Fahrschachttüren nach DIN EN 81-58

Benutzer_900

Hallo Brandschützer,

ich quäle mich schon mehrfach mit den Vorgaben für Schachttüren.

Es geht um Wohnungsbau, GK 5.

Mein Aufzug läuft nicht überall im Treppenraum.

Er braucht also einen eigenen Schacht.

Nach BauO Bln muss der Schacht dann F90 sein.

Nach deutscher Norm muss die Schachttür dann DIN 18091 entsprechen.

Wenn nun ein ausländisches Fabrikat eingebaut wird (das hatte ich bei einem anderen Vorhaben), wird DIN EN 81-58 herangezogen.Die regelt eigentlich nur die Prüfung und kennt verschiedene Klassen: z.B EI 30, EI 90

Frage: Welchen Feuerwiderstand nach DIN EN 81-58 soll ich für den F90 Schacht fordern?

Ich neige zu EI 30, nach dem Prinzip "T30-Tür in F90 Wand"

Bei dem früheren Vorhaben hatte mir die Prüferin empfohlen: "Nehmen Sie EI 90, das ist kein richtiges T90"

Ich möchte aber nicht mehr fordern, als nötig.

Freue mich auf Antworten- Völcker, Brandschutzplanerin

firefly

Ich muss mich doch sehr wundern!

EI90 sei "kein richtiges T90"? (bzw. F90)

Und das aus dem Munde einer "Prüferin"!

Für europäische Bauprodukte steht uns doch nichts anderes mehr zur Verfügung.

Ich würde im konkreten Fall auch zu EI30 tendieren.

Nur wenn der Aufzug in Nutzungseinheiten größer 200qm (bzw. größer 400qm bei Büro/Verwaltung) führt, sollte da besser eine Tür EI90 vorgesehen werden.

Benutzer_3229

Also die Forderung für den "Schacht" selbst ist nach wie vor feuerbeständig.

Da auch bereits mit der DIN 18090 / 18091 eine Brandprüfung über 90 Minuten nachgewiesen werden musste, würde ich persönlich schon von einer EI 90 Schachttür ausgehen. Zumal hier ja nicht ein "Raum" F90/T30, sondern vielmehr eine geschossübergreifendes Element vorhanden ist, und somit die Anforderungen an die Decke (feuerbeständig) auch für die Öffnungsabschlüsse gelten.

clammer

Hallo Frau Völcker,

Ihre Aussage

"Nach deutscher Norm muss die Schachttür dann DIN 18091 entsprechen."

kann ich so nicht nachvollziehen. Des wesentliche Unterschied ist die Prüfmethode, nicht aber die bauaufsichtliche Verwendung. Da hilft ein Blick in die Bauregelliste. Zitat:

"Fahrschachtabschlüsse mit der Klassifizierung ´E 30/60/90´ zum Einbau in feuerhemmende, hochfeuerhemmende oder feuerbeständige Fahrschachtwände erfüllen die Anforderungen an den Raumabschluss und sind nach DIN EN 81-58 zu klassifizieren; eine Übertragung von Wärme (unter Brandeinwirkung) wird nicht behindert; die Anforderungen der Musterbauordnung (MBO) für den Fahrschacht und sinngemäß die der Bauregelliste A Teil 1, Anlage 6.1 sind zu beachten. Die Abschlüsse erfüllen die Mindestanforderungen der MBO § 39 (2)."

Noch Fragen?

Gruß

C. Lammer

Benutzer_900

Danke für die Antworten.

Aus den beiden letzten schließe ich dass "E90" vergleichbar ist mit der Tür nach DIN 18091. Die Tür widersteht 90 Minuten dem Feuer, läßt aber Wärme hindurch.

Ich werde es so verwenden.

Völcker

clammer

Hallo Frau Völcker,

wie bereits geschrieben, sind beide Türvarianten bauaufsichtlich analog in ihrer Verwendung. Darauf bezieht sich das "gleich"; die Prüfmethoden und -bedingungen sind dagegen ganz anders.

