und auch nicht für andere Gebäudeteile.

Bereits die in den Beiträgen verwendeten Begriffe "eher als" und "wie ein" zeigen ja, dass es sich um etwas anderes handelt und nicht um dasselbe.

Daher gilt, wie Herr Bärschmann und Herr Koeppen schon geschrieben haben: Es gilt die Bauordnung, inklusive Brandwand. Und wenn Abweichungen möglich sein sollten, dann nur bei einer Bewertung im Einzelfall und mit Genehmigung.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_3509

Gemäß §30 „Brandwände“ sind nach der noch nicht in Kraft getretenen Neufassung der Landebauordnung NRW bei Terrassenüberdachungen, Balkonen und Altanen ausdrücklich keine Brandwände erforderlich. (Diese bereits im Dezember 2016 verabschiedete Neufassung sollte eigentlich am 28.12.2017 in Kraft treten. Aufgrund des Regierungswechsels in NRW gibt es Verzögerungen, weil einzelne Paragraphen, die eventuell das Bauen verteuern, nochmal überarbeitet werden sollen. Die Neufassung soll jetzt am 01.01.2019 in Kraft treten).

Bis zum Inkrafttreten hat man aber mit dem Verweis auf die Neufassung bei einem Abweichungsantrag eine gute Argumentationsgrundlage für den Entfall der Brandwand.

Für das Dach selber werde ich eine nur nichtbrennbare Ausführung (abweichend von F90-AB und Schutz gegen Entflammen) beantragen. Als Argument für den Abweichungsantrag werde ich die geringe Brandlast anführen und die Tatsache, dass drei Seiten offen sind.

(In NRW werden im Rahmen von Abweichungsanträgen auch Wintergärten als Anbauten an Wohngebäude mittlerer Höhe genehmigt, die eine Überkopfverglasung ohne Feuerwiderstand haben).

MfG

V.Halb