AVBG-BW Mitteilung 29.06.2016
Matratzen in Massenunterkünften
Aufgrund von Erfahrungen bei Bränden sowie aus der internationalen Brandschutzforschung ist bekannt, dass Möblierungen mit modernen Schaumstoffen sehr schnell verlaufende Brände hervorrufen können. Hierbei kann es zu einer entsprechend hohen Energiefreisetzungsrate und damit einer sehr großen Rauchgasproduktion kommen. In kleineren Räumen (wohnungsübliche Räume mit geschlossenen Zimmertüren und Fenstern) kann dadurch sehr schnell ein ventilationsgesteuerter Brand entstehen. Sofern durch die Brandeinwirkung die Umfassungsbauteile (insbesondere die Fenster und Türen) zerstört werden kann sich der Brand rasch ausbreiten, ansonsten kann er aufgrund des Sauerstoffmangels auch abklingen und dann sogar selbst erlöschen. Bei einer
räumlichen Geometrie, wie sie im Wohnungsbau gewöhnlich anzutreffen ist, ist eine Selbstrettung daher unabdingbar. Rauchwarnmelder in Wohnungen können dafür sorgen, dass diese Selbstrettung frühzeitig eingeleitet wird.
Bei Bränden von leicht entflammbaren Materialien in größeren Räumen (z. B. synthetische Kleidungsstücke, insbesondere aber auch Schaumstoffmatratzen) kann es ebenfalls sehr schnell (in weniger als einer Minute) zu einer starken Brandentwicklung mit einer starken Rauchentwicklung (z. B. mit einer Rauchentwicklung von über 30 m3/sec. kommen. Steht ausreichend Sauerstoff zur Verfügung, kann sich ein derartiger Brand rasch auf weitere brennbare Gegenstände im Raum ausbreiten. Besonders kritisch ist das Brandverhalten von Schaumstoffmatratzen, die direkt von unten beflammt werden. Um die Selbstrettung in größeren Räumen (z. B. Schlafsäle und Massenunterkünfte) mit entsprechend längeren Rettungswegen zu unterstützen wird es daher für
erforderlich gehalten, dass einer schnellen Brandentwicklung in den ersten Minuten entgegengewirkt wird. Bei Matratzen kann dies durch Unterlage einer thermisch isolierenden und nicht brennbaren Unterlage (z.B. eine Hartfaserplatte und darunter ein Metallblech) geschehen, welche einer schnellen thermischen Aufbereitung entgegenwirkt. Eine Metallplatte, welche neben der Unterseite auch die Stirnseiten bei Doppelstockbetten bedeckt, ist hierfür sicherlich ideal, mindestens sollten jedoch Matratzen in Massenunterkünften durch eine preisgünstige und einfach zu beschaffende Hartfaserplatte von unten vor einer schnellen Brandeinwirkung
geschützt werden.
Ich sag mal ganz provokativ:
man kann sich über vieles Gedanken machen, aber bitte alles mit Maß und Ziel...wie müsste ich mir denn ein KFZ oder eine absturzsichere Leiter mit entsprechender sicherheitstechnischer Ausstattung vorstellen?
auch für den Vorbeugenden Brandschutz sollte heute mehr denn je gelten,
"Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist" (Paracelsus, Bombast von Hohenheim)