Abtrennung Nutzungseinheiten im Industriebau

Benutzer_2356

Unser Bauherr möchte von einer bestehenden Industriehalle mit 4000 m², die er selbst als Lager nutzt, 3200 m² fremdvermieten als Lagerfläche für ein Möbelhaus. Gedacht ist eine Abtrennung mit einem Zaun. Im Zuge einer brandschutztechnischen Sanierung wird die Halle mit BMA und Rauchabzügen augestattet, die Stützen sind F30, die Dachträger F0 (Stahl).

Das Risiko, dass bei einem Brand in der Nachbarnutzung die eigene Ware beschädigt wird, will der Bauherr eingehen.

Lässt sich irgendwo ableiten, dass die Abtrennung raumabschließend bzw. mit Feuerwiderstand sein muss?

Hannes

vielleicht hilft die Info des bayrischen Staatsministeriums weiter...

Muss man einen Backshop im Supermarkt als eigenständige Nutzungseinheit betrachten und dementsprechend abtrennen?

Nein. Es ist eine Entscheidung des Bauherrn, ob er den Supermarkt mit integriertem Backshop plant oder zwei voneinander betrieblich und räumlich unabhängige Verkaufsstätten, die selbstständige Nutzungseinheiten sind. Im letzteren Fall sind die entsprechende bauordnungsrechtliche Trennung (Art. 27 BayBO) und ein eigenes Rettungswegsystem (Art. 31 BayBO) erforderlich.

Gruß

Hannes

clammer

Guten Tag,

solange es bei einer Vermietung bliebt, sehe ich nicht die Notwendigkeit einer (brandschutztechnischen) Trennwand, wenn

- es nicht um einen Industriebau nach Abschnitt 7 IndBauRL handelt (hier sind ggf. eine Neuberechnung und eine neue Baugenehmigung notwendig).

- keine anderen Rechtsgebiete (z. B. Versicherungsrecht) dagegen sprechen.

Zur "brandschutztechnischen Sanierung" sei angemerkt, dass - wenn es sich um einen eingeschossigen Industriebau nach Abschnitt 6 IndBauRL handelt - das Gebäude in die Sicherheitskategorie 3.3 fällt.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_3411

Hallo zusammen,

weil das Dachtragwerk in F0 hergestellt ist, muss entweder eine Werkfeuerwehr geschaffen oder aber eine Löschanlage vollflächig installiert werden. BMA reicht nicht!

Grüße aus Köln

Dirk Engels

Benutzer_3285

Sehr geehrter Herr Engels,

augenscheinlich handelt es sich um eine Bestandssituation die durch die BMA und Entrauchung noch verbessert wird. Sie empfehlen hier also allen Ernstes eine Löschanlage oder gar eine Werkfeuer anzuschaffen? Das halte ich doch für absurd übertrieben.

Wenn tatsächlich der Genehmigungsstand zu hinterfragen ist, wäre der erste Weg zu prüfen, ob ggf. eine Beschichtung der Dachkonstruktion oder eine Kompensation mit Wärmeabzügen möglich ist.

Viele Grüße

P. Gerhold

Benutzer_2356

Danke für die Antworten.

Nach Rücksprache mit dem Prüfsachverständigen ist das (zum Errichtungszeitpunkt sehr häufig ausgeführte) F0-Dachtragwerk mit der BMA ausreichend kompensiert.

Meine Frage bezog sich mehr auf die Trennwand, da das Bauamt selbst der Auffassung ist, dass hier grundsätzlich Nutzungseinheiten mit Trennwänden zu bilden sind. Das Beispiel Verkaufsstätte ist nachvollziehbar, gibt es auch andere Beispiele aus dem Industriebau?

Grüße aus dem hohen Norden,

S.Aloe

Benutzer_465

In Sachsen z.B. heißt es in der Verwaltungsvorschrift zur Bauordnung:

"als Nutzungseinheit gilt eine in sich abgeschlossene Folge von Aufenthaltsräumen, ..."

nun, ist das Möbellager ein Aufenthalsraum?

Benutzer_3411

@pgerhold

Hallo Herr Gerhold,

wird die Halle nach Abschnitt 6 bewertet, ist sie zunächst in Sicherheitskategorie K2 und feuerhemmend einzustufen. Das heißt eine BMA ist einzubauen. Aber die tragenden Teile - auch die des Dachtragwerks - müssen ebenfalls feuerhemmend ausgeführt sein. Das ist nicht der Fall, das Tragwerk des Daches ist tatsächlich nichtbrennbar in F0 ausgeführt. Schaut man also in der entsprechenden Spalte nach, ergibt sich die Einstufung in Sicherheitskategorie K3.3. Eine Werkfeuerwehr möchte der Bauherr wahrscheinlich nicht anschaffen, also bliebe nur die Löschanlage.

Wie die Sache nach einer Bewertung nach Abschnitt 7 aussieht, kann man so nicht sagen. Dazu müssten die Brandlasten bekannt sein.

Grüße aus Köln

Dirk Engels

clammer

@S.Aloe

Wir sind hier, so habe ich die Frage verstanden, im Industriebau nach IndBauRL. In dieser sind zwei relativ geschlossene Verfahren nach Abschnitt 6 oder 7 möglich. Wer hier eingreift, sollte wissen was er tut.

Die IndBauRL kennt keine Nutzungseinheiten, sondern nur Brandabschnitte und Brandbekämpfungsabschnitte. Innerhalb dieser Flächen sind grundsätzlich keine brandschutztechnisch bemessenen Abtrennungen vorgesehen.

Solange die Bedingungen der Abschnitt 5 und 6 erfüllt werden (Rettungswege etc.), muss keine Abtrennung der Nutzungen erfolgen.

Zum Thema ""brandschutztechnischen Sanierung" habe ich schon angemerkt, dass es sich (vermutlich) um einen eingeschossigen Industriebau nach Abschnitt 6 IndBauRL handelt. In der bestehenden Ausführung "F0" fällt das Gebäude in die Sicherheitskategorie 3.3; will man keine Werkfeuerwehr, dann kommt es in der Sicherheitskategorie 4 - also mit selbsttätiger Feuerlöschanlage.

Die Aussage des Prüfsachverständigen, dass das F0-Dachtragwerk mit der BMA ausreichend kompensiert sei, ist m. E. falsch, da die BMA in den Sicherheitskategorien 2 bis 3.3 gefordert wird und damit nicht zum Kompensation herangezogen werden kann.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_3411

@clammer

Besser kann man es nicht sagen!