Wäschraum + Putzmittelraum im Krankenhaus

Benutzer_2527

Hallo alle zusammen,

bei uns im Büro ist eine Auseinandersetzung hochgekocht, weil - wie seit Jahren in unserem Haus üblich - Wäschräume und Putzmittelräume als Räume mit erhöhter Brandgefahr gewertet werden und in den Brandschutzkonzepten i. d. R. eine feuerbeständige Abtrennung mit T 30 RS - Türen gefordert wird. Zusätzlich sind die Räume natürlich durch automatische Brandmelder überwacht.

Diese Prämisse, insbesondere hinsichtlich der Türen, soll jetzt nicht mehr gelten, weil in solchen Räumen im allgemeinen keine Zündquelle vorhanden und unter Berücksichtigung der Überwachung eine dicht- und selbstschließende Tür ausreichend sei.

Wie ist hier im Forum die Meinung zu diesem Problem?

Im Voraus schon vielen Dank für Ihre Meinungen

Benutzer_822

ich habe vor ein paar Jahren den Heizwert der zulässigen Öl- und Kohlemenge in einem Raum ohne besondere Schutzmaßnahmen nach FeuVO den Werten eines vollgestopften Aktenlagers, Waschelagers, Putzmittelraumes gegenüber gestellt. Der Vergleichsraum hatte jeweils 20 m² Grundfläche.

Ich habe eine kritische Heizleistung der Akten, Wäsche, Putzmittel (die inzwischen nach Arbeitsrecht nicht mehr Lösemittel haltig sein dürfen) in keinem Fall erreicht und in einem Vortrag dargestellt, dass man mit einer F 30 Wand und vollwandigen, dicht- und selbstschließenden Tür immer auf der sicheren Seite liegt.

Etliche Jahre lang wurde in Hessen daraufhin auf den Unfug der T 30 RS Türen an solchen "Gefahrenräumen" verzichtet. So allmählich geht das Wissen wieder verloren und die Unsitte kommt wieder, es gibt aber keinen sachlichen oder rechtlichen Grund dafür. Eine 35 mm Vollholz- (Vollspan-) Tür reicht gut aus. mfg Franz Schächer

Omega

Die ARGEBAU hat in dem Zusammenhang auch eine Auslegungshilfe verfasst. Die nehme ich immer gerne als Argumentationshilfe.

https://www.is-argebau.de/verzeichnis.aspx?id=17217&o=991O17217

Gruß

Gerhard

Benutzer_1525

Hallo zusammen,

die Argumentationshilfen stehen doch in der Bauordnung:

1.) Ein Raum mit erhöhter Brandgefahr muss etwas "ganz Schlimmes" sein: Die Existens eines solchen Raumes führt einerseits dazu, dass er mit feuerbeständigen Wänden und Decken abgetrennt werden muss (und damit z.B. im OG einer Gebäudeklasse 3 erst mal gar nicht so einfach möglich ist), und zum anderen dazu, dass das gesamte Gebäude als Sonderbau eingestuft werden muss. Dort gibt es nämlich zum zweiten Mal in der Bauordnung den Begriff "erhöhte Brandgefahr". Und das ein Putzraum per se keinen Sonderbaustatus herbeiführen kann, ist doch eigentlich klar.

2.) Im Gegensatz zu einem Raum mit erhöhter Brandgefahr wird ein Müllraum "nur" mit Trennwänden mit der Feuerwiderstandsdauer der Tragkonstruktion der Gebäudes abgetrennt, z.B. fh bei Gbkl. 3.

Ein (unbegrenzt großer) Müllraum wird also laut Bauordnung weniger kritisch gesehen als ein Raum mit erhöhter Brandgefahr (Abtrennung immer FB).

Beide Argumente schließen m.E. aus, dass ein Putzraum ein Raum mit erhöhter Brandgefahr ist.

Gruß,

J. Grath

clammer

Guten Tag,

ich halte eine Pauschalierung für zweifelhaft. Man muss immer dies Gesamtheit aller Brandschutzmaßnahmen* im betreffenden Teil der Klinik sehen.

Wenn ich mir in vielen Kliniken den Personalschlüssel - gerade nachts und am Wochenende - ansehe, kann F90/T30-RS durchaus sachgerecht sein.