Auch die Art der Nachweise ist völlig verschieden. Während bei den Fahrschachttüren nach DIN 18091 der Verwendungsnachweis wie bei jedem anderen Feuerschutzabschluss aussieht, sind solche nach EN 81 Bestandteil des Aufzuges und dessen "Zulassungen". Diese Art ist für manchen Brandschützer noch neu und daher unbekannt, aber letztendlich gleichwertig.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1470

Hier ist wohl noch einiges unklar

Die Anforderungen an Fahrschachttüren unterscheiden sich wesentlich von denen der Feuerschutzabschlüssen, deshalb auch die Prüfvorgaben. Fahrschachttüren werden nicht auf der Grundlage der ETK sondern nur "Handwarm" geprüft.

Das ergibt sich auch aus dem Schutzziel von Fahrschächten oder den Aufzügen (siehe Art. 37 Abs. 1 in Bayern).

Wenn es vor einer Aufzugsschachttür brennt, wird es in sehr kurzer Zeit Feuer und Rauch im Schacht sein. Das ist auch zulässig. Der z. B. feuerbeständige Schacht (je nach GK) hat zum Ziel, dass sich Feuer oder Rauch nicht in ein anderes Geschoss ausbreiten kann. Das wird durch die Rauchableitung an oberster Stelle und die Baustoffanforderungen sichergestellt.

Der Schacht ist sozusagen eine Schleuse zwischen den Geschossen mit sehr schwachen Türen, welcher aber wegen der Ableitung gut funktioniert.

Norbert Bärschmann

Benutzer_465

Danke, Herr Baersch, für die verständliche Erläuterung

die DIN- oder EN-Fahrschachttüren sind also sozusagen nur Feuerschutzabschhlüsse "light", und das genügt am Fahrschacht...

Interessant nur, dass ich neuerdings dafür E30, E60 oder E90 festlegen muss...

Eine schöne Woche allen!

M. Koeppen

Benutzer_900

Dem Dank schließe ich mich gern an - Völcker

clammer

Fahrschachttüren werden nach DIN 4102-5 identisch geprüft wie alle anderen Feuerschutzabschlüsse auch. Allerdings sind die einzuhaltenden Anforderungen in einigen Punkten "großzügiger". Wesentliches Merkmal ist jedoch, dass die Prüfung von der Schachtseite aus erfolgt.

Anders dagegen die Prüfung nach EN 81-58. Hier wird - m. E. richtigerweise - von der Flurseite aus geprüft. Die Prüfung erfolgt nach EN 1637-1 - wie für die Abschlüsse auch.

Der große Unterschied zum "normalen" Feuerschutzabschlüsse ist, dass Fahrschachttüren größere Leckraten bei den Brandgasen zugestanden werden, weil sich hinter der Tür kein Raum sondern "nur" der Aufzugsschacht befindet. Darum ist der Einsatz von Fahrschachttüren auch nur dann zulässig, wenn der Aufzugsschacht auch über den Rauchabzug verfügt.

DIN 18091 ist eine Baunorm; hier wird gar nichts geprüft.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_1470

Die Anforderungen an E 30 bis E 90 nach DIN EN 81-58 kann man nicht mit den Anforderungen nach DIN EN 13501 vergleichen. Das ergibt sich schon aus den Prüfvorgaben.

Das galt auch sinngemäß für die Fahrschachttüren nach DIN 18090 bis 18092 (nicht mit T 90 nach DIN 4102 T. 5 vergleichbar), welche übrigens nur in feuerbeständigen Fahrschachwänden eingebaut werden durften.

Die Anforderungen an Fahrschachttüren sind eben nicht so hoch, da zwischen den Geschossen eine feuerbeständige Schleuse mit thermischer Ableitung vorgesehen werden muss.

Ausnahme wenn keine Geschosse überbrückt werden wie im Treppenraum ("Fahrschachtwand ist Treppenraumwand").

Weitere Ausnahmen ergeben sich aus der Vernuftsverordnung und diese sind übrigens zum Großteil in den Bauordnungen aufgelistet.

