Innere Brandwand und Holzfassade

n-ludwig

Hallo Zusammen,

kann mir jemand helfen, wie der § 30 Abs. 4 HBO oder LBO im Bereich einer Holzfassade korrekt umzusetzen ist: Demnach dürfen Bauteile mit brennbaren Baustoffen über Brandwände nicht hinweggeführt werden. Schlüsselwort ist der Begriff: "hinwegführen". Auf der Basis der DIN 18516-1 Anlage 2.6 sind bei hinterlüfteten Fassaden Brandsperren mittels Stahlblech mit einer Dicke > 1 mm einzubauen und Dämmung Schmelzpunkt > 1.000° in Brandwanddicke zu verbauen. In der DIN wird aber nicht unterschieden, ob die Fassade brennbar oder nichtbrennbar ist. Wunsch meines Planers ist es nun, dass die brennbare Holzfassade bis an die Brandsperre geführt wird, somit habe ich den brennbaren Baustoff nur auf einer Breite von ca. 5 mm unterbrochen. Mein Verständnis der Unterbrechung und "Nichthinwegführung" war bisher "in Brandwandstärke". Aber dies steht nirgends so genau, oder? Es heißt nur pauschal, das Eingreifen von Bauteilen darf die Funktion der Brandwand nicht beeinträchtigen.

Nun die Frage: 20 cm Unterbrechung oder ca. 1 cm - 1. Wie ist es formal korrekt? 2. Bringt mir die 20 cm Unterbrechung im Brandfall wirklich einen signifikanten Vorteil? - Eigentlich ist doch beides zu wenig...

Wäre dankbar über Meinungen und Erfahrungen aus der Praxis!

Nadja Ludwig

Benutzer_1388

Hallo Frau Ludwig,

wenn man überlegt, wozu eine Brandwand gut sein soll, müsste klar sein, dass 5 oder 10 mm Spalten oder Bleche nicht fraglich sein sollten. Ein Blech kann den Hohlraum sperren und Brandausbreitung darin bremsen. Bei der Brandwand darf es den Luftraum hinter der Fassade nicht geben. Will man die Bauordnung einhalten, wären 20 cm Brandwanddicke vielleicht ausreichend. Aber: Holz ist doch normal entflammbar...

Stellen Sie sich vor, die Holzfassade brennt. Wird sofort gelöscht? Seitenwind? Ein Brandschutznachweis wird erstellt, damit man bauen darf. Wozu soll die Brandwand dienen? Eine Brandwand, nicht nicht nur eine Trennwand!

Im Brandschutzatlas findet sich irgendwo eine Zeichnung, wie man es besser machen könnte, mit einem 1m breiten nichtbrennbaren, geschlossenen Steifen, zum vorbeugenden Brandschutz. Viele andere Lösungen sind vorstellbar.

MfG. G.Karstens

clammer

Hallo Frau Ludwig,

der Verweis in der Norm ist nicht mehr ganz up to date:

Es gilt nun* nach A 2.2.1.7 der Anhang "Technische Regel - Hinterlüftete Außenwandbekleidungen"

Auszug:

"5 Vertikale Brandsperren im Bereich von Brandwänden

Der Hinterlüftungsspalt darf über die Brandwand nicht hinweggeführt werden. Der Hinterlüftungsspalt ist mindestens in Brandwanddicke mit einem im Brandfall formstabilen Dämmstoff mit einem Schmelzpunkt von > 1.000 °C auszufüllen.

§ 30 Abs. 7 Satz 1 MBO bleibt unberührt."

Gruß

C. Lammer

*Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB;: Stand 7-2016

n-ludwig

Danke Herr Lammer für den Hinweis.

Genau um die von Ihnen zitierte Formulierung geht es mir ja. Der Hinterlüftungsspalt ist so geplant und stellt keine Schwierigkeit dar. Heißt dass, dass durch das Schließen des Hinterlüftungsspaltes keine Bedenken gegen die B2-Fassade besteht bei Berücksichtigung der Brandsperre?

Herr Karstens, danke auch für Ihren Beitrag. Dass es viele andere Lösungen gibt, die funktionieren ist mir schon klar. Aber Architekten, die einen Holzbau mit durchgängiger Holzfassade planen, geben sich eben mit den Standard-Details nicht zufrieden. Daher die Frage, was ist zulässig, machbar und vertretbar?

N. Ludwig

Benutzer_822

Brandwände sind mind bis Vorderkante Seitenwand zu führen, bei brennbaren Wänden hat man "früher" 50 cm Überstand nach außen gebaut, heute macht man das nicht mehr aber 5 cm Überstand vor die Wand würde ich nicht unterschreiten, wenn man keinen 1 m Wandstreifen nichtbrennbarer Wand baut, man kann den "Überstand" auch mit fest angebrachter Steinwolle und einer Blechverkleidung ausführen, farbig zum Holz passend ... mfg Schächer

Benutzer_1388

Die zitierte Nr. 5 der Technischen Baubestimmungen zu DIN 185016 bezieht sich auf die Luftschicht. Die Vorschrift gibt es ja so schon länger. Dass brennbare Stoffe nicht über die Brandwand hinweggeführt werden dürfen, steht in §27 HBO. Die Frage, ob 20 oder 24 cm, also Brandwanddicke, ausreichend sind, ist wohl auslegbar.

Sie könnten B1 und B2 gemeinsam als B betrachten oder differenzieren. Es sind immerhin 2 unterschiedliche Stufen und so könnte man die Bauausführung auch angehen. Über Dach fährt man die Brandwand 30 cm höher. Eine Wandvorlage könnte man analog ausbilden. Der Architekt, der sich mit Standarddetails nicht zufrieden gibt, wie Sie schreiben, macht ein Gestaltungselement daraus.

MfG. G.Karstens