Verkaufsstätte in Bayern

n-ludwig

Hallo Zusammen,

ich bearbeite gerade meine erste Verkaufsstätte in Bayern und stehe in Bezug auf § 14 VkV etwas "auf dem Schlauch". Darin ist für Verkaufsräume von mehr als 50 m² ein 2. Ausgang gefordert. Abweichend dazu spricht § 10 Abs. 3 VkV davon, dass Verkaufsräume von mehr als 100 m² einen 2. Rettungsweg erfordern. So kenne ich es auch aus der M-VkVO und aus Hessen. Was ist nun richtig, ist § 14 VkV evt. ein Schreibfehler?

Weiter habe ich eine Frage zur Führung des 2. Rettungswegs. In meinem Fall habe ich eine gesprinklerte Verkaufsstätte > 5.000 m². Diese ist in mehrere Einheiten unterteilt, deren Trennwände keinen Feuerwiderstand erfordert. Ein Rettungsweg führt über den jeweiligen Haupteingang direkt ins Freie, der andere rückwärtig in einen notwendigen Flur. Frage: Welche Anforderung besteht an den Bereich zwischen Verkaufsraum und notwendigem Flur? Bauherrenwunsch ist, durch ein Lager zu fliehen und dann erst in den Flur zu gelangen. Meine Auffassung ist: Da der direkte Ausgang ins Freie nicht von allen Stellen des Verkaufsraums innerhalb von 25 m erreichbar ist, muss ich vom Lager einen "Flur" abtrennen, der unmittelbar in den notwendigen Flur führt. Aufgrund der automatischen Löschanlage ist dieser Weg baulich aber ohne Anforderungen an die Wände herzustellen und das Lager braucht keine brandschutztechnische Trennung. Sehe ich das korrekt? Und kann ich für den 2. Rettungsweg (also wenn für alle Bereiche der Haupteingang in 25 m erreichbar ist) Abstriche machen? Also, dürfte dann der 2. Rettungsweg über ein Lager ohne bauliche Abtrennung führen?

Danke im Voraus für Tipps.

MfG, Nadja Ludwig

clammer

Hallo Frau Ludwig,

"die Bayern" haben da wohl die MVKVO im § 14 verschärft, dort stehen auch die 100 m² (anstatt der "bayrischen" 50 m²).

§10 behandelt aber etwas anderes und steht auch vor 14.

Im §10 Absatz 3 geht es um die Rettungswegführung über Ladenstraßen. Hier ist eine Verlängerung des 1. FRW möglich, wenn

- die Ladenstraße eine Rauchabzugsanlage hat und

- der 2. FRW nicht über diese Ladenstraße führt, wenn der betroffene Verkaufsraum

Grundsätzlich brauche ich ja nach §10 Absatz 1 immer zwei Rettungswege. Somit ergeben sich folgende Varianten:

Verkaufsraum

Ein Ausgang aus dem Verkaufsraum (aber trotzdem zwei Rettungswege auf dem Geschoss).

Verkaufsraum

Zwei Ausgänge aus dem Verkaufsraum; beide Rettungswege dürfen über die gleiche Ladenstraße führen (zu zwei verschiedenen Ausgängen).

Verkaufsraum > 100 m²

Zwei Ausgänge aus dem Verkaufsraum; der 1. FRW darf über eine Ladenstraße führen, der 2. FRW aber nicht über die gleiche.

Gruß

C. Lammer

clammer

Hallo Frau Ludwig,

meiner Meinung nach widerspricht die Führung des 2. Rettungsweges durch das Lager §13 Absatz 3. D. h. der notwendige Flur muss direkt am Verkaufsraum anfangen.

Gruß

C. Lammer

n-ludwig

Hallo Herr Lammer,

danke für die Erklärung. Na, das ist ja Wahnsinn!

Ich möchte gerne noch eine Frage zur Ladenstraße nachschieben. Und zwar gilt nach § 10 Abs. 3 VkV, dass der Rettungsweg über die Ladenstraße eine zusätzliche Länge von 35 m haben darf, wenn die Ladenstraße über eine Rauchabzugsanlage verfügt. Prinzipiell ist in meinem Fall angedacht, die Entrauchung über die Lüftungsanlage vorzunehmen, da die Verkaufsstätte gesprinklert ist. Ist damit der Passus erfüllt? Wenn ich den Wortlaut der Verordnung folge, ja eigentlich nicht. Theoretisch hätte ich die Möglichkeit im Dach RWA´s einzuplanen, da meine Mall im eingeschossigen Gebäudeteil liegt. Aber macht das Sinn?

