Offener Gang - Konstr. Brandschutz - brandschutzfachplaner.de

Offener Gang - Konstr. Brandschutz

WagnerZeitter

Sehr geehrtes Forum,

Objekt: Neubau einer Schule Gebäudeklasse 5

Rettungswege: Der 1. und 2. RW führen über einen umlaufenden, offenen Gang (Laubengang, Fluchtbalkone) in allen Geschossen mit zwei Fluchtrichtungen.

Als Angriffsweg für die Feuerwehr steht zusätzlich eine Halle zur Verfügung. Sie ist also nicht zwingend auf die Balkone angewiesen. Als Teil des Rettungswegkonzeptes ist die Halle nicht vorgesehen.

Gemäß Brandschutzatlas sind offene Gänge positiv zu werten, da sie wegen ihrer Offenheit, also der einseitigen direkten Verbindung mit dem Freien, nicht verraucht werden können. Es wird also davon ausgegangen, dass die Lauffläche des Gangs rauchdicht geschlossen ist.

Beim vorliegenden Objekt stellt sich die Frage, ob die offenen Gänge als Stahlkonstruktion mit Pressrostgittereinlagen hergestellt werden können.

1. Frage: Muss auch bei einem offenen Gang mit zwei Fluchtrichtungen die Lauffläche rauchdicht sein?

2. Frage: Gemäß Hessischer Bauordnung sind in der Gebäudeklasse 5 Außentreppen in einer F0-A Bauweise zulässig. Ist diese Bauweise auch für die offenen Gänge zulässig? In dem Fall könnten die offenen Gänge mit einer Stahlkonstruktion und Fertigteilplatten als Einlage hergestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen aus Wiesbaden

S. Mohr

vonhof

Hallo S. Mohr,

die Laubengänge teilen die Bauteilanforderungen der Geschossdecken des Gebäudes, sind also in Ihrem Fall raumabschließend und feuerbeständig herzustellen. Siehe auch Anlage 1 zur HBO mit der Fußnote 1.

Außentreppen und notwendige Flure - nicht anderes sind Ihre Laubengängen - teilen nicht dieselben Anforderungen. Also können Sie von der Außentreppe keine Rückschlüsse auf die Anforderungen der Laubengängen ziehen oder umgekehrt.

Viele Grüße

Alexander Vonhof

Benutzer_1525

Hallo Herr Vonhof,

ich bin eben Ihren etwas älteren Beitrag gestolpert.

Bisher war ich immer der Meinung, dass ein Laubengang mit zwei Fluchtrichtungen im Umkehrschluss aus Art. 34 Abs. 5 BayBO gar keine baulichen Anforderungen hat.

Tatsächlich werden dort aber nur Wände und Brüstungen angesprochen, Decke (bzw. Boden) werden gar nicht erwähnt.

Woher kommt Ihre Schlussfolgerung, dass der Boden des Laubengangs die Anforderung an die Geschossdecke einhalten muss?

Bzw. wo ist der Unterschied zu einem Balkon? Der hat auch keine nachgewiesene Feuerwiderstandsdauer, dient aber ggf. als anleiterbare Stelle.

Gruß,

J. Grath

Benutzer_1470

Die rechtlichen Vorgaben hat Herr Vonhof bereits festgehalten. Folgende Ergänzung:

Die Deckenanforderungen ergeben sich in Bayern nach Art. 29 BayBO.

Ausnahmen ergeben sich aus Art. 29 Abs. 1 Satz 3 BayBO. Bei den Ausnahmen sind die Decken von Laubengängen ausgenommen, soweit diese als Rettungswege dienen.

Hier die logische Erklärung:

Über den Laubegang führen beide Rettungswege. Der Laubengang kann beispielsweise von unten bei einem Brand mit Feuer beaufschlagt werden. Das bedeutet, ein ungeschützter Fußboden eines Laubenganges versagt nach kurzer Zeit der Brandbeaufschlagung. Ein Gitterrostboden ist erst gar nicht nutzbar und das unabhängig ob nun eine oder zwei Laufrichtungen möglich sind.

Wenn ein Laubengang zwei Richtungen zu vertikalen Rettungswegen hat, dann ergeben sich lediglich Erleichterungen bei den Anforderungen an die Außenwände oder Fensteröffnungen, da eben an den vom Brand betroffenen Fenster der Nachbarnutzungseinheit nicht vorbei gelaufen werden muss.

Eine Brandbeaufschlagung ist bei einer Außentreppe nicht zulässig, da diese im Brandfall nicht gefährdet sein darf. Eine Außentreppe ist nur einer von zwei Rettungswegen.

Ein anleiterbarer Balkon ist nur als zweiter Rettungsweg zulässig, wenn ein Treppenraum vorhanden ist. Im Übrigen kann auf einem brandbeaufschlagten Balkon nicht gewartet werden. Das gilt auch wenn dieser aus Beton ist.

Norbert Bärschmann

Hannes

Guten Tag Herr Bärschmann,

gut erklärt...

aber eine Anmerkung habe ich doch.

Ich kenne mehr Laubengänge über die nicht beide, sondern "nur" der 1. Rettungsweg führen; auch hier sind die Anforderungen an Decken genauso zu beachten.

ev. Ausnahme: der Laubengang ist durch die darunter vorhandene Außenwand ausreichend lang vor direkter Brandeinwirkung geschützt (analog der Anforderungen an die Außentreppe).

Gruß

Hannes

Benutzer_1470

Hallo Hannes

Das ist richtig.

Bei den von mir erwähnten Ausnahmen aus Art. 29 Abs. 1 Satz 3 BayBO (siehe vergleichbare Anforderungen anderer Bauordnungen) sind die Decken von Laubengängen ausgenommen, soweit diese als Rettungswege dienen.

Das gilt natürlich auch, wenn nur ein Rettungsweg über den Laubengang führt.

Wenn wie in Ihem Beispiel davon abgewichen wird, da eine Beflammung der Laubengangdecke nicht zu erwarten ist, erfordert das eine Abweichungsentscheidung der Bauaufsichtsbehörde(in Bayern nach Art. 63 BayBO).

Norbert Bärschmann

Benutzer_1388

Hallo,

eine Schule ist eigentlich kein Laubenganghaus. Den außenliegenden, umlaufenden Gang würde ich als 2. baulichen Rettungsweg bezeichnen. Ein Balkon ist es auch nicht. Und wenn der Gang umlaufend ist, muss niemand am lodernden Feuer und am Rauch vorbei. Nichts gegen eine geschlossene, auskragende F-90-Deckenplatte, aber gegen aufsteigenden Rauch hilft sie eher wenig. Die Begriffe rauchdicht udn raumabschließend passen nicht hierher.

Gitterrostwege sind günstig, geben mehr Licht und können auch im Winter sicher benutzt werden. Statt Pressroste (glatt in einer Richtung) sollte man besser Schweißroste mit gedrillten Stäben wählen.

Umlaufend und dann noch 2 Treppen, zusätzlich zur Hallentreppe, das ist doch was. Die Hallentreppe muss man aber trotzdem für das Konzept betrachten.

MfG. G.Karstens

Benutzer_1470

Ein Laubengang als notwendiger Rettungsweg (auch nur als 2. RW) muss Decken entsprechend der GK haben. Ob im Einzelfall davon abgewichen werden kann, ist vom Prüfer festzulegen (Sonderbau vieraugenprinzip).

Norbert Bärschmann