Entrauchung Gastraum im KG

Benutzer_465

Werte Forumsteilnehmer,

vielleicht hat jemand Erfahrungen in Folgendem:

gemäß einer Auflage der Baugenehmigung soll ich (als Brandschutzkonzeptersteller)für einen Gastraum die Dauer des erforderlichen Funktionserhalt für die zur Entrauchung dienende Lüftungsanlage definieren.

Die Gasträume liegen im KG, sie fassen ca. 70 Personen. Es sind keine Fenster zur Entlüftung vorhanden. Laut GastBauR (die es jetzt bei uns nicht mehr gibt, aber 2004 noch zugrundegelegt wurde) "kann gestattet werden, daß der Rauch über eine Lüftungsanlage mit Ventilator abgeführt wird, wenn sie auch im Brandfall wirksam ist."

Nun, dies wurde gestattet. Und die Dauer der Wirksamkeit ist für den Zeitraum der ´abschließenden Personenrettung´ nachzuweisen. Zunächst aber ist die Dauer der Personenrettung noch zu untersuchen und zu bestimmen.

Alles schwer faßbar, nicht?

Das KG hat einen direkten Ausgang ins Freie als 2. Rettungsweg. Die Gaststätte hat komplett eine autom. BMA mit Alarmierung und Feuerwehraufschaltung.

Letztlich müßte man eine Evakuierungsübung im KG machen. Doch Spaß beiseite - mehr als ein Funktionserhalt E30 kann nicht herauskommen. In 30 min muss hier bei einem Branfall alles gegessen sein. Oder?

M. Koeppen

Benutzer_411

Hallo Herr Koeppen,

zur Evakuierungsberechnung gibt es ein relativ einfaches Rechenverfahren an Hand von Tabellen (Predtetschenski/Milinski), damit bekommen Sie die reine Laufzeit heraus, Sie müssen nur den kompletten Laufweg erfassen (Türen, Engstellen, Treppen, etc.) Dazu sind die Zeiten für die Alarmierung, Reaktionszeiten, etc. hinzu zu rechnen und schon haben Sie einen Zeitwert. Dieser ist dann noch mit einer Sicherheit zu beaufschlagen. In Ihrer Ecke finden Sie bestimmt jemanden, der Ihnen da eventuell mit Hifestellung zur Hand geht, die alten Länder lernen in diesem Bereich der einfacheren Verfahren von auch aus alter "Ostliteratur".

Aber noch ne andere Frage: stellt die Feuerwehr da keine Ansprüche "ermöglichen wirksamer Löschmassnahmen"? Einfach dran denken, ich bevorzuge da immer noch einen Funktionserhalt über ein Zeitfenster für die Feuerwehr.

Gruss aus Stuttgart

Ralf Schäfer

[gelöscht]

Hallo Herr Koeppen,

wenn der Gastraum es etwas größer ausgefallen wäre, müssten Sie sich an Ihre Versammlungstättenverordnung halten. Wer vebietet Ihnen denn sich für den jetzigen Teil ebenfalls daran zu orientieren. Ich würde mich hier an den § 16 Abs. 6 Versammlungstättenverordnung mit 300^C und Funktionsdauer 30 min halten. Für die Bemesseung habe die Sachen zwar den Abs. 3 des § 16 der der Muster-Versammlungstättenverordnung nicht vollständig übernommen. Hier fehlt der Wert für die maschinelle Entrauchung. Danach würde ich hier 36 m?/h*m? ansetzen.

Gruss aus Berlin

Rainer

vonhof

Hallo Herr Koeppen,

soweit ich mich erinnere, gilt in Sachsen doch die MLAR als technische Baubestimmung? Dort steht beschrieben, wann und wo welcher Funktionserhalt zu gewährleisten ist. Für Ihren Fall gilt wohl 30 Minuten.

Gruß

Alexander Vonhof

Benutzer_465

Hallo, Danke für die Antworten,

Ja sicher, die 30min / 300°C der VstättVO sind ein guter Anhaltswert, da weiß ich wenigstens, daß ich für die Entfluchtung hier nicht über 30 min vorgeben muß, und es geht seitens Amt nur um die Personenevakuierung (habe im KG bis 50 Personen).