Und noch etwas: Falls ich in der Mall RWA´s als "Rauchabzugsanlagen" vorsehe, wie bemesse ich die Öffnungsfläche? In einer Mall mit Automat. Löschanlage dürfen doch 0,5 % der Mall-Fläche genügen, oder? Gibt es eine Rechtsgrundlage?

Gruß, Nadja Ludwig

n-ludwig

Hallo Herr Lammer,

danke für die Erklärung. Na, das ist ja Wahnsinn!

Gruß, Nadja Ludwig

clammer

Hallo Frau Ludwig,

"Ist damit der Passus erfüllt?"

=> Ja, § 10 Abs. 3 verwesit auf § 16.

"Theoretisch hätte ich die Möglichkeit im Dach RWA´s einzuplanen, da meine Mall im eingeschossigen Gebäudeteil liegt. Aber macht das Sinn?"

Sehe ich persönlich so, da Sie sonst nach einem Rauch-/Brandschaden erst die gesamte Lüftungsanlage reinigen oder gar sanieren müssen.

Das Thema "Öffnungsfläche" etc, haben "die Bayern" nicht aus der MVKVO übernommen. Dort finden sie im § 16 Absatz 2 Nummer 4 Auslegungshinweise:

"Die Anforderung des Absatzes 1 ist insbesondere erfüllt bei" ...

"Ladenstraßen mit nur auf einer Ebene liegenden Verkehrsflächen, wenn diese Ladenstraßen Rauchabzugsanlagen haben, bei denen je höchstens 20 m Länge der Ladenstraße mindestens ein Rauchabzugsgerät mit mindestens 1,5 m² aerodynamisch wirksamer Fläche im oberen Raumdrittel angeordnet wird, je 80 m Länge der Ladenstraße mindestens eine Auslösegruppe für die Rauchabzugsgeräte gebildet wird und Zuluftflächen im unteren Raumdrittel von insgesamt mindestens 12 m² freiem Querschnitt vorhanden sind; bei sonstigen Ladenstraßen, wenn die Ladenstraßen Rauchabzugsanlagen haben, bei denen die Größe und Anordnung der Rauchabzugsgeräte und der notwendigen Zuluftflächen hinsichtlich des Schutzziels des Absatzes 1 ausreichend bemessen sind."

Gruß

C. Lammer

n-ludwig

Hallo Herr Lammer,,

Danke für den Hinweis auf die Angaben in der MVkVo. Inzwischen ist die Planung in meiner Verkaufsstätte, die Entrauchung ohne Ansatz der Lüftungsanlage zu realisieren, da die Anlage nur einen 2fachen Luftwechsel bringt und dies für zu wenig gehalten wird. Auch dazu nochmal die Frage: Ist es nicht vertretbar, aufgrund der vorhandenen Sprinkleranlage die RWAs zu reduzieren. Wenn nicht, hätte ich bei Anwendung der MVkVo bei jedem kleinen Laden, der größer als 50 m2 ist und an der Mall liegt eine Rauchableitungsöffnung. Ist das nicht übers Ziel hinausgeschossen. Wer hat Erfahrung mit der Entrauchung von gesprinklerten Vk ohne Ansatz der Lüftungsanlage?

Nadja Ludwig

clammer

Hallo Frau Ludwig,

die ARGEBAU hat leider keinen anderen Fall als den mit der Lüftungsanlage vorgesehen, um den Wasserdampf und den (Kalt-)Rauch abzuführen. Dabei wird in Kauf genommen, dass ggf. die Absperrelemente auslösen und das ganze nicht mehr funktioniert.

Die Philosophie ist, wenn gesprinklert wird, brauche ich keine Rauchableitung ("da tut´s das bisschen Lüftung auch"). Diesen Ansatz können Sie als Basis für Ihre Auslegung nutzen.

D. h. aus meiner Sicht würde zum Beispiel ein öffenbares Fenster in einem Verkaufsraum ausreichen.

Gruß

C. Lammer