Sicherheitstreppenhaus

Benutzer_1377

Folgende Situation:

Neubau eines Mehrfamilienhauses in Rheinland-Pfalz, Gebäudeklasse 5

Der zweite Rettungsweg ist weder über die Feuerwehr noch baulich möglich bzw. geplant.

Der Planverfasser sieht ein Sicherheitstreppenhaus ohne Laubengang oder Schleusen vor und die Wohnungseingangstüren führen direkt in das Treppenhaus. Weiterhin ist zusätzlich der Aufzug ebenfalls im Treppenhaus. Dies alles widerspricht den üblichen Bedingungen für ein Sicherheitstreppenhaus.

Die Rauchfreiheit des Treppenhauses soll durch eine Rauschutzdruckanlage mit Notstromversorgung als "Sprinklerpumpenschaltung" gewährleistet werden.

Zusätzlich Wohnungseingangstüren in T-30 RS mit Freilaufschließern und Rauchmelder zur Steuerung der Rauchabzugsanlage.

Gemäß Angabe des Planers wurden solche Konzepte bereits von Ihm gebaut.

Ich bin hier etwas ratlos und wäre für Eure Kommentare sehr dankbar.

Benutzer_3278

Hallo markuse,

ein Sicherheitstreppenraum kann dies nicht sein, Sie schrieben ja korrekterweise selbst das es den üblichen Bedingungen für ein Sicherheitstreppenhaus widerspricht (Raucheintritt hier nicht auszuschließen!).

Die Kaskade des Sicherheitstreppenraumes funktioniert nur mit den entsprechenden Komponenten wie Vorräume und Abströmungen in den Nutzungseinheiten.

Ich würde hier das Ganze als Spüllüftung des Treppenraumes ansehen. Im Brandfall wird der Treppenraum gespült (unten Luft rein - oben wieder raus) und zwar automatisch, wenn in der Nutzungseinheit ein Brand ausbricht/detektiert wird und zusätzlich mit Handauslösung für Feuerwehr/Nutzer.

MFG

Benutzer_822

ein Sicherheitstreppenraum iost einer, in den Rauch und Feuer nicht eindringen können. Mit T 30 RS Türen zu den Wohnungen und einer Rauchdruckanlage die sich frühzeitig einschaltet, ist das auch ohne Vorräume möglich. Im Hochhaus ist die Sache komlizierter, deshalb weitergehende Forderungen, im Regelbau kann man eine "richtige BMA" als Steuerelement einbauen und Rauchmelder in alle Wohnungen VOR der Tür (2 m ...), dann beginnt der Druckaufbau, sobald es in einer Wohnung brennt, schon bevor jemand die Tür öffnet. Und mit dem Druck kann Rauch (zumindestnicht in wesentlichen mengen) in den Treppenraum eindringen. Ich denke, das ist vernünftig und ausreichend. mfg Schächer / Hessen

clammer

Hallo markuse,

ich sehe das wie "Langhof".

Allerdings gibt es im Baurecht keine Aussagen, wie eine Sicherheitstreppenraum bei Gebäuden unter der Hochhausgrenze auszusehen hat.

Als Hilfestellung würde ich zum Beispiel die VVBauO NRW ansehen, diese wurde zwar zurückgezogen, aber als Erkenntnisquelle wird sie durchaus verwendet und anerkannt.

Gruß

C. Lammer

Benutzer_203

Ich bin auch nicht überzeugt davon, dass kein Rauch in den Treppenraum eindringt.

Im normalen Wohnungsbau halte ich die Wartung und Instandhaltung von Feuerschutztüren als Wohnungseingangstüren zwar nicht für unmöglich aber für schwierig. Dort wo wir es bisher eingesetzt haben gab es bei Kontrollen immer wieder Türen die nicht funktionierten.

Hinzu kommt ein mögliches Versagen wenn innerhalb des Flures in der Hektik irgendetwas umkippt oder bei der Flucht herunter fällt und die Türe nicht zufallen kann.

Innerhalb eines Brandraumes kommt es auf Grund der thermischen Entwicklung rasch zu einen höheren Druck als im Treppenraum.

Wie soll eine Druckbelüftungsanlage verhindern das Rauch in den Treppenraum eindringt, wenn innerhalb der Wohnung keine Abflussöffnung für den Rauch ist.

Es gibt dann die Argumentation dass der eindringende Rauch ja sofort nach oben und über die Abströmöffnung im Treppenraum herausgespült wird, aber wer garantiert die Nutzbarkeit des Treppenraumes als Rettungsweg in dieser Situation?