Zusätzlicher Hinweis unabhängig von der gestellten Frage:

Andere Schächte (z. B. Installationsschächte) dürfen nicht mit solchen Fahrschachttüren gesichert werden. Hier ergeben sich sogar höhere Anforderungen als an Feuerschutzabschlüsse (nicht T 30 bis 90 mit oder ohne RS sondern Schachtwandverschlüsse entsprechend der Gebäudeklasse nach DIN EN 13501-3). Die Wärmedämmkriterien an den Zargen sind andere (max. 180 K höher, I 1) als bei den Türen (max. 360 K höher, I 2). Das liegt daran, dass ggf. vor den Schachtwänden ein brennbarer Vorhang hängt, vor den Türen in der Regel nicht.

Norbert Bärschmann

Mattes

Hallo Diskutanten,

auf die Schnelle aus meiner Erinnerung:

ich möchte zur Verwendung der Fahrschachttüren nach DIN 18090-92 folgenden Aspekt beleuchten: die Prüfart wurde in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt und hat sich meiner Kenntnis nach bis heute nicht wesentlich geändert. Dort war Ziel der Prüfung, dass durch einen Brand innerhalb des Aufzugsschachtes eine Rauchabführung über die 0,1m² große Öffnung erfolgen sollte.

Insofern ist das für mich noch schlüssig und wird akzeptiert.

Ich behalte mir aber schon vor, weitergehende Anforderungen an Fahrschachttüren zu stellen, wenn z.B. in einer Verkaufsstätte das Lager im Keller über den Fahrschacht mit dem Verkaufsraum verbunden ist, der Aufzug in einer Wohnung endet oder im Krankenhaus Keller und andere Geschosse über den Aufzug verbunden sind.

Die Fahrschachttüren nach DIN 18090 sind nämlich nicht einmal dichtschließend und müssen es für den Regelfall auch nicht sein.

Mir ist bewusst, dass ich mich mit dieser Haltung immer mal wieder angreifbar mache, weil diese Türen nun mal auch regelmäßig verwendet werden.

Ich erinnere mich gut an einen Einsatz in einem Hochhaus, in welchem an die 20 Geschosse (Vorräume) in unterschiedlicher Stärke verraucht waren, weil es in der Aufzugskabine an der Leuchtstoffröhre geschmort hat. Ein Feuerüberschlag ist keinesfalls zu befürchten, aber eine Verrauchung aller angeschlossenen Geschosse ist bei diesen Türen nicht zu vermeiden, weil die Rauchabzugsöffnung im Schacht nicht wirklich funktioniert...

Gruß

Matthias Bußmann

Benutzer_465

Hallo Herr Bußmann -

in Ihren genannten Fällen sehe ich es u.U. auch so, mit erhöhten Anforderungen (je nach Nutzung auch...)

Das werden wir aber dann wohl weder mit 18091-Türen noch mit 81-58-Türen lösen, zumal ja auch Rauchdichtigkeit wichtig ist.

also dann z.B. zusätzlich eine RS- oder T30RS- vor den Aufzug bauen...

M. Koeppen

Benutzer_1470

Hallo Matthias

Für einige Sonderbauten ,wie z. b. für Hochhäuser ist das verbleibende Risiko nicht vertretbar. Aus diesem Grund werden z. B. in der HHRL eine Schleuse und weitere anlagentechnische Maßnahmen gefordert.

Für Standardgebäude mit Standardnutzungen sind die vorgenannten Fahrschachttüren das rechtlich zulässige Sicherheitsniveau.

Im Übrigen galt schon immer das Schutzziel, dass es nicht zu einer Brandausbreitung über den Fahrschacht in andere Geschosse kommen soll. Das galt nicht nur für einen nicht auszuschließenden Brand im Fahrschacht (Kabel, Hydrauliköl oder andere Technik).

Gruß Norbert

clammer

Nochmal,

die Normenreihe DIN 18090 bis 18092 sind Konstruktions- und keine Prüfnormen. Hier steht drin, wie ich eine Fahrschachttüre zu bauen habe.

Geprüft wird nach DIN 4102-5 oder EN 1637-1.

Wenn also eine Fahrschachttüre nach DIN 18090, DIN 18091 oder DIN 18092 gebaut wurde, wird davon ausgegangen, dass die Anforderungen erfüllt sind. Es findet keine Prüfung mehr statt.

Gruß

C. Lammer