Man sollte sich auch vor Augen halten, dass gerade solche Räume in Krankenhäusern oftmals der Entstehungsort von Bränden sind; mit oder ohne "aktives Zutun".

Bewährt hat sich auch, ganze Raumgruppen** abzutrennen, so dass praktisch "nur" die Außenwände F90 sind, nicht aber die ("Trenn-")Wände innerhalb der Raumgruppe.

Gruß

C. Lammer

* baulich, technisch und organisatorisch

** dazu gehören z. B. Lager-, Putzmittel-, Ver- und Entsorgungsräume

Mattes

Ich bin da ganz bei Herrn Lammer:

eine grundsätzliche Ausstattung der Putzmittelräume mit T30-RS ist nicht erforderlich, da reicht die vollwandige Tür.

Es darf aber nicht zu dem Umkehrschluss führen, dass diese Räume grundsätzlich keiner höherwertigen Abtrennung bedürfen.

Im Einzelfall stelle ich hier auch Forderungen. Das Krankenhaus ist ein gutes Beispiel, die Raumgröße oder Kombination mit anderen Nutzungen oder fehlende Überwachung kann auch zu erhöhten Anforderungen führen.

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_822

ein Krankenhaus sollte IMMER vollflächig durch BMA überwacht werden, da die Nutzer kaum in der Lage sind, selbst zu föiehen. Also schnelle Brandentdeckung, Feuerwehr vor Ort und Löschen des Zimmerbrandes.

Krankenhäuser "ohne" gibt es noch abner Nachrüstung ist hier geboten ! mfg Schächer

Benutzer_210

Hallo miteinander,

ich sehe diesen Punkt ähnlich wie Herr Lammer. Man kann nicht pauschalieren und F 90 / T 30 grundsätzlich fordern sondern muss unterscheiden, ob es sich z.B um einen Putzmittel-Lagerraum oder einen ´Etagen-Putzraum´ mit Tages-Vorrat handelt. Der Lagerraum kann kann mit anderen Lager- oder Vorratsräumen bei entsprechender Anordnung zusammengefasst werden und insgesamt mit feuerbeständigen Wänden und T 30-Türen umfasst werden, bei den Trennwänden zwischen diesen Räumen kann dann z. B. feuerhemmend ausreichend sein.

Die ´Tages-Vorräte´ in den Etagen-Putzräumen sollten in der Brandschutzordnung - in Abstimmung mit dem Brandschutzbeauftragten - schriftlich fixiert sein. Dies ist m. E. nicht nur im Krankenhausbau sondern auch bei anderen Sonderbauten (Schulen, Alten- / Pflegeheime etc.) sinnvoll.

Freundliche Grüße

R. Huth

Benutzer_2527

Vielen Dank für Ihre sehr fundierten, differnzierten und detaillierten Meinungen.

Da wir in Krankenhäusern gemäß dem Stand der Technik und, da es heutzutage auch wirtschaftlich verkraftbar ist, grundsätzlich eine BMA mit dem Schutzumfang Kategorie 1 fordern, könnte man dazu übergehen, für Stations-Putzmittelräume, in denen nur ein Tagesbedarf aufbewahrt wird (danke archuth), selbst- und dichtschließende Türen als ausreichend zu erachten. Bei Wächeräumen, insbesondere für Reinwäsche, sind diese i. d. R. nicht frei zugänglich (Tür mit Knauf, öffenbar nur mit Schlüssel),so dass eine Brandstiftung weitestgehend ausgeschlossen werden kann. Wenn dann noch Zündquellen wie z. B. Leuchtstoffrören mit den gern sich in Rauch auflösenden Startern ausgeschlossen werden, könnte für solche Räume bei Würdigung der sonstigen Umstände und brandschutztechnischen Infrastruktur auf eine mehr als feuerhemmende Abtrennung und T 30 - Türen verzichtet werden.

Auf eine Argumentation mit der Heizleistung der gelagerten Materialien (danke Herr Schächer) würden wir lieber verzichten, da Diskussionen über Brandlasten grundsätzlich ungeahnte Ausmaße annehmen können.

Vielen Dank noch einmal für Ihre Beiträge und mit den besten Grüßen für einen geruhsamen Montag Abend