300°C kriege ich (bzw. der bauherr) natürlich nicht, denn es ist eine normale Lüftungsanlage und keine MRA mit geprüftem Brandgasventilator.

Evakuierungsberechnung werde ich nicht machen, da hier die unwägbaren Nebenzeiten mehr ins Gewicht fallen - 3 hintereinandergeschaltete Kellerräume und Disko-Tanzfläche; hier muß (mit Verlaub), wenn zu Silvester der Bär abgeht, erstmal jemand die Hupe der BMA hören, ernstnehmen und reagieren.

(allerdings @Herr Schäfer: könnten Sie mir Auszüge aus Predetsch....... zukommen lassen? - alle sprechen davon, aber wo krieg ich´s her)

Mal seh´n

M. Koeppen

Benutzer_99

Autor: Dirk Engels Hallo Herr Koeppen,

ich kann Ihnen nur empfehlen, eine wirksame Alarmkette aufzubauen, dann ist das mit den Rettungszeiten nicht ganz so problematisch. Das hieße z.B. auch dass im Brandfall - ausgelöst durch die BMA - die Musikanlage abgeschaltet sowie die Beleuchtung voll aufgedreht wird und eine Bandansage zum Verlassen der Räumlichkeiten auffordert (mehrere Sprachen u.U.). Die Mitarbeiter der Gaststätte müssen dann dafür sorgen, dass die dieselbe zügig geräumt wird.

In Kellerräumen müssen nach VStättV (in NRW) Versammlungsräume in Kellergeschossen mit einer Löschanlage versehen werden - und das ist eine gute Sache!

Was die Entrauchung betrifft, hilft nur eine zugelassene maschinelle Entrauchung nach DIN 18232, die allerdings ziemlich aufwendig ist.

Freundliche Grüsse aus Köln

Dirk Engels

Benutzer_411

Herr Koeppen,

geben Sie mir mal Bitte Ihre pers. Mailadresse.

Gruss

Ralf Schäfer

Benutzer_197

Hallo Herr Koeppen,

irgendwie verstehe ich Ihren Personenzahlansatz für den Keller nicht ganz, denn bei drei hintereinandergeschalteten Räumen sowie einer Tanzfläche kommen nach meiner Erfahrung wesentlich mehr als nur 50 Personen zusammen, wenn ich den Ansatz nach VStättVO annehme. Und dann wird die Sache mit nur einem Ausgang ins Freis sowie einem über das EG bald ziemlich heikel. Und ein "Abmindern" der Personenzahl nach dem Motto: "Mehr lassen wir nicht rein!" würde ich nicht mitmachen, denn das funktioniert in der Praxis doch nicht. Ausserdem soll es entsprechende Urteile geben, dass das aus genanntem Grund grundsätzlich unzulässig ist, wäre also ein Planungsfehler.

Was den Brandgasventilator angeht, so war auch dieser schon 2004 gefordert "... wenn sie auch im Brandfall wirksam ist." Wenn es anders eingebaut ist, war es halt falsch. Aufgrund der Schadensfälle in derartigen Objekten würde ich hier an Ihrer Stelle keine Zugeständnisse machen. Denn hier muss die Selbstrettung der Nutzer sichergestellt sein. Eine Fremdrettung durch die Einsatzkräfte ist ohne wirksame RWA nicht möglich.

Und mit dem Brandgasventilator 300°C wird die Entrauchung vermutlich auch nur für die Selbstrettung sichergestellt. Bei Eintreffen der Feuerwehr (Hilfsfrist mal günstig mit nur 10 Minuten angenommen) sind möglicherweise schon deutlich höhere Brandgastemperaturen vorhanden. Danach dann hat eine sich noch im Raum befindliche vermisste Person wohl sowieso keine Chance mehr, egal wie schnell die Feuerwehr sie findet.

Mit freundlichen Grüßen,

F. Fleischhauer