Ich weiß nicht ob man bei der Sicherung beider Rettungswege über einen Treppenraum tatsächlich solche Kompromisse eingehen sollte. Wohl eher nicht.

MfG

Cordier

Benutzer_1470

Es gibt keine Sicherheitstreppenräume "Leicht" für Gebäude unterhalb der Hochhausgrenze. Entweder sind diese Treppenräume so herzustellen, dass Rauch nicht eindringt oder es müssen zwei Rettungswege vorhanden sein. Da sind die Bauordnungen eindeutig.

Die zusätzlichen Forderungen für innenliegende Treppenräume in einigen Bundesländern schaffen auch keine Sicherheitstreppenräume. Auch bei Umsetzung dieser Anforderungen wird immer noch ein zweiter Rettungsweg gefordert.

Norbert Bärschmann

brandsicher

Die „Spülluft“ bringt keine entscheidende Sicherheit, solange der Druckanstieg im Brandraum nicht berücksichtigt wird. Andererseits ist das Risiko hier auch nicht höher als bei einem Verbindungsflur, zwischen zwei Treppenräumen, der zu Nutzungseinheiten nur dicht-, nicht aber selbstschließende Tüten hat. Das wird vom aktuellen Baurecht ja toleriert.

Benutzer_1388

Ich schließe mich der Auffassung von Herrn Schächer an.

Mit der beschriebenen Anlagen-Türen-Kombination kann man einen normalen Treppenraum sicherer machen. Es soll der 2. Rettungsweg ersetzt werden. Wie sicher ist dieser denn? Und wann steht dieser für wie viele Menschen und Tiere zur Verfügung? Ein Fenster? Anleiterbar? 7m hoch? Die Drehleiter für die Höhe von 19 m ist monentan in der Werkstatt....

Wenn man im Treppenraum wegen Rauch nicht hinaus kann, wartet man auf Retter. Die kommen a) über das Fenster oder b) über den Treppenraum. Hat man eine T30-RS-Tür vor seiner Wohnung, wartet man bis zu 30 Minuten. Bei einem Neubau der Klasse 5, muss man eigentlich 90 Minuten ausharren können. Fenster zum Luft holen, müssten in Wohnhäusern auch vorhanden sein. Die T30-RS wäre rundherum der Schwachpunkt, aber im Treppenraum ohne Brandlast sollte es nicht voll brennen. Ein Sicherheitstreppenraum im Hochhaus ist technisch anspruchsvoller und vielleicht sicherer.

Ein Treppenraum nach Bauordnung kann heftig verqualmen, weil das Treppenraum-RWA-Fenster klemmt und das Fenster des 2. Rettungsweges einer Wohnung kann über der brennenden Wohnung liegen und deshalb ggf. nicht angeleitet werden. Na, so ganz sicher ist ein Gebäude nach Bauordnung auch nicht. Sicherer wären 2 bauliche Rettungswege, und zwar voneinander völlig unabhängig in verschiedenen Richtungen.

MfG. G.Karstens

Benutzer_1470

Die hier vorgestellten Vorschläge für die Ertüchtigung von Treppenräumen erhöhen das vorgegebene Sicherheitsniveau dieser Gebäudeteile bzw. Rettungswege. Festzuhalten ist, es handelt sich nicht um die nach den Landesbauordnungen vorgesehenen Sicherheitstreppenräume.

Rettungswege müssen redundant oder so sicher sein, dass Feuer und Rauch nicht eindringen kann. Bei einem Sicherheitstreppenraum können deshalb keine Abstriche gemacht werden. Nicht nur die Gebäudenutzer haben darauf einen Anspruch sondern auch die Einsatzkräfte, welche sich schon oft genug in Gefahr bringen. Bei Ausfall Treppenraumes ist der Rückzugsweg der Einsatzkräfte in Frage gestellt. Das gilt im besonderen Maße wenn kein zweiter Rettungsweg/Rückzugsweg vorhanden ist.

Wenn bei einem neu zu betrachtenden Bauvorhaben nur ein vertikaler Rettungsweg vorhanden ist, muss dieser sicher sein und das ohne Kompromisse (siehe HHRL).

Inwieweit im Bestand oder bei denkmalgeschützten Gebäuden ohne zweiten Rettungsweg die Erüchtigung des Treppenraumes (wie hier vorgeschlagen) ausreichend sein kann, steht auf einem anderen Blatt (Abwendung der erheblichen Gefahr im konkreten Einzelfall, je nach Landesbauordnung).

Norbert Bärschmann