Dächer von Anbauten.

peters

Hallo

gem. MBO oder HBO aktuellen Datums sind an Dächer von Anbauten, die an aufgehende, nicht qualifizierte Wände mit Öffnungen angrenzen, Anforderungen zu stellen, wie an Decken, zumindest in einem Abstand bis 5m zu o.g. Wänden.

In einer von mir zu beurteilenden Nutzungsänderung im 6.OG eines 7-geschossigen Gebäudes sind Trapezblechdächer vorhanden.

Im 7.OG (mit Aufenthaltsräumen) sind Aussenwände mit Fensteröffnungen, die an die Trapezblechdächer angrenzen.

Der Bauherr steht auf dem Standpunkt, das sei Bestand. Bislang konnte die Baugenehmigung noch nicht vollständig eingesehen werden, aber ich befürchte, dass auch hier keine eindeutige Aussage zu finden sein wird.

Ich bin der Ansicht, dass eine Ertüchtigung dringend geboten ist, kann zum Nachweis jedoch nicht auf bauordnungsrechtliche Anforderung zum Erstellungszeitpunkt (1984) verweisen.

Die HBO 1978 kannte die Anforderung nicht.

Kann es wirklich sein, dass keine Anforderungen bestanden haben?

Über einen Hinweis zu einer gesetzlichen Grundlage wäre ich dankbar.

J.Peters

Benutzer_822

Sie haben einen "Zufallsfund" gelandet, einen Mangel, der sich erst im Laufe der Zeit herauskristallisiert hat. Rein formal besteht kein Nachrüstungsbedarf aus konkreter Vorschrift aber es besteht Pflicht zur Vermeideúng jeder Verkehrsgefahr, wenn man einen mangel erkannt hat. Dem Bauherrn schreiben, dass es alleine in seiner verantwortung ist, hier den mangel abzustellen - oder dafür seine Freiheit zu riskieren, wenn jemand durch den Brandüberschlag (der auch in dieser Höhe vorkommt) zu Schaden kommt. mfg Schächer

Benutzer_1388

Wenn man keinen Anbau hat, sind Fensteröffnungen erlaubt. Feuer frisst sich höher. Folglich müssten wir alle Fassaden zumauern. Wenn Gebäude winkelförmige Grundrisse besitzen, dürfen Trennwände (nicht Brandwände) auch im Eckbereich angeordnet werden. Feuer schlägt über Eck und erst recht diagonal über Eck in die höhere Fassade. Das kann auch vom 6. ins 7. OG passieren. Also müssten wir alle Fassaden zumauern oder F90-Verglasungen einbauen. Früher gab es die Forderung nach 1 m hohen Brüstungen bei Gebädeklasse G (Hessen). Das Feuer stört sich nicht dran. Die Forderung ist längst wieder weg.

Ein Brandüberschlag durch das Dach kann ggf. komplizierter sein oder schwieriger zu bekämpfen, aber ist die Gefahr wirklich so groß, dass ein gewisser Bestandsschutz beiseite geschoben werden kann? Ein Abweichungsantrag ließe sich m.E. begründen. Eine Aufklärung muss natürlich erfolgen, aber Lebensgefahr? Freiheit riskieren? Ist das nicht etwas zu hoch gegriffen? Dabei stellt sich die Frage nach den Brnadabschnitten im 6.OG und nach der Nutzungsänderung: etwa Diskothek im 7.OG?

MfG. Gerhard Karstens

peters

Im Falle von Dächern von Anbauten, die an aufgehende Fassaden angrenzen ist das Schutzziel die ausreichend lange Verhinderung einer Übertragung von Feuer und Rauch in andere Geschosse. Wenn nur ein baulicher Rettungsweg für das 7.OG vorgesehen ist, wie im zu beurteilenden Falle, kann ein Brand im 6.OG bei möglicher, gleichzeitiger Verrauchung des Treppenraumes, im Sinne der Aussage von Herrn Schächer, schnell kritisch werden.

J.Peters

Benutzer_1388

Ich will die Sache nicht verharmlosen. Nur: Der Brandüberschlag von Fenster zu Fenster findet an den anderen 3 Gebäudeseite doch auch statt. Wenn Sie nun von einer Verrauchung des Treppenraums ausgehen, ist das ja immer schlecht. Wäre hier im TR eine Abhilfemaßnahme nicht vielleicht sogar sinnvoller, als einfach nur in die HBO zu schauen?

G.Karstens

Benutzer_822

würden wir alle in fensterlosen Bunkern wohnen, wäre der Brandüberschlag ausgeschlossen. Wären überall übereinander und gegenüberliegend offene Fenster wäre der Überschlag optimal. Der Gesetzgeber hat bestimmte Forderungen definiert udn die gelten für die Errichtung und den betrieb eines hauses, Das ist der Maßstab.

Brandüberschläge über große Höhen (gut 10 m) vom Dach in Fenster habe ich schon beobachtet, macht sich nicht gut ... mfg Schächer

brandsicher

Herr Schächer hat das schön formuliert. Da sich absolute Sicherheit also nicht erreichen lässt, kann aber das Risiko als Kehrwert der Sicherheit für den konkreten Fall sachverständig ermittelt werden. Theoretische Hilfe bietet hier der Risikograph gemäß §ISO 13849. Dort braucht nur „geringes Risiko“ durch „hohe Sicherheit“ und „hohes Risiko“ durch „geringe Sicherheit“ ersetzt werden. Der Rest ist Erfahrung. Denn die brandschutztechnischen Anforderungen sind die Summe der leidvollen Erfahrungen, die bei vielen Bränden gesammelt werden mussten. Die baurechtlichen Anforderung legen die zu erreichende „(Grenz-) Sicherheit“ fest, auf die eine Gesellschaft sich geeinigt hat. Deshalb ändert sich das Baurecht auch immer mal. Und deshalb wird das Risiko eines verrauchten Rettungsweges für einen Flur durch das geltende Baurecht in Kauf genommen, für einen Treppenraum aber ein zweiter Rettungsweg gefordert.

Viele Grüße

U. Drechsler